Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
sich die Mühe machen sollte, hier einzubrechen. Er schaltete in ein Baseballspiel der Colorado Rockies und versuchte, sich auf Homeruns und Schlagdurchschnitte zu konzentrieren, um die fürchterlichen Bilder aus dem Kopf zu kriegen und nicht länger an die merkwürdige kleine Blondine denken zu müssen, die ihn gewarnt hatte, jemand in seiner Nähe sei in Gefahr.
Die ganze Nacht und den ganzen Tag hatte er wie der letzte Idiot versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass Kendras Ermordung gar nichts mit ihm zu tun hätte und er deshalb auch nichts dagegen tun konnte. Aber eigentlich wusste er es besser. Zu sehr brannte und nagte die Scham in seinem Bauch, als dass er sich so einen Blödsinn selbst abkaufen könnte. Er versuchte, dieses saure, unwillkommene Gefühl mit Scotch zu ersäufen, aber das funktionierte nicht im Geringsten. Stattdessen versank er immer tiefer in Schuldgefühlen, als würde er an einem schlammigen Ufer stehen und langsam im Morast versinken. Riley hatte ihn die ganze Zeit ausgefragt, und er hatte gelogen und behauptet, überhaupt nichts zu wissen. Von Molly hatte er ihm nichts erzählt, und die Tatsache, dass sie ihm ihre Warnungen ins Gesicht geschleudert und ihn um Hilfe angefleht hatte, schon gar nicht erwähnt.
Und erst recht behielt er diesen Traum für sich, den sie miteinander geteilt hatten. Stattdessen hatte er jeden Gedanken daran verdrängt, obwohl der Traum ständig da war, irgendwo am Rande seines Bewusstseins – und darauf wartete, erneut zuzuschlagen.
Zum Beispiel jetzt , flüsterte sein Gewissen, und er kippte den Scotch hinunter, der ihm heiß im Magen brannte.
Im siebten Spielabschnitt überwältige ihn endlich die Erschöpfung. Seine letzten Gedanken kreisten um Molly Stratton, als er in einen ruhelosen Schlaf fiel. Er fragte sich, wo sie wohl sein mochte, was sie gerade machte. Und wünschte, er könnte sie sich aus dem Kopf schlagen. Gleichzeitig hasste er die unlogische Panik, die jedes Mal wie Schwefelsäure in seiner Brust brannte, wenn ihn die Möglichkeit zum Wahnsinn trieb, sie vielleicht niemals wiederzusehen.
Trotz der bedrückenden Hitze der Nacht schlief er durch den Alkohol tief und fest. Bis die Träume wiederkamen. Die schwüle Hitze des Waldes und die erotische Ekstase des Zigeunerlagers hatte er beinahe erwartet. Er wollte sich ausschließlich auf die erste Frau konzentrieren, die er in die Finger bekam, darauf hatte er sich vorbereitet. Auf diese Weise könnte er vielleicht verhindern, dass aus ihr Molly würde, die er in den feuchten Waldboden rammte.
Aber wie immer kam das Schicksal von hinten und trat ihn in den Hintern.
Ian tauchte aus den tiefen, düsteren Ebenen seines Unterbewusstseins auf, erblickte ein weiches, flackerndes Licht – und wusste sofort, dass irgendwas nicht stimmte. Es war sogar noch schlimmer als zuvor. Als diese ganzen perversen Albträume, die ihn seit Wochen plagten.
Diesmal gab es keinen Wald … kein Zigeunerlagerfeuer … keine herausfordernde, schlehenäugige Brünette, um seine Begierde zu stillen.
Stattdessen fand Ian sich kniend auf einem weichen, kunstvoll gewobenen persischen Teppich wieder, die Luft war von einem betäubenden Duft nach Frau und Rauch erfüllt, irgendwo brannte ein Feuer im Kamin, die Hitze der Flammen wärmte seine nackte Haut. Und vor ihm lag Molly auf dem Rücken, ihre bleichen Schenkel schamlos breit gespreizt.
„Was?“, hörte er sie hervorstoßen, sie klang überrascht, ihre Stimme war nicht so heiser wie sonst und etwas undeutlich, als ob ihr gerade erst klar würde, dass es schon wieder passierte. Wahrscheinlich hatte sie sich eben noch in so ein durchgelegenes Motelbett gekuschelt, vertieft in eins dieser bescheuerten Gespräche mit dem Geist seiner Mutter, nur um sich plötzlich hier wiederzufinden, zusammen mit ihm. Ihr Blick glitt an ihrem blassen Körper hinab, ihre samtbraunen Augen weiteten sich vor Schreck, als sie bemerkte, wie sie dalag, sich ihm präsentierte und er vor ihr kniete.
Sie stöhnte auf und bedeckte sich schnell mit den Händen.
Vor lauter Begierde in der Kehle war es Ian unmöglich zu sprechen. Er packte sie an den Handgelenken, riss ihre Arme beiseite. Das rotschwarze Muster des Teppichs akzentuierte den warmen Glanz ihrer Haut, und ihr Duft verstärkte sich mit dem Anstieg ihres Pulses. Über dem entzückenden Schwung ihrer Brüste wurden ihre Brustwarzen hart wie köstliche Beeren, saftig und reif und wunderschön. Er wollte mit seinen heißen Lippen
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