Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Wenn der Hunger erwacht (German Edition)

Titel: Wenn der Hunger erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
Vom Netzwerk:
Dach nach unten, gegen einen Baumstamm.
    Aubrey hing kopfüber im Sitz, vom Sicherheitsgurt festgehalten, und hatte Schmerzen wie noch nie in ihrem Leben. Sie wollte schreien, aber in ihrem Mund war viel zu viel Blut, das über ihre Wangen in ihre Augen floss. Der Motor lief noch, es roch scharf nach Benzin. Sie musste aus dem Wagen raus, bevor er in Flammen aufging, aber sie konnte sich nicht bewegen.
    Na los! , schrie sie stumm. Beweg die Arme . Aber ihre Arme hingen schlaff herab … nutzlos … anscheinend gebrochen. Sie war paralysiert, der entsetzliche Schmerz nicht auszuhalten.
    Dann sah sie etwas neben dem geplatzten Seitenfester. Da kauerte ein Mann. Aubrey blinzelte aus blutverschmierten Augen und starrte in die hellsten Augen, die sie je gesehen hatten. Die Augen eines Engels. Eisblau und wunderschön.
    „Helfen Sie mir“, wimmerte sie und schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel, dass jemand da war, um sie zu retten. „Es tut weh.“
    „Nicht mehr lange“, schnurrte der hübsche Blonde, streckte seine Hand nach ihr aus, ein zartes Lächeln schmolz auf seinem sinnlichen Mund, als seine Hände sich plötzlich in tödliche Klauen verwandelten. Sie zerrissen den Sicherheitsgurt, den teuren Stoff ihres neuen Seidenkleids und schnitten ohne Mühe in ihre rechte Brust. Sie schrie gellend.
    Im nächsten Moment wurde Aubrey Rodgers aus dem Wagen gezogen, in die schwüle Hitze der Nacht, und direkt in die Hölle.

19. KAPITEL
    Laurente, South Carolina, Samstagmorgen
    Ian saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf dem Holzboden und starrte durch das schmutzige Wohnzimmerfenster hinaus in die Morgendämmerung. Er trug nur seine Jeans. Die Luftfeuchtigkeit stieg weiter an, aber das Holz war noch kühl unter seinem Hintern, als er beobachtete, wie orange Strahlen durch den deprimierend grauen Himmel drangen. Die Sonne stieg auf wie Phönix aus der Asche. Ein völlig unpassender Gedanke, denn hier wurde absolut nichts wiedergeboren. Keine zweite Chance in diesem Leben. Das hier war das Ende, der letzte Akt eines makabren Albtraums, der, im Rückblick, seit langer Zeit abzusehen war.
    Er hielt ein eiskaltes Bier in der Hand, das aber gegen die Frustration, die er geradezu körperlich spürte, auch nichts ausrichten konnte. Er konnte so viel Bier trinken, wie er wollte, die Wirklichkeit blieb ein stumpfes Schwert, das gnadenlos sein Inneres zerhackte.
    Es war absolut richtig gewesen heimzukehren in das Haus, in dem er aufgewachsen war. Aber dass er einfach so abgehauen war, bereitete ihm jetzt ein schlechtes Gewissen. Er hätte sich selbst von Molly verabschieden sollen, anstatt es Scott zu überlassen, so eine lahmarschige Botschaft zu überbringen. Doch er hätte das niemals durchstehen können. Sich verabschieden mit der Gewissheit, sie zum letzten Mal im Leben zu sehen.
    Verrückt, so viele Jahre lang hatte er gar keine Gefühle gehabt, und jetzt bestürmten ihn gebrochene Emotionen, unbarmherzig und grausam, mit denen er nicht umgehen konnte. Nein, er hatte sich nicht von ihr verabschieden können – es wäre ihm nicht geglückt. Er hätte sie in die Arme genommen und nicht wieder losgelassen. Am Ende hätte er sie genommen … und ganz egal, wie viel sie ihm bedeutete – und er wusste, dass sie ihm eine Menge bedeutete –, er konnte diesem finsteren Wesen in ihm nicht trauen. Also war er abgehauen wie ein Dieb in der Nacht, ganz so, wie sein alter Herr verschwunden war.
    Und jetzt wirst du Miss Molly Stratton niemals wiedersehen. Zufrieden, Blödmann?
    Ian stieß einen Fluch aus und schmiss die Flasche an die gegenüberliegende Wand, das zerbrechende Glas passte genau zu seiner finsteren Stimmung.
    Er lehnte den Kopf an die Wand, fuhr sich mit den Händen durch das verschwitzte Haar und schloss die Augen. Aber statt eines friedvollen Nichts sah er Mollys strahlendes Lächeln vor sich. Den sehnsuchtsvollen Blick in ihren großen braunen Augen, wann immer sie ihn ansah. Er hatte ihr nicht wehtun wollen, aber keine andere Wahl gehabt, verdammt.
    Trotzdem hatte er das Gefühl, sie betrogen zu haben – die schweren Schuldgefühle machten ihn ganz krank. Er rieb sich das Gesicht, als ob er den bitteren Frust abwaschen könnte. Es war an der Zeit zu akzeptieren, dass die Zukunft völlig ungewiss war. Das Beste, das ihm je im Leben widerfahren war, hatte er weggeschmissen, nur das war sicher.
    Was auch keine Rolle mehr spielte. Zum Teufel, wahrscheinlich würde er dieses Wochenende sowieso nicht überleben, was

Weitere Kostenlose Bücher