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Wenn der Golem erwacht

Wenn der Golem erwacht

Titel: Wenn der Golem erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Kastner
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ein Sensibelchen war.
    Wir wünschten uns frostig eine gute Nacht, und ich sah zu, wie Rica hinter dem Raumteiler verschwand. Ich legte die PSM auf den Tisch neben der Couch und nahm mir noch einmal die Golem-Akte vor. Seitdem wir Hugo Bartsch verlassen hatten, spukte etwas in meinem Kopf herum, ohne dass es greifbar wurde. Es hing mit der Akte zusammen, musste eine Auffälligkeit sein oder ein versteckter Hinweis. Es war mir beim Lesen aufgefallen, glaubte ich, doch war es in der Fülle der neuen Informationen untergegangen.
    Ich las alles noch mal, bis hin zu dem unverdaulichen Gutachten dieses Professors Baumes. Aber es war wie mit meiner Erinnerung: Je angestrengter ich nachdachte, desto diffuser wurde alles. Vielleicht war ich einfach nur übermüdet, redete ich mir ein, und löschte das Licht.
    Unruhig wälzte ich mich hin und her, döste kurzzeitig, ohne in festen Schlaf zu fallen. Ich konnte nicht aufhören, über die Akte nachzudenken. Irgendwann schlief ich doch ein, aber der Schlaf brachte keine Erlösung, nur einen schlechten Traum. Darin war ich ein Soldat, der auf eine feindliche Stellung zulief. Vor mir blitzte es auf, und die Geschosse fuhren rings um mich in den Boden. Ich wollte mich zur Flucht wenden, aber hinter mir wuchs eine überlebensgroße Gestalt aus dem Nichts und wies befehlend auf den Feind. Der Feldherr trug Uniform und Mütze eines deutschen Offiziers aus dem Zweiten Weltkrieg, aber das Gesicht kam mir bekannt vor. Und bei seinem Anblick wachte ich auf.
    Hände hielten mein Gesicht, und eine Stimme redete auf mich ein. Im ersten Augenblick dachte ich, der Offizier wollte mich zurück ins feindliche Feuer schicken. Aber ich war wach, und vor mir kniete Rica. Das dünne Rouleau ließ genügend Licht einfallen, um die Journalistin zu erkennen. Sie trug ein knielanges Nachthemd, das vermutlich Sylvia Sallmann gehörte.
    Rica sprach in einem besänftigenden Tonfall zu mir, wie eine Mutter, die ihr verängstigtes Kind zu beruhigen versucht: »Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, ich bin bei dir. Alles wird wieder gut, ja?«
    Zärtlich streichelte sie meine Wange und mein Haar. Ihre Berührungen riefen ein angenehmes Prickeln hervor, und ein wohliger Schauer lief über meinen Rücken. Aber nicht nur Ricas körperliche Nähe war dafür verantwortlich, sondern auch das Gefühl, dass die unsichtbare Mauer, die uns den ganzen Tag über getrennt hatte, verschwunden war. Sie war nicht mehr als eine böse Erinnerung, so wie die reale Mauer, die einmal diese Stadt in zwei verschiedene Welten aufgespalten hatte und die nur wenige hundert Meter von uns entfernt verlaufen war.
    »Du hast wieder schlecht geträumt, nicht wahr?«
    Ich wollte ihr antworten, aber ich brachte nur ein heiseres Krächzen zustande. Also nickte ich einfach.
    »Du musst mir nichts erzählen. Ich habe dich schreien gehört, es muss schlimm gewesen sein. Aber jetzt ist es vorbei. Komm!«
    Sie zog mich von der Couch, nahm mich wie ein Kind an die Hand und führte mich in den Schlafraum. Kurz war ich versucht, umzukehren und die PSM zu holen. Aber ich war zu erschöpft von meinem unruhigen Schlaf und dem Albtraum. Außerdem wollte ich Rica nicht loslassen.
    Sie nahm mich mit ins Bett, das noch warm war von ihrem Körper, und deckte uns beide zu. Als unsere Lippen und unsere Leiber wie von selbst zueinander fanden, wusste ich, dass auch Rica unter der unsichtbaren Mauer gelitten hatte.
    Wir Hebten uns, zärtlich und vorsichtig, wie von Angst erfüllt, das neu geknüpfte Band zu zerreißen. Jeder erkundete den Körper des anderen mit tastenden Berührungen, streichelte ihn, verursachte ihm Wollust und Geborgenheit zugleich.
    Ich schob Ricas Nachthemd hoch und küsste die warme Haut ihres Bauches und ihrer Schenkel. Sie legte ihre Hände auf meinen Kopf, drückte ihn mit sanfter Gewalt zwischen ihre Beine. Das Spiel meiner Lippen und meiner Zunge steigerte Ricas Erregung. Aus dem leichten Zittern ihrer Glieder wurde ein heftiges, rhythmisches Zucken, das über ihren ganzen Körper lief. Sie kreuzte ihre Beine über meinem Rücken und hielt meinen Kopf fest in ihren Händen, bis sie ihren Höhepunkt erreichte und leise, lustvolle Schreie ausstieß.
    Eine Weile lagen wir still da, und mein Kopf ruhte auf dem weichen Kissen ihres Schoßes. Ich spürte die sanften, aber heftigen Nachbeben, die sie erlebte und genoss. Ihre Hände streichelten mein Gesicht, und sie schnurrte wie eine zufriedene Katze.
    Ihren erhitzten, schwitzenden Leib

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