Wenn der Boss von Liebe träumt ... (German Edition)
wurde ihm bewusst, dass zwei dieser Menschen tot waren. „Hast du Geoff gekannt?“
„Ja“, flüsterte sie.
„Er und mein Dad hatten große Ähnlichkeit. Sie waren beide grundehrlich. Ich glaube, dadurch wurden sie oft ausgenutzt. Sie haben einfach jeden als Freund betrachtet. Ganz anders als ich, ich bin dafür zu misstrauisch.“
„Ich weiß. Du fragst dich immer, welche wahren Beweggründe jemand hat.“
„Immer“, bestätigte er. „Mein Vater hat sein Geschäft verloren, weil er seinem Partner vertraut hat. Er hat nicht gesehen, was Lynley vorhatte.“
„Lynley hat deinem Vater das Geschäft weggenommen, oder?“
„Ja. Mein Vater war zutiefst enttäuscht. Danach war er nicht mehr derselbe.“ Er schluckte. „Aber er war nicht wie ich, es ging ihm nicht um Rache. Er war nur verwirrt und über die Maßen verletzt. Er hat aufgegeben und ist daran gestorben.“
„Ich habe gehört …“ Wieder rückte sie ein Stück von ihm ab. „… dass du Lynley und sein Geschäft ruiniert hast. Deswegen nennt man dich Lucius ‚The Devil‘ Devlin, Lucius, den Teufel.“
„Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage. Und ich würde es jederzeit wieder so machen.“
„Und was war mit Lisa?“ Der Abstand zwischen ihnen wuchs weiter. „Hat sie dich betrogen?“
Davon war er eigentlich immer ausgegangen, doch zu seiner Überraschung hatte sich der Verdacht nicht bestätigt. Trotzdem, er hatte immer gewusst, worum es ihr in Wirklichkeit ging. An ihr war nichts Geheimnisvolles gewesen. „Lisa wollte heiraten. Wen, war ihr nicht so wichtig, Hauptsache, sein Bankguthaben stimmte. Ich war ihre erste Wahl, aber nur, weil ich reicher war als Geoff. Als ihr klar wurde, dass ich nicht wollte, ist sie weitergezogen.“
„Zu Geoff.“ Angie runzelte die Stirn. „Ich kann mir vorstellen, dass du ihn, deinen besten Freund, unbewusst irgendwie beschützen wolltest.“
An diese Möglichkeit hatte er selbst auch schon gedacht. Vielleicht war er hauptsächlich aus diesem Grund ein letztes Mal mit ihr ins Bett gegangen. „Ich wollte, dass er Lisa so sah, wie sie wirklich war. Aber natürlich war es seine Entscheidung, sein Leben. Das musste ich respektieren.“
„Aber du wolltest sie weiterhin?“
„Nein, sie hatte ja Geoff geheiratet.“
„Aber du konntest es ihr nicht verzeihen, weil du sie noch immer geliebt hast?“, bohrte Angie nach.
Lucius stand auf, um sich mehr Abstand zu verschaffen. Aus irgendeinem Grund verwirrte ihn die Frage, sie riss halb verheilte Wunden wieder auf. Er schloss die Augen und dachte nach.
„Lucius? Was ist?“
Er wandte sich um und sah sie an. Er stand nackt vor ihr, und auch im übertragenen Sinn hatte er jetzt keine Möglichkeit mehr, etwas zu verbergen. „Ich habe Lisa nicht geliebt. Mir ging es vielmehr um Geoff. Er war für mich wie ein Bruder. Lisa war für mich tabu, weil er ja ein gemeinsames Leben mit ihr aufbauen wollte.“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Sie sind alle tot. Mein Dad. Geoff. Lisa.“
„Aber es gibt noch jemanden, der deine Liebe braucht, Lucius. Mickey.“
„Das Schlimme ist, dass ich nicht weiß, ob ich überhaupt noch lieben kann.“ Er ließ ihr keine Gelegenheit, die Sache zu vertiefen, sondern sah demonstrativ auf die Uhr auf dem Nachttisch. „Es ist schon spät. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich sterbe vor Hunger. Ich lasse etwas zu essen heraufbringen. Vielleicht solltest du dich lieber anziehen.“
Wie er gehofft hatte, lenkte sie das vom Thema ab. Angie sprang aus dem Bett und suchte ihre Sachen zusammen. Er sah ihr zu und wurde dabei von dem Impuls, sie erneut an sich zu ziehen, fast überwältigt. Wieder und wieder würde er sie lieben, bis weit in die Nacht hinein. Bis irgendwann der brennende Wunsch, sie sich zu eigen zu machen, sie für immer zu besitzen, zumindest für kurze Zeit betäubt wäre.
Ihre schlanken Beine, die glatte Haut, ihr von den glänzenden Locken eingerahmtes Gesicht, alles an ihr erschien ihm so vollkommen, dass er nirgendwo sonst hinsehen konnte.
Sie ging zum Badezimmer und bot ihm dabei den wundervollen Anblick ihrer Rückseite. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sie aufgehalten und wieder aufs Bett gezogen …
Mickey. Er musste an Mickey denken. Nur seinetwegen war diese Situation überhaupt entstanden. Sein Wohl stand an erster Stelle. Das Zusammensein mit Angie war nur eine Annehmlichkeit, die damit einherging. Nicht mehr. Er durfte sich
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