Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
Vom Netzwerk:
Musselingardinen zu säumen, die hier eher als Schutz vor Insekten als vor neugierigen Blicken üblich waren.
    Frau Schmidt entpuppte sich als eine unerschöpfliche Informationsquelle. Sie war es auch, die Dorotheas Bild von den harmlosen, gutmütigen Eingeborenen relativierte.
    » Ham Se schon das Neueste gehört?«, begann sie wie immer, sobald sie sich mit dem Nähkorb im bequemsten Stuhl niedergelassen hatte. » Jetzt ham se schon wieder zwei neue Leichen vom Maria-Massaker gefunden!«
    » Um Himmels willen, wovon sprechen Sie da?« Dorotheas Mutter klang nicht gerade erbaut. Inzwischen hatte sie sich daran gewöhnt, dass ihre Nähhilfe offenbar nicht schweigend arbeiten konnte, aber bisher hatte sie sich auf urbanen Klatsch und Tratsch beschränkt.
    » Na, von dem Massaker im Juni. Als die schwarzen Teufel unten bei Encounter Bay die Schiffsbesatzung und alle Passagiere abgeschlachtet haben. Männer, Frauen und Kinder. Sagen Se bloß, Se haben davon noch nix gehört?«
    Dorothea und ihre Mutter mussten zugeben, dass sie das noch nicht hatten.
    » Das sollten Se aber«, meinte Frau Schmidt. » Wo Se doch praktisch Tür an Tür mit denen wohnen!« Dabei warf sie einen ausgesprochen feindseligen Blick auf das Schulhaus, vor dem sich ein Grüppchen Eltern die Wartezeit damit verkürzte, aus Gräsern Schnüre zu flechten und Speerspitzen zu schärfen.
    » Jetzt sehn se aus, als könnten se kein Wässerchen trüben. Aber in ihnen lauert der Teufel, das können Se mir glauben. Da hilft das ganze Beten und Missionieren nix. Also: Die Maria segelte hier am 26. Juni los. Sollte zwei Dutzend Siedler nach Hobart bringen. Da sind se aber nie nicht angekommen. Ein paar Wochen später gab es Gerüchte über ein Wrack, und der Gouverneur schickte Inspektor Pullen und ein paar Leute los. Sollten der Sache nachgehen. Und was soll ich sagen? Die sahen einen Haufen Schwarze in europäischen Kleidern da herumstolzieren. Alles blutdurchtränkt!« Frau Schmidt rollte wild mit den Augen.
    » Nach einigem Hin und Her führten sie die Polizisten zu einem Platz, an dem acht schrecklich zugerichtete Leichen vergraben waren. Vier Erwachsene und vier Kinder. Das jüngste grad mal zehn Jahre. Schweinebande! Man hätte sie alle aufhängen sollen! Die ganze Bagage!«
    » Aber vielleicht haben die Eingeborenen sie gar nicht ermordet«, warf Dorothea ein. » Wenn die armen Menschen nun auf See ertrunken und angespült worden waren?«
    Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die so harmlos und friedlich wirkenden Eingeborenen tatsächlich zu Mördern wurden. Und dann auch noch an Kindern?
    » O doch, das ham se!« Frau Schmidts Stimme vibrierte vor Triumph. » Warten Se ab! Inspektor Pullen ist dann erst mal nach Adelaide zurück, um dem Gouverneur Bescheid zu sagen. Und Gouverneur Gawler hat nich lang gefackelt und den Polizeichef O’Halloran höchstpersönlich mit einer Strafexpedition losgeschickt.« Sie legte eine Kunstpause ein, um sich ein Glas Limonade einzugießen.
    » Und was geschah dann?«, drängte Dorothea, ungeduldig, dass sie endlich weitererzählte.
    » Na, die Männer haben die ganze Gegend abgesucht und den Stamm gefangen genommen, der sie ermordet hat. Eine üble Bande– diese Stämme am Murray River. Sogar unsere Schwarzen hier fürchten sie wie den Beelzebub.«
    » Wurden sie vor Gericht gestellt?«
    Frau Schmidt sah Dorotheas Mutter an, als sei diese nicht recht bei Verstand.
    » Aber wo denken Se hin, Frau Schumacher! Das wäre als Abschreckung doch völlig daneben gewesen. Nee, nee: Aufgeknüpft haben se zwei von den Kerlen, an einem Galgen über den Gräbern der armen Opfer. Wahre Teufelsgestalten mit Visagen für Albträume! Ein paar ham se erschossen und die restlichen samt den Frauen und Kindern laufen lassen. Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätten se se alle aufgeknüpft. Es hätte schon keinen Falschen getroffen.« Sie verzog grimmig das Gesicht. » Dieser ganze Unsinn mit den Aborigine-Schutzgesetzen wird uns noch in Teufels Küche bringen. Woanders ist man auch nicht so zimperlich.«
    » Weiß man denn, was aus den restlichen Vermissten wurde? Sucht man nach ihnen?«, erkundigte Dorothea sich. » Es fehlen doch noch einige. Vielleicht sind sie noch am Leben und warten auf Hilfe.«
    Frau Schmidt zuckte fatalistisch mit den Schultern. » Die ham die ganze Gegend abgesucht. Wenn jemand noch am Leben wäre, hätten se ihn gefunden. Der Register hat geschrieben, die jetzt wären in Wombatlöchern versteckt

Weitere Kostenlose Bücher