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Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Titel: Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Sinhuber (Hrsg)
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Österreich hat.
    TRAVNICEK Was hat nur Österreich?
    FREUND Die Stempel
    TRAVNICEK Was für Stempel?
    FREUND Na, die Poststempel auf den Briefen. Ist des net schön? Das ist für mich der sinnigste Brauch in der ganzen Weihnachtszeit.
    TRAVNICEK Des ist kein sinniger Brauch, des ist a Zufall.
    FREUND Was ist a Zufall?
    TRAVNICEK Daß der Ort so heißt, der Ort in Oberösterreich. Wann i Christkindel haßen möcht, könnt i zu Weihnachten auch Briefe abstempeln.
    FREUND Sie können auf jeden Fall zu Weihnachten Briefe abstempeln.
    TRAVNICEK Ja, was hab i davon, wann i zu Weihnachten Briefe abstempel, nachher steht Travnicek drauf, glauben S‘, da kommt jemand in Weihnachtsstimmung?

CARL-HEINZ SCHROTH: Weihnachten 1965
    CARL-HEINZ SCHROTH

    Weihnachten 1965

    Bei Durchsicht meiner Aufzeichnungen fällt mir auf, daß ich eine recht schlüpfrige Geschichte von mir gegeben habe über eine Weihnachtsmärchenvorstellung in Frankfurt an der Oder. Ich meine, ich sollte diese Scharte auswetzen und über ein Weihnachtserlebnis berichten, daß man in jedem Mädchenpensionat erzählen kann.
    Meine Ehe war gerade zu Ende gegangen, oder so gut wie zu Ende gegangen. Nach der Tournee von »Die großen Sebastians« bin ich, ich gebe es zu, von Bord gesprungen. Ich konnte das, wie ich meinte, guten Gewissens tun, denn ich habe das Schiff nicht führerlos dem brodelnden Meer überlassen, ein neuer Lotse war schon an Bord. Das Haus, für uns und den Jungen gebaut, war gerade fertig geworden und sollte nach unserer Trennung meiner Frau gehören, das war so abgemacht und in Ordnung. Und so war es auch in Ordnung, daß sie mit meinem Nachfolger dort einzog. Der Einfachheit halber hat er sich nicht nur in das Haus gesetzt, sondern auch gleich in meinen Wagen. Ich fand das richtig, denn es war ein Straßenkreuzer, der sowieso nicht zu mir paßte. Er hingegen hatte die lässige Eleganz, mit der man solche Wagen fährt, von der Wiege an mitbekommen.
    Übrigens, ich will mich nicht besser machen, als ich bin – ich hatte auch jemanden. Ich hatte Barbara und sie ist mein Haupttreffer. Das wußte ich aber damals noch nicht so genau. Jetzt war es erst einmal ein Segen, daß Barbara eine Wohnung hatte, eine Zweizimmerwohnung im vierten Stock. Ich wäre sonst obdachlos gewesen. Und einen Wagen hatte sie auch, so stieg ich denn um. Vom Straßenkreuzer auf einen VW aus dem Jahre Schnee. Immerhin auch ein Cabrio, allerdings mußte das Verdeck notdürftig mit Leukoplaststreifen zusammengehalten werden, aber ich denke mit Wehmut an ihn zurück, denn wir waren sehr glücklich mit ihm. Wir waren auch sehr glücklich mit der kleinen Wohnung im vierten Stock. Mich beruhigte der Gedanke, daß der Junge, wenn er endgültig aus dem Internat kommen würde, ein richtiges, für ihn gebautes Zuhause vorfinden würde, das auf ihn wartete. Weihnachten kam heran, und ich wollte meinem Sohn Axel ein schönes Geschenk machen. Er war inzwischen sechzehn geworden und wünschte sich ein Motorrad. Das sollte er auch bekommen. Wenn er schon nicht seine Eltern unter dem Weihnachtsbaum vorfand, lenkte ein Motorrad vielleicht von dieser Lücke ab. Geschiedene Eltern haben, mit Recht, ihren Kindern gegenüber ein schlechtes Gewissen. Er sollte also sein Motorrad haben, ein richtiges schweres Motorrad mit einer ganz hohen Lenkstange, wie es Peter Fonda in »Easy Rider« fuhr.
    Also, das Motorrad kam und damit das erste Problem: Wohin damit? Der Keller war zu klein und zu voll. Also nach oben. Lift, natürlich auch zu klein. Was nun? Ich hatte damals mit der Bandscheibe zu tun, was mir sehr gelegen kam, und konnte nicht mehr tun als einen flehentlichen Blick auf Barbara zu werfen. Sie nahm also all ihre Kraft zusammen und hiefte das Ungetüm Stufe für Stufe in den vierten Stock hinauf. Jetzt stand das Monster im Treppenhaus – im vierten Stock – vor einer kleinen Zweizimmerwohnung. Hätten wir‘s in die Wohnung genommen, hätten wir ins Hotel ziehen müssen. Aber ein Motorrad im Treppenhaus? Wo jeder herein kann? Die Welt ist schlecht! Man kann nicht wissen! Die Nacht ist unruhig, wenn alle Augenblicke einer von beiden nachsehen muß, ob der Wertgegenstand noch da ist. Gott sei Dank waren es nur drei Nächte. Ich bezweifelte, ob es eine gute Idee war, das Motorrad nach oben zu bringen. Der Überraschungseffekt war natürlich auch zum Teufel. Denn, obwohl eine große Decke darüber gebreitet war, mußte jeder Mensch, der daran vorbeiging, sofort sehen, daß sich darunter

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