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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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gewesen. Weiß der Kuckuck, wo die Saubande die restlichen armen Leute vergraben hat…?« Frau Schmidt verstummte erschöpft und griff erneut zum Limonadenkrug.
    » Ist so etwas schon öfter vorgekommen?« Auguste Schumann wirkte besorgt. Dorothea entging nicht, dass sie fast ängstlich zu den Eingeborenen hinübersah, die gerade in lautes Gelächter ausbrachen. » Ich meine, dass sie…« Obwohl sie es nicht über sich brachte, die Worte auszusprechen, verstand Frau Schmidt sofort.
    » Bisher nich. Jedenfalls nich hier in der Gegend. Aber man weiß ja nie, was noch kommt, nich?«
    » Sie sagten, der Register hätte darüber geschrieben?« Dorothea war fasziniert. » Ob man dort wohl noch alte Exemplare bekommt?« Sie hätte zu gerne mehr darüber in Erfahrung gebracht. Vielleicht ergab sich eine Gelegenheit, wenn sie Dünnebiers Empfehlungsschreiben abgab. Bisher ruhte es gut verwahrt unter ihren Taschentüchern. Aber sie war fest entschlossen, so bald wie möglich ihr Glück zu versuchen. Ursprünglich hatte sie einen Artikel über die Waisen schreiben wollen, aber Ian hatte sich schlichtweg geweigert, ihr die nötigen Auskünfte zu geben. Also hatte sie sich hier und da mit Millie unterhalten. Die war sehr viel gesprächiger gewesen und hatte sich auch nicht gescheut, Dorothea erschütternde Einblicke in das Leben auf Londons Straßen zu geben. Danach hatte Dorothea zumindest eine Ahnung davon, was einen dazu bewegte, ans andere Ende der Welt zu reisen. Leider hatte sie Ian nach den Waisenkindern, die zu Taschendieben abgerichtet wurden, auszufragen versucht. Danach war Millie ihr ausgewichen, als ob sie die Krätze hätte. Trotzdem hatte sie eine zu Herzen gehende Geschichte aufs Papier gebracht, die Herrn Dünnebier begeistert hätte. Und hoffentlich auch die hiesigen Redakteure! Sobald sie sie zu Gesicht bekamen…
    » Dorothea!« Ihre Mutter wirkte geradezu entsetzt. » Du beabsichtigst doch wohl nicht im Ernst, in eine Zeitungsredaktion zu spazieren, nur um dort deine morbide Neugierde zu befriedigen.« Ihrem Tonfall nach rangierte eine Zeitungsredaktion nur um Haaresbreite vor einer Kaschemme übelsten Rufs. » Lasst uns lieber ein Gebet für diese armen Seelen sprechen.«
    Sie senkte den Kopf über ihre gefalteten Hände. Aber noch ehe sie beginnen konnte, kam Lischen laut kreischend um die Hausecke gerannt: » Ein Ungeheuer, ein Ungeheuer! Es hat mich angefaucht.«
    » Lischen, sei nicht albern«, sagte ihre Mutter streng. » Es gibt hier keine Ungeheuer.«
    » Vielleicht ne große Eidechse?«, schlug Frau Schmidt vor und lächelte breit. » Die tun aber nix, Kindchen.«
    » Ich schau mal nach«, sagte Dorothea, froh darüber, die endlose Stoffbahn beiseitelegen zu können, und nahm Lischens Hand. » Zeig mir, wo du es gesehen hast.«
    Sobald sie um die Hausecke bogen, war das rätselhafte Wesen zwar nicht zu sehen, dafür jedoch deutlich zu hören: Aus dem Dickicht, das einmal der Gemüsegarten werden sollte, drang tatsächlich erschreckend lautes Fauchen und Grollen. Der Lautstärke nach zu urteilen, war es nahezu unmöglich, dass ein solch großes Tier sich in dem mannshohen Gebüsch verbergen konnte. Lischen kreischte erneut entsetzt auf und flüchtete. Dorothea schwankte gerade noch zwischen dem Drang, es ihr nachzutun, und dem Wunsch, der Sache auf den Grund zu gehen, als einige der Kaurna-Eltern sich näherten. Der Aufruhr hatte offenbar ihr Interesse geweckt. Allerdings schienen sie nicht im Geringsten beunruhigt von den unheimlichen Lauten. Im Gegenteil– sie grinsten und machten anscheinend Witze darüber. » Wombat«, sagte einer von ihnen. » Viel gut.« Er rieb sich genüsslich die Bauchregion. Einige der anderen begannen, mit Speeren in dem Dickicht herumzustochern und Steine hineinzuwerfen. Das Fauchen und Grollen verstummte. Es raschelte, und dann brachen zwei biberähnliche Tiere aus dem Gebüsch. Ehe Dorothea ganz begriff, was da vor sich ging, hatten zwei der Männer sie bereits mit keulenartigen Gerätschaften erschlagen. Eines der beiden Exemplare betrachtete sie sich genauer: eine Fellkugel mit Stummelschwanz und einem ungewöhnlich geformten Kopf. Zwischen der gespaltenen Oberlippe konnte sie gelbliche Zähne erkennen. Das waren Wombats? Frau Schmidts Erzählung über die Leichen in Wombatlöchern schoss ihr durch den Kopf. Was fraßen diese Tiere?
    Als die Eingeborenen sie mit Gesten fragten, ob sie die Tiere nehmen dürften, nickte Dorothea erleichtert. Das Känguru hatte zwar

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