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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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der gerahmten Zeichnung über dem Esstisch auf. Dorothea folgte ihrem Blick und atmete überrascht ein: Karl hatte das amüsierte Schmunzeln ihres Vaters so lebensecht eingefangen, als säße er hier und beobachte wohlwollend seine Familie. Wie gebannt starrte sie auf das Porträt und spürte, wie es anfing in ihren Augen zu brennen.
    » Wer ist das? Der Mann auf dem Bild.«
    Dorothea blinzelte und drehte sich zu ihrer Stieftochter um. » Mein Vater«, sagte sie heiser, in gewisser Weise dankbar für die Ablenkung. » Mein Bruder hat ihn gezeichnet.«
    Heather legte den Kopf schief und betrachtete die Bleistiftzeichnung aufmerksam. » Meinst du, er würde mir zeigen, wie es geht?«
    » Ich denke schon. Aber es gehört viel Übung dazu, bis man so gut ist wie Karl. Das lernt man nicht von heute auf morgen«, sagte Mutter Schumann, und man hörte den Stolz in ihrer Stimme mitschwingen.
    » Ach, wie schade.« Heathers Enttäuschung war so deutlich erkennbar, dass Dorothea neugierig nachfragte: » Wieso möchtest du denn überhaupt auf einmal zeichnen lernen?« Das Mädchen hatte bisher wenig Neigung zu künstlerischer Betätigung gezeigt. Aber vielleicht hatte das auch daran gelegen, dass Dorotheas Kenntnisse sich auf Handarbeiten wie Sticken und Häkeln beschränkten, was nur im weitesten Sinne als künstlerisch zu bezeichnen war.
    » Wenn ich das könnte, könnte ich den bösen Mann malen, und mein Vater würde uns endlich glauben, dass es ihn gibt«, antwortete Heather schlicht. Dorothea erstarrte. Ihre Mutter musterte Heather scharf, als versuche sie, sich darüber klar zu werden, ob das Mädchen es ernst meinte.
    » Du glaubst noch an den bösen Mann?« Lischens helles Lachen unterbrach die Stille. » Weißt du nicht, dass nur Babys das tun?«
    » Du bist so dumm!«, fuhr Heather sie so heftig an, dass Lischen erschreckt zurückwich. » Was glaubst du denn, wer schuld an diesem, diesem… Abort von Dorothy war?«
    Dorothea spürte den Blick ihrer Mutter auf sich, deswegen sagte sie streng: » Es reicht, Heather. Ob dieser seltsame Schwarze wirklich böse ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Vielleicht war ich einfach nur dumm. Und jetzt wascht euch die Hände. Es ist Zeit fürs Abendbrot.«

13
    Zwei Tage später hatte Dorothea sich so weit eingelebt, dass sie nicht mehr ständig das Bedürfnis empfand, in den Garten hinauszulaufen, um wieder frei atmen zu können. Der von mannshohen Mauern umschlossene Hinterhof legte die Vermutung nahe, dass der Vorbesitzer ein leidenschaftlicher Gärtner gewesen war: Zwischen Spalieren, an denen sich knorrige Reben emporrankten, wuchsen prächtige Orangen- und Zitronenbäume. Und in der Mitte des Gevierts stand ein Mandelbaum, dessen blassrosa Blütenmeer eine reichliche Ernte versprach.
    Dennoch blieb der alte Korbstuhl unter dem Küchenfenster ihr Lieblingsplatz. Hier verschlang sie gerade die neueste Ausgabe des Register, die sie auf dem Rückweg vom Markt einem Zeitungsjungen abgekauft hatte, als ihr eine dick gedruckte Überschrift ins Auge sprang.
    Steht ein Aufstand der Eingeborenen bevor?
    Wer die traurigen Gestalten kennt, die um Almosen bettelnd durch die staubigen Straßen von Adelaide schleichen, wird diesen Verdacht mit schallendem Gelächter von sich weisen. Auch wir sind der Ansicht, dass dergleichen Befürchtungen eher von Viehzüchtern gestreut werden, die sich dadurch einen besseren Schutz für ihre Viehtriebe zu verschaffen hoffen. Dennoch wollen wir aus Gründen der journalistischen Fairness unseren Lesern nicht vorenthalten, dass in Port Lincoln ein dort gut bekannter Eingeborener, Lincoln-Bay-Peter genannt, seit Längerem Erzählungen von einem Zauberer verbreitet, der angeblich die Stämme der Ngarrindjeri zu Mord und Totschlag gegen alle Weißen aufhetze.
    Sowohl die Ermordung der Schiffbrüchigen auf dem Coorong als auch die Überfälle am Rufus River seien von ihm in die Wege geleitet worden. Sein Ziel sei die Vernichtung oder Vertreibung aller Europäer.
    Nun ist jedem einigermaßen der Topografie kundigen Leser sofort klar, dass die beiden Orte viel zu weit auseinanderliegen, um in einem solchen Zusammenhang zu stehen.
    Die Maraura am oberen Murray sind bekannt für ihre wilde, kriegerische Art. In Verbindung mit den bereits mehrfach erwähnten Übergriffen auf Maraura-Frauen ist es kein Wunder, dass die dortigen Stämme keine Freunde der Weißen sind. Von einem organisierten Aufstand sind sie allerdings noch weit entfernt. Ihre Feindseligkeit

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