Wenn das Verlangen uns beherrscht
Armen und trat ein paar Schritte zurück. „Das Problem ist, dass ich ein bisschen zu gut zu euch passe.“
„Wie kann das sein?“
„Versteh doch. Es ist, als hättet ihr, ich meine du und Flynn, geradezu auf jemanden wie mich gewartet, der Graces Part hier spielen kann. Ich bin die ideale Besetzung. Wir sind voneinander angezogen, ich bin Flynns biologische Mutter, ich koche …“
„Aber …“, unterbrach er sie schnell, „wieso ist es schlecht, dass wir eine richtige Familie bilden?“
Wollte oder konnte er nicht begreifen, was sie damit sagen wollte? „Wenn ich mal eine Familie haben sollte, dann möchte ich um meiner selbst willen geliebt und geachtet werden.“ Sie wandte sich ab, damit Matthew nicht sah, dass ihr die Tränen in den Augen standen. „Hier in diesem Haus habe ich nur eine Ersatzfunktion.“
Verblüffte starrte er sie an. „Aber das ist doch lächerlich!“
Sie sah ihn wieder an, enttäuscht und wütend zugleich. „Ich weiß, dass das nicht nur deine Schuld ist, sondern auch meine. Aber du musst zugeben, dass ihr mich nicht kennt, Flynn und du, dass ich gar nicht wisst, wer Susannah Parrish eigentlich ist.“ Wie sollte sie ihm klarmachen, was sie damit meinte? Weshalb es für sie so wichtig war. „Wenn zwei Menschen sich zusammentun, um eine Familie zu gründen, dann versuchen sie, herauszufinden, was ihnen beiden wichtig ist. Darauf baut sich ihre Beziehung auf. Davon kann hier nicht die Rede sein. Hier hat sich nichts verändert. Ich habe lediglich die Lücken ausgefüllt, die Graces Tod hinterlassen hat. Aber das hat im Grunde nichts mit meiner Person zu tun.“
Was wollte sie nur? Matthew sah sie ratlos an. „Ich weiß ehrlich nicht, was du damit sagen willst. Ich weiß doch, dass du nicht Grace bist.“
Kurz ließ sie die Schultern hängen, dann richtete sie sich wieder auf. Sie würde sich nicht gehen lassen, nicht hier vor ihm. „Ich glaube, keiner hier weiß so genau, was Sache ist. Alles ist verworren und vernebelt. Du lebst in der Vergangenheit, weil dein Schuldgefühl dich quält, dein Vater hatte Geheimnisse, und du hast Geheimnisse. Wahrscheinlich gibt es in dieser Familie noch mehr dunkle Geheimnisse, die bisher nur noch nicht aufgedeckt wurden.“
Sein Blick wurde kalt. „Du weißt genau, warum ich nicht sagen kann, dass du Flynns Mutter bist. Ich habe Grace mein Wort gegeben. Und selbst wenn ich es brechen würde, würde ich damit ihre Eltern unglücklich machen, die an ihrem einzigen Enkelkind mit besonderer Liebe hängen. Das muss unter uns bleiben.“
„Das verstehe ich vollkommen.“ Die Tränen ließen sich nicht länger zurückhalten, und sie wischte sie mit dem Handrücken fort. „Aber du musst auch Verständnis dafür haben, dass ich noch heute weg muss, nicht nur wegen Flynn, sondern auch um meinetwegen. Bevor es uns noch schwerer fällt, uns zu trennen.“
„Dann willst du einfach so verschwinden? Wegen Flynn?“
Hatte er vergessen, was er von ihr verlangte? Urlaubstage zu nehmen war nicht das Problem. Aber mit dem Kind zusammen zu sein, das sie geboren hatte, und dann doch zu wissen, dass sie es wieder verlassen musste! „Ich muss“, flüsterte sie. „Bitte, mach es mir nicht noch schwerer, als es sowieso schon ist.“
„Wenn es dir schwerfällt, dann ist es vielleicht die falsche Entscheidung“, versuchte er es wieder.
Stumm schüttelte sie den Kopf. Sie konnte nicht länger über dieses Thema sprechen, es war zu qualvoll. „Ich werde mich nachher von Flynn verabschieden“, sagte sie leise und sah Matthew dabei nicht an. „Und von Georgia aus werde ich mich gleich bei ihm melden, dann ist der Bruch nicht so abrupt.“
„Und ich? Was ist mit mir?“, fragte er bitter. „Wie willst du mir die Trennung erleichtern?“
„So ähnlich wie mir. Ich vertraue darauf, dass es mit der Zeit besser wird. Du wirst mir sehr fehlen, Matthew.“
Er lächelte kurz und zog sie fest an sich. „Du mir auch.“
Sie schmiegte sich an ihn. Ihn noch einmal fühlen, seinen schlanken muskulösen Körper, das raue stoppelige Kinn, noch einmal seinen Geruch wahrnehmen, die Wärme seiner Haut …
Er beugte sich herunter und strich ihr zärtlich mit den Lippen über den Mund. Es war alles so traurig. Susannah wusste, sie musste sich von ihm lösen. Und doch konnte sie es einfach nicht. Erst jetzt wurde ihr klar, weshalb.
Sie hatte sich in ihn verliebt.
Als Matthew ein paar Stunden später Susannah beobachtete, wie sie in ein Taxi stieg, wollte es
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