Wenn der Boss von Liebe träumt ... (German Edition)
nicht von einem festen, zart gerundeten Po, seidigen Haaren und traumhaften Augen von seinem Vorhaben abbringen lassen. Auch wenn sein Wunsch übermächtig war, Angie in die Arme zu nehmen und zu beschützen …
Zu beschützen? Wovor eigentlich?
Vor ihm selbst, begriff er plötzlich. Damit er sie nicht benutzte oder verletzte. Schmerzen, wie sie Britt, Ryan oder Lynley verursacht hatten, wollte er ihr auf jeden Fall ersparen. Und auch Schmerzen, wie sie Lisa früher oder später Geoff zugefügt hätte, einfach weil sie nicht treu sein konnte.
Aber wie auch immer es mit ihnen weiterging – jetzt musste erst mal Mickey im Vordergrund stehen.
Lucius zog sich an und bestellte telefonisch das Abendessen. Dann ging er vorsichtshalber ins Wohnzimmer, um nicht doch noch mal in Versuchung zu geraten.
Eigentlich hatte er mit dem Pretorius-Programm eine Frau für eine reine Vernunftehe finden wollen. Dabei hätte Sex eine bloße körperliche Angelegenheit bleiben sollen – genauso wie auch Angie es sich vorstellte. Aber laut Pretorius war das der schwierigste Programmpunkt gewesen: Aus irgendeinem Grund wollten heiratswillige Frauen auch Liebe – etwas, was er nicht zu bieten hatte.
Als Angies Name ins Spiel gekommen war, hatte er so etwas wie Erleichterung verspürt. Er würde eine Frau heiraten, zu der bereits ein bewährtes Vertrauensverhältnis bestand. Die er begehrte und die – nach dem Abendessen neulich oder vielmehr, nach dem, was folgte, zu urteilen – auch ihn begehrte. Und zwar ohne überzogene gefühlsmäßige Forderungen, was für sie beide eine gute Voraussetzung war.
Aber irgendetwas hatte sich geändert, als er mit ihr geschlafen hatte. Etwas, was er gar nicht so genau wissen wollte. Was er nicht zu analysieren wagte. Und wahrscheinlich auch nie wagen würde. Jedenfalls verblassten andere Frauen im Vergleich mit ihr – einschließlich Lisa, mit der ihn ein wildes Sexleben verbunden hatte.
Immerhin konnte er sich denken, woran das lag: Erst als er Angies Zurückhaltung, ihre körperliche Schüchternheit überwunden hatte, hatte sie sich ihm ohne Vorbehalte ganz geöffnet. Voller Vertrauen und mit überwältigender Großzügigkeit.
Aber das klang jetzt doch verdächtig nach Analyse!
In diesem Moment erschien sie in der Wohnzimmertür, wieder ganz die seriöse Assistentin im Kostüm und mit Haarknoten. Ein wenig nervös wirkte sie doch, als sie fragte: „Ist das Essen noch nicht da?“
„Muss jeden Moment kommen. Alles klar bei dir?“
„Ja …“
Ein Summton unterbrach sie. Lucius ging zum Aufzug und tippte den Code ein. Gleich darauf öffneten sich die Türen und ein junger Mann mit einem langen blonden Zopf betrat das Apartment. Er trug eine Box bei sich und grinste frech.
„Danke, dass es so schnell gegangen ist, Tucker.“
„Für Sie gerne, Mr D. Soll ich das Dinner ins Esszimmer bringen wie immer?“
„Wenn es dir nichts ausmacht.“
Auf dem Weg dorthin zwinkerte er Angie kameradschaftlich zu. Als er mit der leeren Box zurückkam, sagte er leise zu Lucius: „Schöne Frau, Mr D. Da würde ich gerne mal Ihr Leben leben.“
Lucius gab ihm ein großzügiges Trinkgeld. „Leb lieber dein eigenes, Tucker.“
„Das finde ich zumindest die zweitbeste Lösung“, versetzte Tucker lachend und ging zum Aufzug. Von der Kabine aus pfiff er nochmals anerkennend in Angies Richtung.
„Interessanter Typ“, sagte Angie, als er weg war.
„Ja, etwas gewöhnungsbedürftig, aber ein netter Kerl.“ Sie gingen ins Esszimmer und setzten sich. „Und superintelligent. Er will Ingenieur werden und hat sogar ein Stipendium für die Washington University bekommen.“
„Hast du auch dort studiert?“
„Ja. Bis zum Tod meines Vaters.“ Er goss Weißwein in die beiden Gläser. „Da bin ich ins Geschäft eingestiegen, um zu retten, was zu noch zu retten war. Dank Lynley war das nicht mehr viel.“
„Und so hast du Diablo Inc. gegründet.“
Er nickte und legte ihr etwas von den gebratenen Nudeln mit Hähnchenfleisch vor. „Ich glaube, das wird dir schmecken. Die würzen das immer sehr lecker.“
Angie kostete und verdrehte genussvoll die Augen. „Oh wow!“
„Siehst du?“
Schweigend aßen und tranken sie, bis er an ihrer zunehmenden Nervosität bemerkte, dass sie etwas sagen wollte.
Aber er bedrängte sie nicht, bis sie schließlich fragte: „Wie geht es denn jetzt weiter?“
Am besten gehen wir wieder ins Bett, schoss es ihm durch den Kopf.
Sie musste erraten haben, was er
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