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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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fuhr zu ihr herum, wobei das linke Bein in seiner schmutzigweißen Gipshülle herumschwang wie ein Pendel. »Wer war das? Ausflügler? Jäger?«
    Es waren die Ausflügler, die jedesmal, wenn sie auftauchten, ob bei Tag oder Nacht, ihre Illusion von friedlicher Harmonie zerplatzen ließen, ob es sich nun um einen Taucher handelte, der während der Schonzeit Abalone gesammelt hatte und in Sichtweite des Strandes ertrunken war, so dass ausgerechnet Anise ihn bei Ebbe gefunden hatte – das Gesicht war weggefressen gewesen, und der eine Arm hatte steif und gekrümmt vom Körper abgestanden, als wollte er sie zum Tanz auffordern –, ob es Spinner waren, die riesige Freuer entzündeten, gestrandete Sportangler oder ein paar Teenager im Kajütboot ihres Daddys, die aus Santa Barbara herübergefahren waren und bei Scorpion Rock auf eine Schule Grauwale geschossen hatten. Man musste auf alles gefasst sein, besonders im Sommer, wenn irgend jemand, den man noch nie gesehen hatte, seelenruhig in die Küche spaziert kam, als wäre die ganze Ranch nichts weiter als eine Kuriosität in einem Freiluftmuseum. Aber das hier waren keine Ausflügler. Das hier war schlimmer. »Jäger«, sagte sie.
    Er blieb knapp vor ihr stehen und stützte sich schwankend auf die Krücken. Er war riesig, das Haar auf dem großen Kopf war im Verlauf des vergangenen Jahres weiß geworden, und der gleichfalls weißgesprenkelte Bart verdeckte den Kragen und stand nach beiden Seiten ab, als würde ihm ein starker Wind ins Gesicht wehen. »Wo? Doch nicht auf unserem Grund?«
    Sie bemühte sich, nicht laut zu werden. »Genau auf der Scorpion-Wiese. Mitten auf der Wiese.«
    »Scheiße! Diese Scheißidioten! Haben wir welche verloren?«
    Sie nickte nur. »Anise ist unten am Funkgerät und versucht, die Küstenwache zu alarmieren. Diesmal müssen sie dafür bezahlen.«
    »Wie haben sie ausgesehen?«
    Und jetzt musste sie sich noch einmal den Bildern aussetzen: wie sie gekommen waren, rücksichtslos, ahnungslos, wie die Mutterschafe gerannt waren. »Ich weiß nicht. Wie irgendwelche Idioten eben. Einer hatte Pfeil und Bogen und trug einen Tarnanzug, als wären wir hier in Vietnam oder so.«
    Bax schob sich durch die Tür. Sie folgte ihm zum Kopf der Treppe. Unter ihnen lag die Küche: Da stand der lange Tisch, da hing der Schweinekopf, den Bax hatte ausstopfen lassen und der auf den Raum herabsah mit seinen Hauern und seinem schiefen Grinsen, als wäre der Tod bloß ein guter Witz. »Er war« – Bax gab ihr die Krücken, damit er sich am Geländer festhalten und eine Stufe nach der anderen hinunterhumpeln konnte – »nicht zufällig blond?«
    »Doch, ja, das war er«, sagte sie und schob die Schulter unter seinen Arm, um ihn zu stützen.
    »Groß? In den Vierzigern?«
    »Ja, ich glaube schon. Warum? Kennst du ihn etwa?«
    »Scheiße, ja. Das ist Thatch.« Noch eine Stufe und noch eine, der Raum unter ihnen weitete sich: Da waren der Herd, der Ofen, der stumpfe Glanz der verbeulten Töpfe und Pfannen, ihr Arbeitsplatz und der Hort der Häuslichkeit. Sie hörte Anises Stimme – »Mayday! Mayday! Mayday!« – und das statische Rauschen, wenn sie die Sendetaste losließ. Wer ist Thatch? war die Frage, die sie stellen wollte, aber er beantwortete sie bereits. »Kennt er die Regeln nicht? Die haben mir gesagt, dass er sich auf jeden Fall von der Ranch fernhalten und nur in den Hügeln jagen wird.«
    »Wer hat dir das gesagt?«
    Er atmete schwer, er schwitzte, obwohl es im Haus kaum wärmer als zwölf Grad war, und am unteren Ende der Treppe zuckte er zusammen, als sie ihn nicht mehr stützte und ihm die Krücken reichte. Sein Blick wich dem ihren aus. »Die Besitzer«, sagte er.
    »Was meinst du damit? Sie haben doch nicht etwa –«
    »Doch«, sagte er, und seine Stimme war jetzt ganz tief – es war mehr ein Schnauben oder Knurren als ein artikuliertes Wort. »Ich wollte es dir schon seit Wochen sagen, aber dann war der Unfall und so weiter, und ich habe –«
    Sie war fuchsteufelswild, sie kochte. »Und du hast was? Mich belogen? Mich im dunkeln gelassen? Mich behandelt wie eine Aushilfe, eine Köchin anstatt wie das, was ich bin oder für was ich mich jedenfalls gehalten habe? Du Scheißkerl. Du bist noch schlimmer als die!«
    Er schleppte sich durch den Raum bis zur Tür, bevor er antwortete, und als er den Mund öffnete, griff er bereits nach dem Kleinkalibergewehr, als könnte er damit etwas ausrichten gegen eine Bande von Schweinemördern mit

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