Wenn der Acker brennt
originelle Idee.«
»Wenn dir die Frau gefällt, unterhalte du dich doch mit ihr.«
»Du übertreibst, Rick. Was ist los mit dir? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du fürchtest dich vor ihr.«
»Quatsch, ich habe nur keine Lust auf ihre Gesellschaft.«
»Irgendetwas stimmt hier nicht«, murmelte Johann, während Rick durch die Hotelhalle eilte und in den Lift stieg.
Ja, verdammt, Johann hat recht: Sie jagt mir Angst ein, dachte Rick und drückte auf den Liftknopf. Kaum hatte sich der Aufzug in Bewegung gesetzt, sah er Christine Weingard schon wieder vor sich, das wütende Aufblitzen in ihren Augen, als er sie so barsch zurückgewiesen hatte. Er kannte diesen Blick von früher, aber das konnte einfach nicht sein. Seine Phantasie ging erneut mit ihm durch. Bilder der Vergangenheit tauchten aus seiner Erinnerung auf, alles war auf einmal wieder so nah.
»Zwischen euch läuft doch was«, riss Johann ihn aus seinen Gedanken.
»Blödsinn.«
»Sie hat eine schöne Stimme, nicht wahr?«
»Ich wusste gar nicht, dass wir noch eine Sängerin suchen.«
»Wie du willst, dann vergessen wir sie eben wieder.«
»Guter Vorschlag, wir müssen jetzt sowieso an die Show denken, alles andere ist Nebensache.« Ricks Herz schlug auf einmal schneller. War es möglich, dass Georg Denninger diese Begegnung tatsächlich bewusst herbeigeführt hatte, um ihn zu zwingen, sich endlich den quälenden Schatten seiner Kindheit zu stellen?
»Ja, denken wir besser an die Show«, gab Johann auf. Rick wusste, dass er jederzeit für ihn da war, wenn er reden wollte. Er musste ihn nicht drängen.
»Ist er schon wieder gegangen, der Rick?«, fragte die dralle Blondine in dem grünen Dirndl, die Christine das Stück Apfelkuchen brachte, das sie sich zuvor an der Theke ausgesucht hatte.
»Er fühlt sich nicht wohl.« Zumindest nicht in meiner Gegenwart, fügte Christine in Gedanken hinzu, und das war noch nicht einmal gelogen.
»Das Konzert wird doch nicht ausfallen, ich habe mich schon so darauf gefreut«, zeigte sich die junge Frau erschrocken. Ihr Busen wogte in ihrem Dekolleté, als sie vor Aufregung tief Luft holte.
»Aber nein«, entgegnete Christine lächelnd, weil sie mit ihrer Bemerkung kein Gerücht in die Welt setzen wollte. Obwohl, warum nicht? Sollte Rick Linden doch vor leeren Rängen spielen. Vielleicht würde ihn das daran erinnern, dass auch er nur ein Mensch aus Fleisch und Blut war und kein gottähnliches Wesen, das auf andere hinabsehen konnte.
Genau wie Jeremias Rimbar hatte auch er ihr deutlich gemacht, dass sie abhauen sollte. Genau wie der Bürgermeister hatte auch er sich nach ihr erkundigt. Wie es schien, fühlten sich beide Männer von der Öffentlichkeit verfolgt, sonst würden sie nicht bei der bloßen Vorstellung, dass eine Fotografin sich für sie interessieren könnte, derart überzogen reagieren. Vielleicht sollte sie ganz anders vorgehen, um etwas über Amata Lachner herauszufinden. Gundis Banksprechstunden in Sinach waren immer noch eine Möglichkeit.
»›Morgen wird mir schon einfallen, wie ich ihn mir wieder erobere. Schließlich, morgen ist auch ein Tag‹«, beschloss sie, erst einmal Scarlett O’Haras Rat für den Umgang mit Männern zu befolgen.
Aber sosehr sie sich auch anstrengte, Rick Linden ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie würde sich nicht damit abfinden, dass er sie wie eine geschlagene Schachfigur von seinem Spielbrett schob. Lucien kannte alle Konzertveranstalter im europäischen Raum. Ein Anruf von ihm bei der richtigen Stelle würde genügen, um sich auf dem Veranstaltungsgelände an der Sprungschanze frei bewegen zu können.
Nachdem Christine Lucien eine Nachricht im Büro hinterlassen hatte, verbrachte sie den Nachmittag auf dem Balkon ihres Hotelzimmers und wartete auf seinen Rückruf. Währenddessen nutzte sie die Internetflatrate ihres Smartphones, um Informationen über Rick Linden einzuholen. Jetzt hatte er es doch geschafft, dass sie sich für ihn interessierte. Erstaunlicherweise fand sie kaum etwas Privates über ihn. Er schien die Presse tatsächlich mit Erfolg auf Distanz zu halten. Umso mehr gab es über die Frauen an seiner Seite zu lesen. Zurzeit war es Kathrin Mehring, eine junge deutsche Schauspielerin, die in Hollywood Karriere machen wollte.
Als Lucien endlich anrief und ihr mitteilte, dass am Einlass zum Konzertgelände ein Ausweis für sie hinterlegt sei, der ihr alle Freiheiten garantierte, versprach sie ihm, seinen Einsatz mit einer
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