Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Scotts Stimme seine Gedanken. „Ich weiß, dass Sie eigentlich nicht wollen, Buchanan, aber es wird Zeit, dass Sie sich dem stellen, was nun einmal getan werden muss.“
Ian ignorierte ihn einfach, denn langsam wurde das Bild in seinem Kopf klarer… Fragmente verschiedener Gespräche wirbelten in seinem Hirn herum.
Der Dark Marker wird seine Kraft erlangen, wenn der Casus in seine Nähe kommt …
Blindes Vertrauen zu sich selbst haben…
Zeit, sich dem zu stellen, was getan werden muss …
Wenn der Casus nahe ist …
Nicht zu fassen! Dass etwas Bedeutendes in Mollys Botschaft verborgen war, hatte er schon in der Sekunde gespürt, als Shrader sie überbrachte, aber was es war, das begriff er erst in diesem Augenblick. Die Erkenntnis war wie ein Schock. Er hatte die Antwort, verdammt noch mal, und es war die einfachste vorstellbare Lösung.
Einfach? Eher selbstmörderisch , höhnte sein Bewusstsein.
Schon wahr, aber immer noch besser, als Tag für Tag gegen die Versuchung anzukämpfen, die Molly darstellte, verrückt vor Angst, er könnte sie am Ende töten, und weit und breit war kein logischer Ausweg aus dem Dilemma in Sicht. Er würde ihr Blut nicht trinken, er würde überhaupt niemandes Blut trinken. Was bedeutete, er könnte entweder herumsitzen und gar nichts tun, oder er könnte sich endlich zu etwas durchringen.
Und jetzt wusste er ganz genau, was zu tun war.
Er drehte sich um, steckte die Hände in die Hosentaschen und sagte ruhig: „Ich gehe.“
Scott gab einen frustrierten Ton von sich. „Es bringt überhaupt nichts, zurück nach Ravenswing zu laufen.“
Ian straffte die Schultern. Ihm war klar, dass der Watchman zweifellos nichts von seinem Plan halten würde. „Da will ich gar nicht hin.“
„Sie wollen nach Hause?“, grollte Scott. „Wenn Sie zurück in Ihr Apartment gehen, bringen Sie Molly in Gefahr. Die weiß doch, wo Sie wohnen, Buchanan. Sie wird Ihnen dahin folgen.“
Ian schüttelte den Kopf. „Das stimmt, aber dahin will ich auch nicht.“
„Wohin denn dann?“ Kellan rieb sich die unrasierte Wange.
Es schien, als wäre Ian endlich zur Ruhe gekommen. Er atmete tief durch. „Zurück zum Anfang.“
Kellan warf seinem Bruder einen verwirrten Blick zu. „Was zum Teufel soll das denn heißen?“
Aber Ian erkannte, dass Scott ganz genau verstand. Seine blassgrünen Augen bohrten sich geradezu in seinen Blick. „Sie wollen zurück nach South Carolina, wo Elaina lebte, nicht wahr?“, fragte er langsam.
Ian nickte. „Molly weiß nicht, wo das Haus dort ist, deshalb kann sie mir nicht folgen. Und Sie haben neulich gesagt, dass der Casus auf mich ausgerichtet ist. Dass er weiß, ich bin hier, also wird er auch wissen, wann und wohin ich gehe. Wo immer ich bin, der Casus wird mir dorthin folgen. Darauf werde ich mich verlassen. Und wenn er kommt, benutze ich den Dark Marker und mache der ganze Sache ein Ende.“
Damit das klappte, musste er so weit weg von Molly sein, wie nur möglich – er musste das Monster auf sein eigenes Terrain locken und ihm dort entgegentreten. Sie hatten zwar über seine Kindheit geredet, aber er hatte ihr nie gesagt, wo er aufgewachsen war. Auch Elaina hatte Molly nicht verraten, wo sie damals lebten, also konnte Molly nicht wissen, wo das Haus war. Auch Saige war nicht dort, denn durch die Watchmen wusste er, dass sie sich immer noch in Südamerika aufhielt. Also stand das Haus jetzt leer … und er würde dorthin zurückkehren, wo er zum ersten Mal diese Geschichten über die Casus und die Merrick gehört hatte, und auf das Monster warten.
Intuitiv spürte Ian, dass er nicht sehr lange warten müsste.
Und vielleicht … nur vielleicht wäre der Dark Marker in seiner Tasche stark genug, um seinen Arsch zu retten, selbst ohne die Kraft des Merrick in ihm.
„Auch wenn das Kreuz funktionieren sollte“, stieß Scott hervor, „werden Sie in Ihrer menschlichen Gestalt ein leichtes Opfer abgeben, und verwandeln können Sie sich nicht, weil Sie immer noch kein Blut getrunken haben. Vielleicht schaffen Sie es, ihn zu töten, Buchanan, aber er wird Sie am Ende mitnehmen.“
„Wenn Sie in ein paar Tagen nichts von mir gehört haben, werden Sie wissen, dass genau das passiert ist“, krächzte er. „Was auch passiert, behalten Sie meinen Bruder im Auge. Lassen Sie ihn nicht schutzlos zurück. Er ist ein harter Bursche, aber falls noch mehr von diesen Monstern auf dem Weg sind, wird er Ihre Hilfe brauchen.“
Ian wandte sich zur Tür, aber Scotts
Weitere Kostenlose Bücher