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Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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misstrauischer Blick glitt über den Waldrand hinter dem Motel. Könnte der Casus dort im Wald lauern? Vielleicht war er ja nur paranoid, hoffte Ian, aber das unbehagliche Gefühl im Magen, Aubrey Rodgers könnte soeben vom Schicksal berührt worden sein, wurde er einfach nicht los.
    Das ist eine Überreaktion, Idiot. Keiner hat sie gesehen. Niemand beobachtet uns.
    Oben angekommen, wandte Scott sich erst nach rechts, dann nach links, hielt vor der zweiten Tür und klopfte laut. Ian stand daneben, die Hände in den Taschen, blickte noch einmal über die Schulter zum Wald und konnte das gespenstische Gefühl, sie würden beobachtet, einfach nicht abschütteln. Von innen wurde aufgeschlossen, dann ging die Tür auf, und Ian erblickte eine etwas jüngere Ausgabe des Mannes an seiner Seite. Dieser Typ hatte dichtes dunkelrotes Haar, das fast schwarz wirkte, die Augen waren eine ungewöhnliche Mischung aus Grün und Blau. Das musste Kierland Scotts Bruder Kellan sein. Die Ähnlichkeit der beiden war unübersehbar. Kierland war vielleicht ein paar Zentimeter größer, dafür war Kellan stämmiger als sein Bruder, fast wie ein Footballprofi gebaut.
    Mit neugierigem Blick in seinen seltsam gefärbten Augen trat Kellan beiseite, um sie hereinzulassen, machte die Tür zu und schloss ab. „Morgan ist nur kurz auf dem Klo.“ Er schüttelte Ian die Hand mit festem Griff und deutete mit dem Kopf auf seinen Bruder. „Ich bin der jüngere Bruder von diesem Arschloch da, aber das können Sie mir nicht vorwerfen. Kellan ist der Name.“ Er hatte denselben britischen Akzent.
    Bevor Ian etwas erwidern konnte, sagte Scott: „Irgendwelche Probleme, hierherzukommen?“
    Kellan schüttelte den Kopf. „Bis jetzt nicht. Alles ruhig.“
    Ian sah sich in dem Zimmer um, entdeckte keinerlei Hinweis auf das, was hier vorgehen mochte. Der Raum wirkte praktisch unberührt, außer einem mitgenommenen alten Rucksack an der Wand neben dem Badezimmer schien es auch kein Gepäck zu geben. Im Bad hörte er Wasser laufen, offenbar jene Person namens Morgan, die sie hier treffen sollten.
    Das Zimmer wirkte ziemlich düster, die Einrichtung bestand lediglich aus einem Doppelbett, einem Schrank und zwei Nachttischen. Es gab zwei Bettlampen, aber sie waren ausgeschaltet, nur wenig abendliches Zwielicht drang durch die herabgelassenen Rollläden.
    Ian holte die Zigarettenschachtel aus der Brusttasche und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Scott sich vor der verschlossenen Tür aufgebaut hatte, als ob er ihm den einzigen Fluchtweg verstellen wollte. Erwarteten sie, dass er versuchen könnte, abzuhauen? Was sollte das alles?
    „Meinen Sie nicht, Sie sollten mir langsam erzählen, was hier vorgeht?“
    Bevor die Watchmen antworten konnten, ging die Badezimmertür auf, und eine Frau erschien. Sie fing seinen Blick auf und blieb in der Tür stehen, ein weißes Handtuch an die Wange gedrückt, ihre Haut war feucht, als hätte sie sich gerade gewaschen. Ian holte tief Luft; er wusste sofort, dass sie kein menschliches Wesen war. Sie roch ähnlich wie die Watchmen … nur nicht ganz so streng. Sie war schön, groß und schlank, hatte ein herzförmiges Gesicht, wie aus bestem Porzellan modelliert, und schattige graue Augen. Ihre umwerfende Figur kam auch in Jeans und T-Shirt wunderbar zur Geltung. Sie war nicht gerade verführerisch angezogen – aber Ian kapierte auf den ersten Blick, was das alles sollte.
    Rasende Wut stieg in ihm auf, die unangezündete Zigarette glitt vergessen aus seinen Fingern, und er packte Scott am Kragen, schnürte ihm mit einer schnellen Drehung seiner Faust die Luft ab, hob ihn hoch und drückte ihn gegen die Tür. „Sie verdammter Hurensohn!“
    Scott verzog keine Miene, als wäre jedes Gefühl aus seinem Gesicht gewichen, und starrte ihn aus reglosen grünen Augen an. „Von mir aus seien Sie so wütend auf mich, wie Sie wollen, Buchanan. Aber Sie lassen uns keine andere Wahl. Sie befürchten, Molly einen Schaden zuzufügen und hinterlassen dabei immer mehr Leichen durch Ihr Zaudern.“
    „Ich mach das nicht.“ Er stieß diese entschlossenen Worte aus, ohne nachzudenken, was er sagte – es war purer Instinkt. Darüber, wieso eigentlich er nicht tun konnte, was sie von ihm verlangten, dachte er lieber nicht zu genau nach. Die Frau war schließlich wunderschön und offenbar auch willig, aber das spielte keine Rolle.
    Schwer atmend bekam Ian seine Wut unter Kontrolle und ließ Scott los. Er sah sich um, versuchte die Gefühlslage

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