Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
unserem Aufschnitt, den wir zu Hause jeden Tag im Kühlschrank solchen arktischen Temperaturen aussetzten.
Doch es kam der Tag, an dem alle meine Qualen noch getoppt werden sollten. Es kam der Tag, an dem unsere Schwimmlehrer beschlossen, uns das Delphinschwimmen beizubringen. Ja, Sie lesen richtig: Delphinschwimmen!!! Warum soll ich schwimmen können müssen wie ein Delphin?! Entschuldigung, aber das Wort sagt es doch schon: Delphin! Bin ich ein Delphin? Ich habe noch keinen Delphin gesehen, der durch den Ozean gleitet und sich denkt: «So. Jetzt schwimm ick ma wie’n Mensch, wa!» Warum um alles in der Welt soll ich das also umgekehrt tun?!
Aber da halfen kein Betteln und kein Jammern: Es stand auf dem Lehrplan, also wurde es gemacht. Doch anstatt mit schlangenartigen Wellenbewegungen des gesamten Körpers und einem raumgreifenden Armrudern schnell wie der Wind durch das Becken zu pflügen, trieb ich hilflos im Wasser und drohte unterzugehen. Zumal man uns mit einem speziellen Delphinschwimmen-Lerngestell die Beine zu einer großen Flosse zusammengebunden hatte. Die, die die Technik beherrschten, waren damit dann noch schneller. Ich hingegen war noch gehandicapter, sodass ich nach einer Weile rückwärtstrieb. Irgendwas an dem Schwimmstil hatte ich nicht verstanden. Auch die Zurufe meines Sportlehrers halfen mir nicht weiter: «Malte, eleganter! Du musst das Wasser fühlen. Stell dir vor, du wärst ein Delphin.» Witzig. Typisch Lehrer! Immer am Meckern, aber selber in T-Shirt und kurzer Hose faul am Beckenrand stehen und sich mit der Bademeisterin unterhalten.
Nicht zum ersten Mal beschlichen mich Zweifel, ob unsere Sportlehrer überhaupt (noch) zu dem fähig waren, was sie von uns verlangten. Bat man einen Lehrer beispielsweise beim Bodenturnen darum, die Übung doch mal vorzumachen, dann berief er sich meistens auf eine alte Knieverletzung, die das – leider, leider – unmöglich mache. Früher, ja, da wäre das ein Klacks gewesen, aber nun, das Alter – da machten die Gelenke einfach nicht mehr mit. Im Gegensatz zu uns Schülern brauchte er für diese Ausrede noch nicht mal ein ärztliches Attest.
Ein Trost war immerhin: Selbst Sport-Ass Thomas und andere Mitschüler taten sich schwer. Ich bildete mir ein, dass einer sogar noch öfter untergegangen war als ich. Dies wurde allerdings von unabhängigen Quellen nicht bestätigt.
Am Ende des Schwimmunterrichts sollten wir dann alle noch vom Dreimeterbrett springen. Und zwar mit einem Kopfsprung. Der Höhepunkt der Schwimmstunde für die meisten, für mich der Auslöser von Schnappatmung. Ich meine, man muss sich das doch mal klarmachen: Der Sprungturm ist drei Meter hoch, aber das Becken selbst auch nochmal vier Meter tief. Ich springe doch nicht aus sieben Meter Höhe kopfüber von einem Turm in ein Betonbecken! Dass da zufällig Wasser drin ist, kann man wohl kaum als Entlastung gelten lassen.
Aber es gab keine Ausnahmen. Jeder musste. In diesem Moment war ich neidisch auf jeden Mitschüler, der ohne Angst sogar im Salto vom Dreier sprang und sich danach sofort wieder an der Turmleiter anstellte. Ich überlegte kurz vor meinem Sprung, ob die alte Kapselverletzung im Fuß nicht plötzlich wieder hätte akut werden können, aber – zu spät. Ich war an der Reihe, holte tief Luft und sprang. Nicht elegant, nicht gut, aber ich sprang. Welch Hochgefühl! Zumal ich die Anweisung meines Lehrers «Du musst das Wasser fühlen» gewissenhaft befolgt hatte: Ich hatte das Wasser so was von gefühlt. Und es tat weh. Bauchklatscher …
Lernen lernen
«Lernen lernen» war ein Projekt in unserer Schule, bei dem wir – wie der Name schon sagt – lernen sollten, wie man richtig lernt. Dafür wurden in den Klassen Workshops durchgeführt, die uns zeigen sollten, wie wir unsere Arbeit strukturieren, die Teamarbeit verbessern und unsere Präsentationen optimieren konnten. Im Ansatz gut, in der Durchführung – nun ja, lesen Sie weiter.
Zunächst machten wir mit der Workshop-Lehrerin Frau Finke einen sogenannten Lerntypentest, mit dessen Hilfe herausgefunden werden sollte, ob man besser lernt, wenn man das zu Lernende liest, schreibt, hört oder sieht. Mein Argument, dass man doch am besten lernen würde, wenn man etwas aufschreibt, es dann nochmal laut liest und es dabei ja sowieso schon sähe und höre, wurde übergangen. Schülereinwände, und waren sie noch so logisch, waren jetzt nicht gefragt. Das Konzept war schließlich von Bildungsexperten entwickelt
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