Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
Freundin! (Die Herren Leser mögen die Diskriminierung verzeihen – die Sache funktioniert natürlich auch mit dem »besten Freund«).
Sie möchten wissen, was ich an mir mag? Ich mag mich aus den verschiedensten rationalen und irrationalen Gründen. Der wichtigste Grund: Ich weiß, ich bin ein »guter Mensch«. Das heißt jetzt nicht, dass ich Anspruch darauf erhebe, die zweite »Mutter Teresa« zu sein. Das bedeutet nur: Ich bin nicht gemein, ich bin nicht sadistisch, ich bin nicht grausam, ich betrüge nicht, ich lüge nicht, und ich helfe anderen, so gut ich kann. Kurz: Ich verhalte mich moralisch, das Grundgesetz ist meine Religion. Denn:
Sich mit seinen Schwächen zu akzeptieren, heißt nicht, sich selbst alles durchgehen zu lassen! Es hilft enorm beim Sich-Mögen, wenn man an sich arbeitet und sich vor allem nicht wie ein Arschloch verhält und wenn man den eigenen moralischen Ansprüchen genügt (mehr zum Thema »Helfen als Glückskick« auf S. 371 ff. > ).
Ich mag aber auch meine »Fehler« – denn wenn ich das nicht tun würde, würde ich alles daransetzen, etwas zu ändern!!! Ich bin zum Beispiel von jeher ein Chaoskind, das es schafft, einen Raum innerhalb von zwei Minuten komplett zu verwüsten. Ich bin furchtbar nachtragend und vergesse wie ein Elefant nie, wenn jemand etwas Mieses gemacht hat – zumindest so lange nicht, bis ich eine ehrliche Entschuldigung bekomme. Ich mag es auch an mir, dass ich mich für den Diplomatischen Dienst null eigne, weil ich – nach »normalen« Maßstäben – viel zu direkt bin. Das sind aber »Fehler« aus Überzeugung, sie machen mich einzigartig und werden aus einer anderen Perspektive zu Stärken! Gerade bei meinen Freunden bin ich für meine schonungslose Klappe berühmt – ich halte nicht hinterm Berg mit dem, was mir als Erstes durch den Kopf schießt.
Meine Freundin Alexia konnte einmal nachts nicht schlafen und hat, um sich von ihrer Schlaflosigkeit abzulenken überlegt: Was würden meine Freundinnen auf die Frage sagen: »Guck mal, mein Arsch ist doch dick geworden, oder?« Dann hat sie vier Antworten aufgeschrieben und ihren vier besten Freundinnen in den Mund gelegt. Die Sätze mussten wir hinterher der richtigen Person zuordnen. Natürlich wussten wir alle sofort Bescheid. Was mein Satz war? Der folgende: »Ach du Scheiße, stimmt, Alexia, da musst du unbedingt was machen!« Die anderen haben so was gesagt wie »Ach, du übertreibst, meine Güte« oder «Ich seh da keinen Unterschied!«
Auch wenn Alexia mir en détail von einem One-Night-Stand berichtet hätte (»Was für ein geiler Typ! Ich sach dir, ich hab mir die Seele aus dem Leib gevögelt!«), wäre ich diejenige, die trocken sagt: »Du hast ja hoffentlich ein Kondom benutzt?«
Charme und Perfektion vertragen sich schlecht miteinander.
CATHERINE DENEUVE
Ja, es ist einfach so, egal was ich mache, ich bleibe immer eine Sonya, die redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist und die anderen ohne Vorbehalte gegenübertritt. Freunden ebenso wie Fremden und sogar der Fernsehkamera. Dadurch wirke ich oft ein bisschen »schrill« und »too much« und werde auch nie die mysteriöse Aura einer Greta Garbo haben. Einige mögen das für eine Schwäche halten – aber das juckt mich nicht, denn ich mag mich so. Ich bin authentisch. Und trotzdem (und das wird einige überraschen), kann ich noch überraschen – wenn andere mich näher kennenlernen und wenn sie plötzlich entdecken, dass es unter meiner offenen Oberfläche jede Menge Schichten gibt. Aber seien Sie gewarnt, wenn Sie mit dem Sich-selbst-Mögen anfangen.
Wenn man sich mag, hat das »Nebenwirkungen«: Leute, die sich mögen, haben eine so starke Ausstrahlung, dass das Neider auf den Plan ruft. Aber auch das ist ein ganz wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbsterkenntnis: Man kann nun mal nicht allen gefallen.
Ich bin mir jedenfalls bewusst, dass ich polarisiere: Entweder man mag mich oder man findet mich zum Kotzen. Dazwischen gibt’s ganz lange nichts. Wäre ich ruhiger und zurückhaltender, würde ich im Fernsehen vermutlich eine breitere Masse ansprechen. Vielleicht so, wie die Schwiegermama-Lieblinge Jörg Pilawa oder Günther Jauch. Aber dann wäre ich nun mal nicht ich. Ich bezweifle sogar, dass ich überhaupt TV-Karriere gemacht hätte, wenn ich mich irgendwie bemüht hätte, anders zu sein.
Dass ich mich nicht verstelle, hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Ich muss nicht lange überlegen, bevor
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