Wenn der Boss von Liebe träumt ... (German Edition)
ganz besonders rührend fand – zählte er die Finger und Zehen des Jungen, wie um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.
Genauso hatte es auch diesmal angefangen. Er zog Mickey die winzigen Footballsocken mit dem Mannschaftslogo der Seattle Seahawks aus – doch dann wurde sein Gesicht immer verschlossener. Schnell wickelte er den Kleinen und setzte ihn in seine luxuriöse Babywippe, die verschiedene Kinderlieder abspielen konnte und dazu mit Spielsachen und einem niedlichen Mobile ausgestattet war.
Zum zweiten Mal hatte sie „es“ heute vor dem Abendessen gespürt, als er das Kind in der Küche gefüttert hatte.
Belustigt hatte sie belauscht, wie er dabei verschiedene Geräusche nachgeahmt hatte: Flugzeuge, Autos und Züge.
Aber dann, als sie in der Küche Kaffee gemacht hatte, war Lucius plötzlich wieder so seltsam ernst geworden.
Sie blätterte eine Seite in dem Buch um, das sie zu lesen vorgab, während sie heimlich die beiden Männer beobachtete, um die sich ihr Leben nun drehte. Lucius spielte nicht mehr mit Mickey, sondern sah angelegentlich einen Vertrag durch. Als sie seinen verhärteten Gesichtsausdruck bemerkte, begriff sie mit einem Mal, was Lucius in diesen Momenten umtrieb.
Es war, als hätte er kurz vorher etwas getan, was er nicht sollte. Was er sich selbst verbot. Von einer Sekunde zur nächsten hatte er sich verschlossen. Das unbewusste, spielerische Glück im Umgang mit dem Kleinen war Wachsamkeit und Konzentration gewichen. Er hatte sich von seinen Gefühlen distanziert.
Und zwar nicht nur in Bezug auf Mickey, sondern auch auf sie selbst, wie ihr jetzt klar wurde. Nach dem Ringkauf hatte er sich zurückgezogen, während er bis dahin mit ganzem Herzen bei der Sache gewesen war, teilnehmend, interessiert, kommunikativ.
Dass er so viel Geld für den Schmuck ausgegeben hatte, war ganz bestimmt nicht der Hauptgrund für diesen Sinneswandel. Nein, dahinter steckte offenbar die Angst, sich gefühlsmäßig zu binden. Vielleicht hatte er einen Moment lang die Verlobung für echt gehalten – und war dann regelrecht davor erschrocken. Es war die Scheu vor persönlichen Bindungen, die ihn in solchen Situationen zurückweichen ließ, selbst wenn es dabei nur um ein kleines Kind ging.
Und selbst, wenn es um die Frau ging, die er heiraten wollte.
Aber sie hatte in seine Seele geblickt und wusste um die Tiefe seiner Gefühle. Daran änderte auch die unsichtbare Mauer nichts, die er zum Schutz vor Verlust und Enttäuschung um sich errichtet hatte.
Jetzt hatte sie die Wahl.
Sie konnte es dabei belassen und zusehen, wie er diese Abschottung immer weiter vervollkommnete. Oder sie unternahm auf der Stelle etwas dagegen.
Noch ehe sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wusste sie, was zu tun war. Sie warf das Buch zur Seite, ging zu ihm und nahm ihm das schlafende Kind weg. Nachdem sie Mickey gewickelt und ins Bett gebracht hatte, ging sie zurück ins Wohnzimmer und schaltete das Licht aus – so wie Lucius am Abend zuvor.
Im Schein der Großstadtlichter legte sie langsam und verführerisch ein Kleidungsstück nach dem anderen ab.
Wieder konnte sie sein Gesicht im Gegenlicht nicht erkennen. Aber sie hörte, wie sich sein Atem kaum merklich veränderte, vor Sehnsucht schwerer wurde und schneller.
Sie lächelte. Wann hatte sie eigentlich ihre Nervosität und Schüchternheit abgelegt? Ganz im Einklang mit ihrer weiblichen Ausstrahlung stand sie in hauchdünner Spitzenunterwäsche vor ihm. Sie genoss das Gefühl, von ihm begehrt zu werden. Und zwar nicht nur in rein körperlicher Hinsicht, sondern auch um ihrer Persönlichkeit willen. Wenn es nach ihr ging, würde daraus bald noch mehr werden …
„Mach weiter“, forderte er sie mit rauer Stimme auf.
Sie lachte, ein warmes, selbst in ihren eigenen Ohren verführerisches Lachen. Sie ließ die Hände an sich herabgleiten und streifte langsam BH und Slip ab. Nun trug sie nur noch den Ring, der Lucius mit seinem Funkeln zu ihr geleiten sollte, so wie ein Leuchtfeuer ein Schiff sicher in den Heimathafen führt.
Sie strich sich leicht über ihre Brüste, und der Feuerdiamant an ihrem Finger sprühte förmlich Funken.
Lucius fluchte leise, sprang vom Sofa auf und zog sie so stürmisch in seine Arme, dass sie beide auf den weichen Teppich sanken. Gemeinsam beeilten sie sich, Lucius’ Kleidung loszuwerden, um in verzweifeltem, fast schon schmerzlichem Begehren Haut auf Haut zu pressen. Als sie endlich nackt waren und damit offen
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