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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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es ihn auch nicht versöhnen, dass sie durch die Vermittlung von Robert Masters und Matthew Moorhouse äußerst günstig eine neue Bleibe im deutschen Viertel gefunden hatten. Der Vorbesitzer, ein Herrenschneider, hatte seine komplette Werkstatt mit verkauft, und so hatte es nur geringer Änderungen bedurft, um Mutter Schumanns Plan einer eigenen Damenschneiderei zu verwirklichen.
    Aus den Beschreibungen ihres Mannes wusste Dorothea, dass es zwar nicht gerade ein Palast, aber auch keineswegs armselig war. Zudem lag es nahe am Laden einer derzeit äußerst gefragten Hutmacherin. » Mit etwas Glück dürfte deine Mutter sich bald vor Kundschaft nicht mehr retten können«, hatte Robert prophezeit. » Sie hat mir ein paar ihrer Entwürfe gezeigt, und soweit ich es als Mann beurteilen kann, sind sie bei aller Schlichtheit äußerst elegant. Ich wusste gar nicht, dass sie so ein gutes Auge für Modedinge hat.«
    Auch Dorothea hatte es nicht gewusst. Zwar hatte Mutter Schumann sämtliche Kleidung der Familie selbst angefertigt, aber ihre Kinder hatten das mehr als Gebot der Sparsamkeit aufgefasst. Erst bei dieser Bemerkung ihres Mannes erinnerte Dorothea sich plötzlich, dass ihre Mutter beim Nähen immer besonders gut gelaunt gewesen war. Einmal hatte sie davon gesprochen, dass sie als junges Mädchen unbedingt Modistin hatte werden wollen. Dorothea konnte sich nicht mehr genau erinnern, woran dieser Wunsch gescheitert war. Für die Frau eines Pastors wäre es später sowieso nicht passend gewesen.
    Erst im Nachhinein wurde ihr bewusst, wie stark ihre Mutter sich selbst und ihre Bedürfnisse zurückgestellt hatte. Der Vater als Familienoberhaupt und Mittelpunkt war in dieser Rolle so selbstverständlich gewesen, dass keines der Kinder auch nur auf den Gedanken gekommen war, diese Konstellation zu hinterfragen.
    » Ich werde Robert schon dazu überreden können, dass er mir erlaubt, dich nach Adelaide zu begleiten. Er muss einfach zustimmen!« Dorothea verspürte plötzlich eine überwältigende Sehnsucht danach, wieder in die Rolle der Tochter zu schlüpfen. Verglichen mit anderen Frauen trug sie nicht allzu viel Verantwortung, aber schon dieses bisschen lastete momentan schwer auf ihren Schultern. Ob das an den Nachwirkungen der Fehlgeburt lag? Lady Chatwick hatte schon einmal angedeutet, im Anschluss an ein solches Ereignis könne sich Melancholie und Schwermut einstellen. Wenn sie ihrem Mann entsprechende Andeutungen machte, würde er sie gehen lassen. Ungern zwar, aber das Versprechen, Dr. Woodforde aufzusuchen, würde ihm sicher die Entscheidung erleichtern.
    Tatsächlich erhielt sie Unterstützung von unerwarteter Seite. » Ach bitte, Daddy, erlaube es uns! Ich würde zu gerne Dorothys Familie kennenlernen«, bettelte Heather, kaum dass Dorothea den Plan zur Sprache gebracht hatte. Ob es die vereinten Bitten seiner Frau und Tochter waren oder vielleicht doch die stille Angst, an den Gerüchten über drohende Aufstände sei etwas Wahres– Robert Masters gab seine Zustimmung zu der Reise.
    » Unter einer Bedingung!«
    » Welche?«
    » Dass ihr beiden euch nach Kräften amüsiert.« Er lächelte seine Frau liebevoll an und griff nach ihrer Rechten. » Derzeit ist es hier nicht gerade unterhaltsam. Es wird dir guttun, einmal wieder Stadtluft zu schnuppern. Und für Heather wäre es schön, wenn sie eine Freundin in ihrem Alter fände. Ich denke, sie und Lischen werden sich gut verstehen.«
    » Na, dann wäre das ja geklärt«, sagte August und zwinkerte Dorothea zu. » Meinst du, wir könnten dein Gig nehmen, Schwager?«
    » Dein Mann ist ein feiner Kerl«, stellte August drei Tage später fest, nachdem sie das letzte Mal die hellen Mauern von Eden-House hinter sich aufblitzen gesehen hatten. » Das ist ein ganz anderes Reisen als auf Schusters Rappen!«
    Dorothea sagte nichts. Während sie durch lichte Baumgruppen betäubend duftender Akazien fuhren, spürte sie immer noch den Schrecken, den sie bei der plötzlichen Erkenntnis über die Erleichterung, Eden-House und Robert hinter sich zu lassen, empfunden hatte.
    War sie ein schlechter Mensch?
    Nein, beruhigte sie sich selbst. Sie liebte Robert. Dass sie das Gefühl hatte, in seiner Gegenwart nicht mehr frei atmen zu können, würde sicher wieder vergehen, wenn sie ein wenig Abstand voneinander hätten. Bis dahin war sie fest entschlossen, ihre wiedergewonnene Freiheit nach Kräften auszunutzen. Mit jedem Meter, den sie zurücklegten, stieg ihre Vorfreude. Die

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