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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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violetten Baumorchideen, die zartgelben Blütenteppiche auf den Lichtungen– alles schien ihr strahlender, farbenprächtiger als je zuvor. Und nachdem sie sich fest vorgenommen hatte, Robert in Zukunft die sanfte, fügsame Ehefrau zu sein, die er verdiente, schob sie alle trüben Gedanken beiseite und stimmte einen Gassenhauer an, der im Januar der letzte Schrei gewesen war.
    Als sie vor dem Haus in der Angas Street hielten und ihre Mutter und Lischen ihnen zur Begrüßung entgegeneilten, musste sie sich zusammennehmen, um nicht wie ihre kleine Schwester hin und her zu hüpfen.
    » Mama, Lischen– das ist Heather.«
    » Willst du meine Puppe sehen?«, fragte Lischen, sobald Heather artig ihre Gastgeberin begrüßt hatte. » Sie hat ein neues Bett bekommen. Ich auch. Du kannst in meinem alten schlafen.« Und schon zog sie sie mit sich in das dämmrige Hausinnere.
    » Du siehst etwas blass um die Nase aus«, stellte Mutter Schumann fest und betrachtete ihre Älteste mit mütterlicher Sorge. » War die Reise sehr anstrengend?« Zutiefst erleichtert konstatierte Dorothea, dass ihre Mutter zu ihrer gewohnten, energischen Art zurückgefunden hatte. Sosehr der Verlust des Vaters sie geschmerzt hatte, fast noch mehr hatte sie die Verwandlung der Mutter verstört.
    » Überhaupt nicht«, kam August Dorotheas Antwort zuvor und hievte unter theatralischem Ächzen die Reisekisten vom Gig. » Sie hat ja keinen Finger rühren müssen. Wo sind die verflixten Jungs? Sie könnten hier ruhig mit anpacken.«
    » Wenn es Ihnen recht ist, könnte ich Ihnen stattdessen meine Hilfe anbieten«, ertönte da eine auffallend melodische Männerstimme.
    Der Gentleman, dem sie gehörte, war gerade um die Hausecke gebogen und hob nun höflich seinen Zylinder. Dorotheas Kopf flog herum. Diese Stimme kannte sie gut!
    Allerdings hatte Ian sich so verändert, dass es kein Wunder war, dass August und ihre Mutter ihn nicht sofort wiedererkannten. Auf dem Schiff war Ian ein magerer, hochgewachsener Junge gewesen. Nun war er ein Mann. Ein äußerst attraktiver und unter dem feinen Wollstoff seines Gehrocks auffallend muskulöser Mann. Sein tief gebräuntes Gesicht unter den schwarzen Locken zeugte von häufigen Aufenthalten im Freien. » Meine Verehrung.« Er verbeugte sich galant in Richtung Dorothea und ihrer Mutter. » Wo sollen sie denn hin?«
    Schon griff er nach einer der Kisten, hob sie anscheinend mühelos auf eine Schulter und sah Dorothea fragend an.
    Dorothea starrte ihn immer noch an wie eine Erscheinung. Ihre Mutter, die ihn offensichtlich nicht wiedererkannt hatte, sagte nur erfreut: » Überaus freundlich von Ihnen, Sir. Wenn Sie mir folgen wollen, zeige ich Ihnen den Weg.«
    Sobald die beiden im hinteren Teil des Hauses verschwunden waren, wandte Dorothea sich ihrem Bruder zu, der leise vor sich hin schimpfte und an den Riemen der zweiten Kiste nestelte.
    » Hast du ihn erkannt?«, zischte sie.
    » Wen denn?«
    » Den Gentleman eben. Das war doch Ian vom Schiff.«
    August ließ die Schnalle los und wandte sich stirnrunzelnd um. » Bist du dir sicher? Derselbe Bursche, dem du Lesen und Schreiben beigebracht hast?«
    » Und der dir zu Hilfe kam, als du dich mit deiner Tändelei wieder mal in Schwierigkeiten gebracht hast«, erinnerte Dorothea ihren Bruder ungeduldig. » Ja, ich bin mir sicher. Er hat sich sehr verändert, aber die Stimme und die Augen würde ich unter Hunderten erkennen.«
    » Ich dachte, er wäre an den oberen Murray gegangen.« August schien immer noch zu zweifeln.
    » Sollte er nicht als Stallbursche bei einem reichen Viehbaron arbeiten? Dieser Herr macht mir nicht den Eindruck, als würde er seine Zeit im Stall verbringen.«
    » Das tut er auch nicht.«
    » Woher weißt du das?«
    » Von Robert. Die beiden sind befreundet.« Es ging ihren Bruder ja nichts an, dass sie diese Information aus einem heimlich gelesenen Brief hatte. August stieß einen scharfen Pfiff aus, als seine Mutter und Ian gerade wieder aus dem Haus traten. » Kennen wir uns vielleicht, Mr.…?«, fragte er ungeniert.
    » Rathbone. Ian Rathbone«, erwiderte Ian kurz angebunden.
    » Du bist es tatsächlich!«, platzte Dorothea heraus. » Entschuldigen Sie– Mr. Rathbone.«
    Als er ihre ausgestreckte Hand ergriff, durchzuckte es sie wie ein elektrischer Schlag. Seine Rechte war schwielig, fest und warm. Sie umfasste ihre mit einer Behutsamkeit, als hielte er etwas sehr Kostbares und Zerbrechliches. Nur zögernd, fast widerwillig, ließ er sie los, um

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