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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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angeboten hat. Sehnst du dich jetzt etwa auch nach deiner alten Heimat?«
    »Manchmal kommt es schon vor«, gab Rick zu. Das sanfte Hochtal mit den Buckelwiesen, die Seen, die kahlen Gipfel, diese Landschaft war nie ganz aus seinen Träumen verschwunden.
    »Der Renner Toni, der Sohn von Rimbars Schwester, ist seit ein paar Monaten auch mit von der Partie. Ein ganz ein strammer Bursche ist der geworden. Ich glaube, der schlägt sogar die Hacken aneinander, wenn er seinem Onkel begegnet.«
    »Besetzt die Familie des Bürgermeisters noch andere öffentliche Posten?«, fragte Christine.
    »Wenn der Gasthof auch als öffentliche Einrichtung zählt, dann schon. Der gehört dem Renner Gustl, Tonis Vater und Rimbars Schwager. Aber wenn du wirklich wissen willst, wie viel Einfluss Rimbar hat, dann solltest du dich mit der Familie seiner Frau befassen. Die Barbara stammt aus einer Münchner Juristenfamilie. Nur Richter und Anwälte, alle irgendwie mit der Politik verschwägert. Der Franz sagt immer, dieser ganze verfilzte Haufen erinnere ihn an die Mafia«, fügte Josef Kreitmüller flüsternd hinzu. »Erinnerst du dich eigentlich noch an Manni Schwabe?«, wandte er sich wieder in normaler Lautstärke an Rick.
    »So hieß doch einer der Männer, die den Geldtransporter überfallen haben, oder?«
    »Exakt. Sie haben ihn gestern aus dem Gefängnis entlassen.«
    »Geht es um den Überfall von 1982?«, wollte Christine wissen.
    »Genau um den. Das war eine Sache, eine ganz eine ausgefuchste. In der gesamten Gegend herrschte monatelang Goldgräberstimmung, weil die Beute doch verschwunden war und jeder hoffte, sie irgendwo ausbuddeln zu können.«
    »Ist ein dritter Täter nicht mit der Beute entkommen?«
    »Viele haben geglaubt, das sei nur ein Gerücht, um die Leute vom Graben abzuhalten.«
    »Der Raub ist dreißig Jahre her. Drei Jahrzehnte sind ein ungewöhnliches Strafmaß, selbst bei Mord«, wunderte sich Christine.
    »Schwabe sollte auch schon vor fünfzehn Jahren entlassen werden, aber dann hat er im Streit einen Gefängniswärter erschlagen, der ihn und seine Mithäftlinge drangsaliert hatte. Das brachte ihm zwar den Respekt der anderen Insassen ein, aber auch fünfzehn zusätzliche Jahre. Wenn ihm der große Unbekannte nicht irgendwo ein bisschen Geld zurückgelegt hat, dann wird er sicher bald wieder in die Obhut des Staates zurückkehren. Nach der langen Zeit findet der sich draußen bestimmt nicht mehr zurecht.«
    »Was ist mit dem anderen Täter, den sie zusammen mit Schwabe verhaftet haben?«
    »Der wurde vor fünfzehn Jahren entlassen und ist gleich von der Bildfläche verschwunden.«
    »Sag mal, Seppi, die Akten über den Scheunenbrand auf dem Denningerhof, habt ihr die noch?«, wechselte Rick das Thema.
    »Freilich.«
    »Ich würde gern noch einmal das Protokoll meiner Aussage lesen.«
    »Das musst du mit dem Franz besprechen. Es liegt in seiner Verantwortung. Er dürfte im Moment auf dem Revier sein, am besten gehst du gleich hin«, schlug Josef Kreitmüller vor. »Aber bevor wir wieder auseinandergehen, trinken wir noch einen Obstler auf unser Wiedersehen. So viel Zeit muss sein. – Leni, drei Obstler!«, rief er in Richtung Küche.
    »Die Leni ist gerade nicht da, ich hoffe, du nimmst die Obstler auch von mir?« Eine rundliche kleine Frau im hellblauen Dirndl trat aus der Küche und nahm die Obstlerflasche aus dem Regal hinter der Kuchentheke.
    »Freilich, Gertrud, von der Frau Chefin immer«, antwortete Kreitmüller lachend. »Du hast heute auch einen prominenten Gast, schau her.«
    »Geh, das weiß ich doch schon. Die Leni hat es mir geflüstert. Ich soll mir aber nichts anmerken lassen, hat sie mir ans Herz gelegt«, sagte sie und bedachte Rick mit einem freundlichen Lächeln.

14
    »Das könnte Ärger bedeuten«, murmelte Jeremias, als er auf dem Rathausparkplatz das Golf-Cabrio entdeckte, mit dem die Fotografin unterwegs war. Er musste wachsam sein, erst recht nach dem Anruf, den er gerade von der Münchner Staatsanwaltschaft erhalten hatte. Hoffentlich stellte sich alles nur als Zufall heraus. Trotz aller Einsprüche, die durch seinen Schwager Arnold, der dort das Sagen hatte, eingereicht worden waren, war Manni Schwabe aufgrund des positiven Gutachtens eines Psychologen seit gestern wieder auf freiem Fuß. Er musste sich unbedingt noch einmal einen Überblick über die Vorgänge von damals verschaffen. Falls Manni Schwabe den Nerv besaß, sich in Sinach blicken zu lassen, sollte er vorbereitet sein. In

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