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Wenn das Schlachten vorbei ist

Wenn das Schlachten vorbei ist

Titel: Wenn das Schlachten vorbei ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. C. Boyle
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Festmahl eingefunden hatten, das sie ihnen verwehren wollte. Woher sie kamen, wusste sie nicht – es war ein Rätsel. Es gab eine Inselpopulation, die sich immer in der Nähe des Schlachtschuppens oder der Abfallgrube hinter dem Haus aufhielt, aber sobald das Lammen begann, verfünffachte sich ihre Zahl. Vermutlich kamen sie von den anderen Inseln oder sogar vom Festland. Francisco sagte, es seien die Geister der Indianer, las almas de los indios , die aus dem Totenreich zurückkehrten, um die Weißen, die sie vertrieben hatten, zu plagen, und vielleicht hatte er recht. Auf jeden Fall waren die Vögel schlau wie Indianer oder sonstwer. Wenn man sich mit einem Gewehr zeigte, verschwanden sie und tauchten knapp außer Schussweite wieder auf. Hatte man nur einen eigens schwarz angemalten Stock in der Hand, ignorierten sie einen. Sie hatte gesehen, wie sie zu zweit zu Werk gingen: Ein Rabe lenkte das Mutterschaf ab, und der andere griff das Lamm an. Und obwohl Wissenschaftler behaupteten, Affen seien, abgesehen vom Homo sapiens , die einzigen Tiere, die Werkzeuge benutzten, hatte sie gesehen, dass Raben Muscheln auf Felsen fallen ließen, damit sie aufbrachen, oder bei starkem Wind Steine mit den Krallen packten, weil sie mit diesem Ballast besser fliegen konnten. Aber ob sie nun Geister der Indianer oder Teufel oder sonstwas waren – dieses Jahr sollten sie ihre Lämmer nicht kriegen, dieses Jahr nicht.
    Auf dem Hackklotz aber lag Lammfleisch von einem einjährigen, am Vorabend geschlachteten Hammel, und wenn ihr jemand auf die Schulter getippt und sie gefragt hätte, ob darin nicht eine gewisse Ironie liege, hätte sie gesagt, nein, das sei einfach nur praktisch: Sie verdienten Geld damit, Wolle und Lämmer auf das Festland zu verkaufen, und lebten von dem, was sie hatten, und das war Lammfleisch und nochmals Lammfleisch, ganz wie Bax es ihr an jenem trüben grauen Tag in Oxnard gesagt hatte, als sie sich im Café kennengelernt hatten. Schäfer aßen Lamm- und Hammelfleisch, weil es da war und sie nicht mal eben einen Burger kaufen oder die Avenue hinauf- und hinunterschlendern konnten, um ein Bier zu trinken und einen Hot-dog zu essen. Da sich dieser Speisezettel den Vorwurf der Monotonie gefallen lassen musste, hatte sie gelernt, ihn mit Fleisch von den Schweinen, die die Hirten hin und wieder schossen, oder mit Hummer und Muscheln zu ergänzen, die sie und Anise, ausgerüstet mit Taucherbrille, Schnorchel und zwei Paar Schwimmflossen aus rissigem blauem Gummi, aus dem Meer holten. Die Hummer waren Leckerbissen; sie kochte zwanzig oder mehr in Salzwasser mit Pfefferkörnern, Apfelessig und Lorbeerblättern, aber die Hirten – Mexikaner, die meisten in den Vierzigern und Fünfzigern – waren allen Neuerungen gegenüber misstrauisch. Sie ließen die geschmolzene Butter und die Zitronen, die sie seit dem letzten Einkauf in der Vorratskammer hatte, liegen und wickelten die biegsamen weißen Hummerschwänze lieber mit einem Löffel Bohnen und scharfer Sauce in ihre Tortillas.
    Mit dem Hackbeil und dem Schlachtermesser schnitt sie Koteletts und löste erst den Sattel aus, den sie später braten wollte, und dann den Rest des Fleisches, das sie in handliche Stücke zerteilte. Sie wunderte sich selbst, zu welcher Meisterschaft sie es auch in diesen Details gebracht hatte. In Oxnard, als Toby sie verlassen hatte, war sie kaum imstande gewesen, eine Zwiebel zu schneiden, weil ihre Messer so stumpf gewesen waren – und davor, auf ihrer Tournee, hatten Kellnerinnen ihnen Messer mit Wellenschliff gebracht, damit sie ihre Steaks oder Koteletts oder Rippchen damit schneiden konnten, und sie hatte nie einen Gedanken daran verschwendet, woher die Messer stammten oder wer sie geschliffen hatte. Jetzt war das anders. Jetzt war sie mit Messern, mit ihren Messern, intim vertraut und hatte eins für jeden Zweck: eins zum Schlachten, eins zum Aufbrechen, eins zum Häuten, eins zum Ausbeinen. Und sie sorgte dafür, dass sie so scharf blieben, wie sie es gewesen waren, als man sie gekauft hatte, damals, als in diesem Land noch hochwertiger Kohlenstoffstahl produziert worden war.
    Sie wälzte die Fleischstücke in Mehl, briet sie in Lammfett an, während sie im Ofen grüne Paprika und Chilischoten röstete und mit raschen, präzisen Bewegungen Tomaten, Kohlrüben, Sellerie und Zwiebeln hackte, und bemerkte kaum, dass Francisco wieder hereinkam, um die Frühstücksteller abzuräumen und in die Spüle zu stellen. Sie gab das Gemüse zum

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