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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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ihre Mutter und August ebenfalls mit Handschlag zu begrüßen.
    » Sind Sie hier zu Besuch?«, erkundigte Mutter Schumann sich freundlich. » Wenn Sie hier lebten, wären wir uns doch wohl schon längst über den Weg gelaufen?«
    » Ich habe einige Geschäfte zu erledigen.« Ian mochte zwar wie ein Gentleman gekleidet sein, seine Umgangsformen jedoch entbehrten immer noch der oberflächlichen Verbindlichkeit, die einen solchen auszeichnete. Mit einigen geschickten Handgriffen löste er die Riemen der zweiten Kiste, schulterte sie ohne ein weiteres Wort und trug sie der ersten hinterher.
    » Sollten wir ihn nicht einmal zum Essen einladen?«, schlug Mutter Schumann mit gedämpfter Stimme vor. » Er macht einen überaus soliden Eindruck. Ich finde es erfreulich, dass zumindest eines der armen Geschöpfe es zu etwas gebracht hat.«
    Dorothea war mehr als einverstanden, und auch August brummte seine Zustimmung, sodass eine Einladung für den übernächsten Abend ausgesprochen wurde. Ian Rathbone akzeptierte sie mit unbewegter Miene, zog den Zylinder und ging mit raschen Schritten davon.
    » Jetzt komm endlich ins Haus, Kind«, sagte Mutter Schumann und hakte sich bei ihrer Tochter unter. » Ich bin schon so gespannt, wie du unser neues Heim findest.«
    Das Haus war, wie die meisten im Viertel, nur einstöckig, aber solide gebaut. Zur Straße hin lagen die mit besonders großen Fenstern ausgestattete Schneiderwerkstatt und eine Art Salon, in dem die Kundinnen empfangen wurden. Dahinter schlossen sich einige kleinere Zimmer an: Mutter Schumann schlief in einer winzigen Kammer unmittelbar hinter der Werkstatt, Lischen und die Jungen bewohnten etwas größere Räume. Ein Esszimmer wie in der Mission gab es nicht. » Wir essen sowieso immer in der Küche. Das ist viel praktischer«, sagte Dorotheas Mutter nüchtern. » Sonntags oder wenn wir Besuch haben, benutzen wir den Salon vorn.« Kam Dorothea alles nur so schrecklich beengt vor, weil sie inzwischen Eden-House gewöhnt war? Mein Ankleidezimmer ist ja größer!, schoss ihr durch den Kopf, während sie sich bemühte, Interesse für die geblümten Chintzgardinen vor den Fenstern und die Flickenteppiche zu heucheln, mit denen ihre Mutter eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen versucht hatte. August würde für die Dauer ihres Besuchs ins Mechanische Institut ziehen, wo auch Professor Menge zu nächtigen pflegte, wenn er nicht das Land durchstreifte. Mit Rücksicht auf seine Angewohnheit, zuweilen spät nachts erst nach Hause zu kommen, lag sein Zimmer gegenüber der Küche, unmittelbar neben der Tür, die zum Garten hinausführte. Durch eine Pforte in der Gartenmauer konnte der Nachtschwärmer kommen und gehen, wie es ihm beliebte.
    » Verstehst du jetzt, wieso ich unbedingt mit dem Professor gehen möchte?«, raunte August ihr zu. Die Geschwister wechselten einen Blick stillen Einverständnisses. Offenbar hatte er ihre Gedanken erraten.
    » Danke, dass du mir dein Zimmer überlässt«, sagte Dorothea rasch. August nickte bloß und begann, Kleidungsstücke in eine abgewetzte Reisetasche zu werfen.
    Dorothea folgte ihrer Mutter in die Küche, wo sie am Spülstein notdürftig Gesicht und Hände vom Reisestaub reinigte. Zu Hause auf Eden-House hätte sie Trixie die Zinkbadewanne füllen lassen, aber sie ging nicht davon aus, dass dieser bescheidene Haushalt über einen solchen Luxus verfügte– geschweige denn über ein Dienstmädchen.
    » Zwischen dir und deinem Mann ist alles in Ordnung?«, erkundigte Mutter Schumann sich beiläufig, während sie geschäftig mit dem Geschirr klapperte.
    » Wir sind sehr glücklich miteinander«, erwiderte Dorothea steif. » Robert ist sehr besorgt um mich und schlägt mir keinen Wunsch ab.«
    » Dann ist es ja gut.« Mehr sagte ihre Mutter nicht. Einem ahnungslosen Zuhörer wäre der tiefere Sinn dieses Wortwechsels verborgen geblieben. Nur Dorothea wusste, ohne dass es ausgesprochen worden wäre, was ihrer Mutter Sorgen bereitet hatte.
    » Und du, Mama? Wie geht es dir?«, fragte Dorothea fast ängstlich. Die Eltern hatten für sie immer als Einheit fungiert, ein untrennbares Paar wie Pfeffer und Salz. Dass jetzt alles anders war, verunsicherte sie mehr, als ihr, weit weg auf Eden-House, bewusst gewesen war.
    » Wir kommen besser zurecht, als ich befürchtet hatte.« Mutter Schumann lächelte wehmütig. » Dein lieber Vater fehlt mir sehr, aber in gewisser Weise ist er immer bei uns.« Sie umfasste das Medaillon an ihrem Hals und sah zu

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