Wenn der Acker brennt
er sich an Rick.
»Ich habe gehört, dass du hinter Denningers Grundstück her bist, weil du dort ein Fünf-Sterne-Hotel bauen willst.« Jeremias sollte ruhig wissen, dass er über Georg Denningers Lage Bescheid wusste.
»Ist es also so weit? Kann der Alte nicht mehr für sich selbst sprechen? Dann sollten wir schleunigst dafür sorgen, dass er eine gute Betreuung erhält, die sich auch um seine Geschäfte kümmert.«
»Hör auf damit, Jeremias. Denninger ist kerngesund, und das weißt du auch. Er wird dir sein Grundstück nicht verkaufen, akzeptiere das endlich.«
»Du solltest dich besser aus dieser Angelegenheit raushalten, Rick.«
»Das habe ich aber nicht vor. Du kannst mir keine Angst mehr einjagen, Jeremias.«
Für einen Moment sahen sich die beiden in die Augen. Jeder im Raum spürte, dass es sie große Mühe kostete, ruhig zu bleiben.
»Grüß Gott, miteinander. Solch ein Andrang bei uns ist aber selten«, wunderte sich Toni Renner, der mit einer Polizeikelle unter dem Arm das Revier betrat. »Grüß dich, Onkel Jeremias.« Er hatte den Bruder seiner Mutter entdeckt, und es hatte tatsächlich den Anschein, als stünde er für einen Moment vor ihm stramm.
»Hast du Verkehrssünder abgefangen und die Portokasse der Gemeinde aufgebessert?«, fragte Jeremias und schaute auf die Kelle.
»Im Gegenteil, er hat dafür gesorgt, dass die Verkehrssünder der Zukunft weniger werden. Er war im Kindergarten zum Verkehrsunterricht«, antwortete Burger anstelle des jungen Polizisten.
»Eine anstrengende Aufgabe«, seufzte Toni. »Dieses Gewusel und Geplapper. Toni hier, Toni da, und dauernd musste ich Fragen beantworten. Ich brauche jetzt erst einmal einen Kaffee. Geh, ich werd verrückt, der Rick Linden ist auch bei uns auf dem Revier!«, staunte der untersetzte junge Mann und strich ein paarmal aufgeregt mit der Hand über seinen blonden Bürstenhaarschnitt.
»Krieg dich wieder ein, Toni, und mach mir bitte auch einen Kaffee«, bremste der Bürgermeister die Begeisterung seines Neffen für den Rockstar.
»Sofort, Onkel Jeremias.« Toni eilte in die kleine Küche neben den Ausnüchterungszellen, und gleich darauf war das Klappern von Geschirr zu hören.
»Kommen wir wieder zu dir: Was willst du von unserer Polizei?«, wandte sich Jeremias erneut an Rick, lehnte sich lässig in seinen Stuhl und schlug die Beine übereinander.
»Ich möchte die Protokolle über den Brand auf Denningers Hof einsehen. Den Brand von 1982.«
»Das ist nicht dein Ernst, oder? Der Brand wurde durch eine umgestürzte Öllampe ausgelöst. Daran hat sich in den letzten dreißig Jahren nichts geändert. So ist es doch, Franz?«
»Es war eine Öllampe«, stimmte Burger dem Bürgermeister zu.
»Bitte, da hast du die amtliche Bestätigung, und nun darfst du wieder gehen«, erklärte Jeremias die Unterredung für beendet.
»Ich hatte damals die Lampe neben der Kelleröffnung abgestellt, aber ich glaube mich zu erinnern, dass es hieß, sie wurde neben dem Scheunentor gefunden. Das möchte ich überprüfen.«
»Du hast unter Schock gestanden. Du hattest keine Ahnung, wo du die Lampe abgestellt hast. Und dreißig Jahre später kannst du es erst recht nicht mehr wissen. Hör auf, alte Wunden aufzureißen.« Jeremias machte Ricks Anliegen sichtbar wütend.
»Ich möchte das Protokoll lesen, das von meiner Aussage angefertigt wurde«, wandte sich Rick an Franz Burger und ignorierte den Bürgermeister.
»Hatten wir uns nicht vor Jahren darauf geeinigt, dass du nicht mehr in Sinach aufkreuzt, um keinen Unfrieden zu stiften? Du kannst dich von deiner Schuld auch nicht reinwaschen, indem du die alten Protokolle wieder ans Tageslicht zerrst«, unternahm Jeremias einen erneuten Versuch, Rick von seinem Vorhaben abzubringen.
»Wir werden sehen, was ich kann oder nicht kann.«
»Du quälst dich nur selbst damit.«
»Das habe ich bisher auch gedacht.«
»Was soll das heißen? Bisher?« Eine tiefe Falte zeigte sich zwischen Jeremias’ Augenbrauen, als er Rick forschend anschaute.
»Schwabe wird also schon wieder gesucht? Er wurde doch gerade erst entlassen.« Rick hatte das Fax mit Manni Schwabes Konterfei auf dem Schreibtisch des Polizeichefs entdeckt.
»Nein, gesucht wird er nicht. Jemand hat nur gemeint, dass es gut wäre, wenn wir wüssten, dass er draußen ist«, antwortete Burger und strich nachdenklich über seinen grau melierten Schnauzbart.
»Warum? Was hat Schwabe mit Sinach zu tun?«
»Er stammt aus einem Nest nicht weit von hier
Weitere Kostenlose Bücher