Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
überhaupt keine Teenager, und mit so einer würde ich mich auch niemals einlassen.“
„Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass dieses Monster Nahrung braucht. Nur weil Sie und Molly sich hier draußen verstecken, wo er nicht an Sie herankommt, sitzt er doch nicht untätig herum und wartet, bis Sie geruhen, wieder aufzutauchen. Er hat sich vermutlich zum größten Teil von Tieren ernährt, aber er braucht auch Menschenfleisch, um bei Kräften zu bleiben oder sogar noch stärker zu werden, so wie Sie eben nur das Blut brauchen. Wenn er niemanden in die Finger bekommt, der irgendeine Verbindung mit Ihnen hat, nimmt er sich halt, was er kriegen kann.“
Ian wollte wütend davonstapfen, aber Scott packte seinen Oberarm, zog ihn wieder herum. „Kapieren Sie denn nicht, Buchanan? Sie versuchen hier, eine Situation unter Kontrolle zu halten, die gar nicht kontrolliert werden kann, die einfach so explodiert. Sie müssen sich jetzt der Lage stellen, bevor Ihr ganzes Leben zerstört wird.“
„Was ist denn mit Ihnen?“, schrie Ian, schüttelte ihn plötzlich an den Schultern, hätte sich am liebsten mit ihm geprügelt. „Es ist bereits passiert. Und Sie sitzen hier rum und tun gar nichts!“
Auch Scott war nahe davor, ihn anzugreifen, konnte sich aber zügeln. „Wir müssen unsere Aufgabe erledigen, so wie Sie die Ihre, Merrick. Und glauben Sie nicht, dass solche Dinge der Aufmerksamkeit des Kollektivs entgehen würden. Wenn die hier auftauchen sollten, werden wir mit denen alle Hände voll zu tun haben.“
Ian wollte etwas Beleidigendes erwidern, aber er konnte riechen, dass Shrader wieder in der Nähe war. Er wandte sich um und sah den Mann auf sich zukommen, ohne Quinn oder Molly. Shrader hatte einen grimmigen Ausdruck im Gesicht, und Ian wurde klar, dass es noch mehr schlechte Nachrichten geben würde.
Der Watchman fing Ians forschenden Blick auf und sagte leise: „Molly schickt mich mit einer Botschaft. Sie hat nach dem Essen einen Mittagsschlaf gehalten, und deine Mutter hat wieder zu ihr gesprochen. Sie kam vorhin hier runter, um dir das zu erzählen.“
„Und?“, krächzte Ian und fragte sich, was Elaina ihr jetzt wieder erzählt haben mochte.
„Molly sagte, es wäre schwierig zu verstehen gewesen. Sie weiß nicht, ob Elainas Verbindung zu ihr schwächer wird, aber sie konnte nur einen Teil der Botschaft mitbekommen. Etwas über den Dark Marker, der seine Kraft erlangen würde, wenn der Casus in seine Nähe kommt.“
Scott trat an Ians Seite. „Wenn das stimmt, würde es erklären, warum Sie mit dem Kreuz nichts anfangen konnten.“
Ian nickte zustimmend, blickte hinab auf den sandigen Boden, und eine Idee formte sich in seinem Geist, die langsam Gestalt annahm wie ein Bild, das aus dem Nebel auftauchte.
„Es gibt noch mehr Neuigkeiten“, murmelte Shrader düster, was finstere Vorahnungen auslöste.
„Was für welche?“, fragte Scott.
„Kellan hat gerade über die abhörsichere Leitung angerufen“, erklärte der Watchman. „In Henning wird eine weitere Frau vermisst. Eine junge Kunststudentin. Sie ist heute Morgen in den Wald gegangen, um ein paar Fotos zu machen, und eigentlich hätte sie mittags die Schicht ihres Ferienjobs in einem der örtlichen Geschäfte antreten sollen, aber dort ist sie nicht aufgetaucht. Nachdem die Leiche des anderen Mädchens gefunden wurde, ist die ganze Stadt plötzlich in Panik geraten. Jeder glaubt, die Kunststudentin sei das dritte Opfer.“
Die Idee, die gerade noch zum Greifen nah war, verschwand plötzlich wieder, und eine Welle puren Entsetzens trat an ihre Stelle, die alles andere auslöschte. Ian konnte nichts mehr denken, nicht mehr sprechen. Er konnte nur noch stumm dastehen und die Muskeln anspannen, während ihm die Sommersonne brütend heiß ins Gesicht schien. Er dachte an diese Frauen, die ihr Leben nur wegen ihm verloren hatten, wegen diesem Ding in ihm, und namenlose Wut stieg in ihm auf.
Shrader steckte die Hände in die Hosentaschen und warf Scott einen vielsagenden Blick zu. „Kellan hat auch mitgeteilt, dass das Treffen steht. Sobald du bereit bist, in die Stadt zu kommen, müssen wir nur kurz anrufen.“
Scott schien diese zweite Nachricht nicht sonderlich zu erfreuen, sein Mund verzog sich zu einer einzigen schmalen Linie, das mitleidlose Sonnenlicht betonte die dunklen Schatten unter seinen Augen.
„Heißt das, wir fahren?“, fragte Shrader.
„Was für ein Treffen?“, wollte Ian in der gleichen Sekunde wissen. Sein
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