Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
bestaunt, betatscht und bemitleidet zu werden. Aber fliehen war nun mal nicht – Schulpflicht ist Schulpflicht.
Es war klar: Ich musste etwas unternehmen, wenn ich dieser unerträglichen Situation ein Ende bereiten wollte. Die Schule zu wechseln war keine Option. Das einzige Gymnasium, das als erste Fremdsprache ebenfalls Französisch anbot, lag 40 Minuten Busfahrzeit in entgegengesetzter Richtung zu meinem Ballettunterricht – und ich fuhr jetzt schon über eine Stunde. Wenn ich zu all den unheilvollen Veränderungen der jüngsten Zeit nicht auch noch mein liebstes Hobby aufgeben wollte, musste ich irgendwie in der Höhle des Löwen überleben.
Klappt die Showtreppe aus – the only way is up!
Was tat ich also? Ich ging instinktiv zum »Gegenangriff« über. Und zwar zu einem, den mir niemand zugetraut hätte. Ich legte mit quietschenden Reifen einen gewagten U-Turn hin. Innerhalb von drei Wochen wurde ich von einem der schüchternsten Mädchen der Schule zum Entertainer der Stunde und legte damit sozusagen den Grundstein für meinen späteren Beruf. Vor »Sonya on speed« war kein Gag sicher. Ich fand in jeder Situation etwas Komisches und brachte selbst Klemmis wie Silke zum Kichern – jeder Brite wäre stolz auf mein plötzlich zutage tretendes Stand-up-Comedian-Talent gewesen. Diese lustige Sonya war übrigens keineswegs eine Erfindung der »Neuzeit«. Die gab’s schon lange – bei Privatvorstellungen für Großeltern, Mama und engste Freundinnen. In den allermeisten Situationen hatte ich diese Facette von mir aus genannten Gründen allerdings sorgfältig hinter dem Schutzpanzer aus Schüchternheit verborgen. Hätte ja Angriffsfläche geboten. Aus freien Stücken hätte ich auch niemals mein Schneckenhaus abgeworfen und mein humoreskes Selbst entblößt, aber meine Angst vor der eigenen Trauer und vor dem bedrohlichen Beileid war größer als meine Angst vor den anderen.
Und mit meiner plötzlichen Metamorphose geschah das Wunder: Sobald ich lustig und gut gelaunt war, fühlte ich mich plötzlich nicht nur in meinem Element. Die anderen sahen auch keinen Grund mehr, mich zu bemitleiden. Das erste Zeichen, dass sich alles normalisierte: Mehmet fing wieder an, mich wie gewohnt zu piesacken. Welch ein Triumph! Auch die anderen verhielten sich mir gegenüber endlich wieder wie ganz normale Mini-Menschen. Allerdings auf ganz andere Art als vorher – statt Distanz zu wahren, tauten sie auf und trauten sich an mich ran. Endlich hatten sie mitbekommen, dass ich gar nicht arrogant war. Wie hätten sie das vorher auch feststellen sollen? Und ich stellte wiederum mit Erstaunen fest, dass die anderen gar nicht so schlimm sind!
Eigentlich hatte ich ja nur meine Lage überspielen wollen, damit die anderen mich mit ihrem nervigen Mitleidsgetue in Ruhe ließen, das mich, statt zu trösten, nur so sehr an meine Traurigkeit erinnerte. Und je mehr ich mich überwand, umso mehr merkte ich: Es ging mir viel besser dabei. Und das ganz erstaunliche Ergebnis war: Ich wurde tatsächlich fröhlicher.
Es ist so, wie du glaubst, dass es ist: Selffulfilling Prophecies
Was damals passiert war, als ich vom schüchternen Mauerblümchen zur Entertainerin wurde? Ich hatte nicht nur meine »Superkraft« entdeckt, sondern auch Bekanntschaft mit dem gemacht, was Psychologen eine »Selffulfilling Prophecy« (auf Deutsch: eine »sich selbst erfüllende Prophezeiung«) nennen. Wie bitte? Was? Ein super Beispiel für eine SFP ist es, wenn irgendwelche sogenannten Wirtschaftsexperten eine Krise vorhersagen. Wenn dann alle Investoren sofort ängstlich ihr Geld aus den angeblich so gefährdeten Bereichen abziehen, ist die Krise plötzlich da – eine Bestätigung für die »Experten«. Ohne Prophezeiung wäre aber möglicherweise wenig bis nichts passiert.
Wenn wir auf einen Türsteher mit einer angespannten Haltung zukommen, die ausstrahlt: »O Gott, meine Turnschuhe! Hab ich damit überhaupt eine Chance, reinzukommen? Hilfe! Hilfe!«, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir tatsächlich abgewiesen werden, weil unser ganzer Körper verrät, dass wir gern etwas verbergen würden – unsere Turnschuhe nämlich. Doch wenn wir ganz easy-peasy bleiben und denken: »Vielleicht komm ich ja rein – und wenn nicht, kein Weltuntergang«, wette ich, dass das Entree deutlich einfacher wird.
Let your body talk – Selbstbewusstsein durch selbstbewusste Körperhaltung
Für mich ist es immer wieder ein kleines
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