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Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
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Augen und starrte durch das Loch in der Decke. Weit, weit über sich konnte er den Himmel sehen, blau und strahlend, durchzogen von milchigen Wolkenschleiern. Wenn er nicht richtig hinsah, konnte er sich beinahe einreden, der Himmel wäre blassviolett, so wie damals, als er die Haut der Dämonen widergespiegelt hatte.
    Seine Gedanken drifteten ab, ein Stück in die Vergangenheit, zu Tyler. Ein Lächeln ließ seine Haifischzähne blitzen und überdeckte für eine Sekunde den Schmerz. Der Mann würde seinem Ruf folgen, wenn es so weit war. Es lag in seinem Blut. Er würde nicht widerstehen können.
    Die Auferstehung würde stattfinden, so wie damals, mit der Ausnahme, dass es dieses Mal funktionieren würde. Tyler würde das reine Kind aus dem Weg räumen, damit es ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. Die Crew der Holy Devil würde nichts unternehmen. Er wusste, was der Captain ihnen versprochen hatte.
    Oh ja, sein Herz schmerzte, aber es pumpte noch etwas anderes durch seine Adern als Wut und Sehnsucht: Vorfreude.

Vertrauen

    Helles, warmes Sonnenlicht ließ das Meer glitzern und funkeln, ließ die kleinen Gischtkronen weiß aufleuchten. Die Sturmwolken hatten sich vom Himmel verzogen, nur vereinzelte Schleier hingen auf dem leuchtenden Blau. Die Brise, die wehte, war sanft, die Wedel der Palmen raschelten leicht. Hier und dort tanzten Sandkörner in der Luft, drehten und wirbelten in einer stürmischen Umarmung mit dem Wind.
    Die Schiffe lagen ruhig am Kai, manchmal kräuselten sich die eingeholten Segel ein wenig. Auf den ersten Blick konnte man die Verwüstung an Bord nicht sehen. Nur, wenn man genauer hinsah.
    Und genauso konnte man auch das Chaos in Kimberlys Innerem nicht sofort erkennen, sondern nur, wenn man ganz genau hinsah. Wenn man die geröteten Ränder um ihre Augen sah, die fahle Blässe ihrer Wangen. Wenn man das stumpfe, verworrene Haar betrachtete und tief in ihre Augen blickte, die leer und mutlos waren. Man sah es, wenn man ihre schleppenden Schritte beobachtete, die Art, wie sie sich gehetzt umblickte und dann weiterging, als wäre alles egal.
    Der Sand unter ihren Füßen war heiß. Ihre Nasenspitze pellte sich und entblößte hier und da neue, junge, rosafarbene Haut.
    Sie bemerkte nichts von alledem. Zu sehr nagten der Verrat und das Gehörte an ihr, zu sehr schmerzte ihr ganzes Selbst von den vergangenen Ereignissen. Frankies Geständnis hatte sie schwer getroffen, das Wissen, dass er alles für seine Unsterblichkeit tun würde, verursachte ihr Übelkeit. Sie hatte den Menschen verloren, in den sie am meisten Hoffnung gesetzt hatte, dass er ihr im Ernstfall beistehen würde. Wenn er nicht auf ihrer Seite stand, dann niemand auf dem Schiff, nicht einmal Samuel. Oder gerade er nicht. Als Arzt, der schon so viele Menschen hatte sterben sehen, würde er das Geschenk der Unsterblichkeit wahrscheinlich ohne Zweifel und Skrupel annehmen.
    Würde ich es tun?, fragte sie sich. Würde ich so viel für die Unsterblichkeit aufs Spiel setzen? Würde ich meinem wahnsinnig gewordenen Captain überallhin folgen, nur um sie zu erlangen? Würde ich dafür über Leichen gehen, egal, wie viele es auch sein mögen? Würde ich letztendlich alles und jeden verraten?
    Wenn sie all ihre Wut und Enttäuschung auf Barron und Frankie beiseiteschob, blieb die Frage: Bin ich vielleicht nur eifersüchtig?
    Ihr Herz raste und ihre Hände zitterten, ohne, dass sie etwas dagegen tun konnte. Und hier, in der Einsamkeit, war es ihr gleich. Ihr Blick fiel auf den Dschungel, wo irgendwo noch immer Crows Leiche lag. Sie hatte in der grünen Wildnis gelebt, obwohl sie als Tochter der See aufgewachsen war. Tyler hatte im Dschungel überlebt, ohne Hoffnung auf ein richtiges Leben, jede Sekunde auf der Flucht vor den Spaniern. Konnte sie es dann nicht auch?
    Kimberly änderte ihre Richtung, steuerte statt auf die Wellen auf den Dschungel zu. Den Ort, den sie am meisten verabscheute, an dem sie sich unsicher und ausgeliefert fühlte. Sie konnte sich dort verstecken, die anderen ohne sie weiterfahren lassen. Sie konnte in Crows Haus leben, um mit der Zeit so seltsam zu werden wie sie, und um zu vergessen.
    Konnte sie das wirklich?
    Ihre Füße stockten, stolperten, aber sie liefen noch immer auf den Dschungel zu. Es wäre so leicht. Sie könnte alles hinter sich lassen und mit der Zeit beginnen, sich ein eigenes Schiff zu bauen. Und wenn es so weit wäre, könnte sie die Weltmeere befahren und ihre eigene Crew zusammenstellen,

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