Wenn der Hunger erwacht (German Edition)
Woche immer wieder versucht, Sie dazu zu bringen, endlich das Notwendige zu tun. Erst heute habe ich Ihnen gesagt, Sie sollen sich bei Molly entschuldigen und mit ihr ins Bett gehen. Aber Sie haben sich geweigert und versichert, das würde nie passieren, und ich musste Ihre Entscheidung akzeptieren. Ich finde es nach wie vor falsch, aber ich musste schließlich einsehen, dass Sie Ihre Meinung niemals ändern werden. Und deshalb ist dieses Angebot Ihre einzige Möglichkeit. Nehmen Sie, was Morgan Ihnen freiwillig geben will, denn wenn Sie das nicht tun, werden Sie nie stark genug sein, um dem Casus entgegentreten zu können, und dieser Wahnsinnige wird eine Unschuldige nach der anderen umbringen.“
Ian sah Morgan an, die ihn mit großen grauen Augen musterte. Zweifellos war sie eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte – aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie nicht diejenige war, die er wirklich wollte. „Warum?“, fragte er, und kalter Schweiß brach ihm aus. „Warum sind Sie hierhergekommen?“
„Ich prostituiere mich nicht für die Watchmen, falls Sie das annehmen“, teilte sie ihm mit sanfter Stimme mit. „Ich bin Soldat, genau wie diese beiden. Allerdings bin ich zufällig auch eine Frau, und das ist, was Sie brauchen. Mir ist ebenfalls klar, wie ungeheuer wichtig Sie sind – und dass es noch wichtiger ist, dass Sie für Ihren Kampf mit dem Casus jeden erdenklichen Vorteil brauchen. Unter diesen Umständen sollten Sie zumindest die Wahl haben, finde ich.“
Herrgott. Sie war also hier, um sich selbst für die gute Sache zu opfern. Ian fuhr sich mit wunden Händen durchs Haar, fluchte leise vor sich hin und dachte, diese verdammten guten Absichten, die alle anderen ständig hegten, würden ihn noch unter die Erde bringen.
Morgan bot ihm den perfekten Ausweg aus einer beschissenen Zwangslage, und doch konnte er ihn nicht beschreiten, aus dem schlichten Grund, dass er bei Molly jede Chance verspielen würde, wenn er es täte. Ganz egal, wie unwahrscheinlich eine gemeinsame Zukunft mit Molly erscheinen mochte, er wollte – er konnte – diese Chance nicht einfach wegwerfen.
Er räusperte sich. „Nicht dass ich Sie … dass ich Ihr Angebot nicht zu schätzen weiß, aber ich fürchte, Sie verschwenden nur Ihre Zeit.“
Anstatt zu widersprechen, überraschte sie ihn mit einem sanften Lächeln. „Ich kann nicht sagen, dass mich das verwundert. Nachdem er mir erklärt hat“, sie deutete mit dem Kinn auf Kierland, „wie es zwischen Ihnen und dieser Frau steht, habe ich gleich gesagt, dass es keinen Sinn haben wird, aber der Blödmann hört ja nie zu.“
„Aber du bist gekommen.“ Scotts Augen schienen Morgan fast zu verschlingen.
„Aber nicht wegen dir.“ Sie setzte sich aufs Bett und verschränkte die Arme. „Ich bin gekommen, weil ein Krieg bevorsteht und ich bereit bin, alles dafür zu tun, dass die richtige Seite gewinnt.“
„Glaub mir, ich weiß genau, zu was du alles bereit bist. Was glaubst du wohl, wieso ich ausgerechnet dich hergebeten habe und nicht irgendeine andere Frau?“ Kierlands verbitterter Tonfall überraschte Ian. Offenkundig war zwischen diesen beiden früher irgendetwas vorgefallen.
„Oh“, gab sie mit verführerisch tiefer Stimme von sich. „Das war jetzt aber unter der Gürtellinie, Scott. Sogar für deine Verhältnisse.“
„Ignorier ihn einfach“, seufzte Kellan entschuldigend. „Du weißt doch, wie gern er bei dir auf die richtigen Knöpfe drückt, Morgan.“
„Der kommt nicht mal in die Nähe meiner Knöpfe“, meinte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Ian zu. „Und was Sie angeht, ich finde, Sie sollten ein bisschen mehr Selbstvertrauen haben. Ihre Gefühle für diesen Menschen sind so stark, dass Sie ihr treu bleiben wollen, selbst wenn es Ihren Tod bedeutet. Normalerweise wette ich nicht, aber ich würde alles, was ich besitze darauf setzen, dass Sie ihr niemals etwas antun können. Allerdings kann Ihnen das niemand beweisen, bevor Sie es nicht selbst feststellen. In diesem Punkt müssen Sie einfach blindes Vertrauen zu sich selbst haben.“
Ian trat ans Fenster, starrte durch den Rollladen hinaus in den dunkel werdenden Himmel und ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. Irgendetwas daran weckte eine Erinnerung in ihm, an den Augenblick auf dem Trainingsplatz, als er sich mit Scott gestritten hatte und plötzlich eine undeutliche Idee am Rand seines Bewusstseins Gestalt annahm.
Vom anderen Ende des Zimmers unterbrach
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