Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
Hände krallten sich in den Stoff ihrer Bluse. Sie spürte die Hitze seiner Finger. „Ich will dich nicht verletzen.“
„Du hättest nicht weglaufen dürfen.“
Ein tiefes Seufzen entwich seiner Kehle und sein Kopf sank kraftlos auf seine Brust. „Kim, ich… du hast keine Ahnung, was er mir alles erzählt hat. Wenn das wahr ist, dann … ich will dir nicht weh tun, aber wenn du hier bleibst…“ Er brach kopfschüttelnd ab.
„Ty. Hör zu. Spürst du etwas?“
Verwirrt legte er den Kopf schief. Die Wildheit verschwand wieder aus seinem Gesicht. „Was?“
„Fühlst du dich anders? Böse? Hast du das Bedürfnis mir wehzutun?“
„Nein, aber er hat gesagt…“
„Er hat gelogen! Ty, er ist ein Dämon. Du darfst nicht glauben, was er sagt. Er tut alles, um freizukommen. Glaubst du, er schreckt da vor einer Lüge zurück?“
„Er hat gesagt, er sei mein Vater.“
Kimberly lachte auf, hart und freudlos. „Na und? Mein Vater ist auch ein Arsch. Was soll’s? Unsere Familien sind nun mal nicht die besten.“
„Kim…“
„Halt die Klappe. Ich kann … ich will keine Geschichten mehr hören. In den letzten Tagen haben zu viele Leute zu viel Mist erzählt. Ich … halt einfach die Klappe.“
„Tut mir leid.“
Kimberly ballte die Hände über den Augen und atmete so tief ein, wie es ihr mit seinem Gewicht auf ihrer Brust möglich war. „Du…“ Sie biss sich auf die Lippe und wusste nicht, wie sie den Satz beenden sollte. „Du bist der einzige, dem ich noch vertraue. Außer dir habe ich niemanden mehr, verstehst du? Alle sind auf Barrons Seite, die folgen ihm blind. Außer dir. Oder?“
Seine Augen wurden noch viel weicher und der Bernstein drohte aus ihnen herauszufließen. „Ich bin nicht auf seiner Seite. Aber ich weiß nicht, wie lange ich noch auf deiner bleiben kann.“
„Ty, hör auf damit. Du bist nicht böse. Du bist genauso Mensch wie ich auch.“
Das Seufzen, das nun aus seiner Kehle kam, klang, als wollte er damit alle Sorgen und Zweifel ausatmen, alles Gehörte von sich stoßen und loslassen. „Und wenn doch? Wenn er die Wahrheit gesagt hat?“
Kimberly spürte, wie Wut und Ungeduld durch sie strömten. Sie richtete sich auf, bis ihre Nasen sich beinahe berührten, ihre Augen verschmolzen miteinander, eine Sekunde lang, dann lagen ihre Lippen auf seinen, brachten ihn endgültig zum Schweigen. Der Kuss war hart, verzweifelt und zerschmolz schließlich zu etwas Sanftem und Leidenschaftlichem. Der laubbedeckte Boden unter ihnen zerfloss zu einem grünen, weichen Meer, Blätter legten sich wie Decken um und auf sie. Wenigstens für diesen Moment gab es nichts anderes, nur sie und ihre Küsse. Küsse und Hände und Lippen und ein unglaublich tiefes Verlangen, das sie beide verzehrte.
Verraten
Etwas war falsch. Die Luft, die sie atmete, roch anders, viel zu intensiv, viel zu schwer und betörend. Der Boden unter ihr war gleichzeitig zu steif und zu weich. Er bewegte sich nicht, schaukelte nicht, fühlte sich nicht an wie Sand oder die Planken eines Schiffes. Eher wie Schlamm, Erde und Blätter.
Nur langsam kehrten ihre Erinnerungen zurück. An den Dschungel und an Tyler.
Ihre Augenlider zuckten nach oben und Kimberly musste gegen das grünliche Licht anblitzen.
Tyler!
Ihr Kopf summte ein wenig, als sie sich zu rasch aufsetzte, um sich umzusehen. Schweiß blieb in ihren Wimpern hängen, lief ihre Wangen herab und schien ihren ganzen Körper zu bedecken. Die schwüle Luft war zäh und schwer in ihrer Lunge. Dass er nicht hier war, sah sie trotzdem sofort. Sie glaubte, seine Abwesenheit spüren zu können, es war ein schwaches, leeres Gefühl in ihrer Brust, als hätte sie etwas verloren.
„Tyler?“ Ihre Stimme klang kratzig und klebrig zugleich. Wie lange hatte sie hier gelegen und geschlafen, mitten im Dschungel? In der Nähe raschelten Blätter, aus einer anderen Richtung folgte das Knacken eines Zweiges. „Ty, das ist nicht witzig. Komm raus.“
Trotz der Hitze fröstelnd stand sie auf und drehte sich ziellos im Kreis, wusste nicht, ob und wo sie suchen sollte. Etwas sagte ihr, dass er sich nicht hier versteckte, dass er nicht verschwunden war, um sie zu necken. Es war etwas anderes. Die Szene aus ihrem Traum blitzte in ihrer Erinnerung auf, das Bild von Tyler, die sie aus violetten Augen anstarrte, ein Messer in der Hand…
Sie schüttelte den Kopf, aber dieses Mal gelang es Kimberly nicht, ihre Angst loszuwerden. Ein beklemmendes Gefühl blieb zurück und ihr Herz
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