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Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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der beiden Brüder abzuschätzen, ohne sich selbst etwas anmerken zu lassen. Kierland hatte Mühe, seinen brodelnden Zorn unter einer Maske kühler Gleichgültigkeit zu verbergen, aber sein Bruder war anscheinend eher fasziniert, als wäre dieses ganze Drama zu seiner persönlichen Unterhaltung inszeniert. Kellan lehnte lässig an einer Wand, die muskulösen Arme über einem ausgeblichenen Led-Zeppelin-T-Shirt verschränkt. Was in der Frau vorging, war am leichtesten zu erkennen, ihre Miene entspannte sich vor Erleichterung, als hätte man ihr soeben Gnade gewährt.
    „Das hier ist Ihre letzte Chance“, brach Scott das drückende Schweigen. „Sofern Sie nicht wollen, dass noch mehr Blut von unschuldigen Frauen an Ihren Händen klebt.“
    „Sie selbstgerechter Idiot“, höhnte Ian. „Hören Sie doch endlich mit diesen Vorträgen auf.“
    „Machen Sie die Augen auf, Merrick. Ich tue Ihnen bloß einen Gefallen.“
    Kellan blickte von einem zum anderen und pfiff leise vor sich hin. Die Frau blieb in der Tür stehen und hörte einfach nur zu.
    „Denken Sie doch mal darüber nach, was Ihnen hier angeboten wird, bevor Ihr Temperament wieder mit Ihnen durchgeht“, fügte Scott hinzu, aber schon bei seinem Tonfall musste Ian würgen. „Morgan hat nur für Sie eine weite Reise gemacht.“
    Ian zog eine neue Zigarette heraus, steckte sie schnell an, inhalierte tief und tat sein Bestes, das Zittern seiner Hand zu ignorieren.
    „Ich kann diesen Scheiß einfach nicht glauben“, murmelte er, nahm noch einen tiefen Zug, bis seine Lunge brannte. „Hatte ja gar keine Ahnung, dass ihr Typen auch noch Zuhälter seid.“
    „Sie sind hier, um sich von ihrem Blut zu ernähren.“ Scott konnte seine Frustration nicht mehr hinter der Maske von Gleichgültigkeit verbergen. „Sie haben so viel Angst, Molly etwas antun zu können, aber Morgan ist eine von uns. Von ihr können Sie kriegen, was Sie brauchen, ohne sich um sie Gedanken machen zu müssen, und dann können Sie dieses Schwein ein für alle Mal fertig machen, bevor noch mehr unschuldige Menschen zu Tode kommen.“
    Der Merrick in ihm mochte nach wie vor schwach sein, aber Ian konnte spüren, wie er sich regte, verlockt von diesem Angebot, dürstend nach Blut. Doch Ian war sich auch schmerzhaft bewusst, was es bedeutete, wenn er der Verlockung nachgab. Zweifellos wusste Kierland Scott ganz genau, wie man das Messer in der Wunde herumdrehte – und dass Ian nur noch wenige Möglichkeiten blieben. Er konnte entweder Molly nehmen – und damit das Unvorstellbare riskieren – oder diese andere Frau … und damit jenes Band zwischen ihm und Molly für immer durchschneiden. Denn wenn er das täte, würde eine Molly Stratton ihn nie wieder in ihre Nähe lassen. Nicht, nachdem sie sich ihm selbst wieder und wieder angeboten hatte, und er hatte sie genauso oft zurückgestoßen.
    „Ich hab die doch nicht umgebracht!“ Er musste seine Wut einfach herauslassen. Er drückte die Zigarette in einem Plastikaschenbecher aus und schritt aggressiv auf Scott zu, der immer noch an der Tür lehnte.
    „Vielleicht nicht.“ Der Watchman ließ ihn nicht aus den Augen, die Brauen zusammengezogen. „Aber Sie haben auch nicht besonders viel getan, um sie zu retten, oder?“
    Sofort knallte Ian die Faust in Scotts Gesicht, dessen Kopf zur Seite flog. Aber mit blitzschnellem Reflex versetzte Scott ihm einen schmerzhaften Stoß in die sowieso schon angeknacksten Rippen, Ian stöhnte auf, konnte aber gleichzeitig einen Kinnhaken landen.
    „Verdammt noch mal! Beruhigt euch wieder, ihr zwei!“ Kellan stürzte sich jetzt ins Getümmel und versuchte, sie auseinanderzuziehen, während die Fäuste weiter flogen. Sie krachten auf den Tisch, die Lampe flog zu Boden und zerbrach, dann knallten sie gegen die andere Wand, und ein Landschaftsbild flog zu Boden. Scott verfehlte Ians Gesicht und schlug mit seinen blutigen Knöcheln ein Loch in die Wand.
    Sie waren absolut gleichwertig in ihrer Wut, und schließlich war es Morgan, die sie endlich auseinanderreißen konnte und sie mit ausgestreckten Armen voneinander abhielt. Keiner der beiden holte weiter aus, um sie nicht unabsichtlich zu treffen.
    „Schon gut, schon gut“, keuchte Scott, trat zurück, bis seine Schulterblätter die Wand berührten, dann stützte er schwer atmend die Hände auf die Knie. Durch dunkle Locken, die ihm ins Gesicht fielen, sah er Ian an. „Es war nicht meine erste Wahl, Buchanan, das können Sie mir glauben. Ich habe die ganze

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