Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause
Lehrer Aufgaben für die Schüler und verabschiedeten sich dann mit den Worten aus der Klasse: «Ich geh mal eben was kopieren.»
«Mmmmh, mal eben was kopieren. Nee, ist klar. Natürlich …»
Einen besseren Weg für einen Lehrer, sich lächerlich zu machen, gibt es eigentlich nicht. Zumal, wenn der Lehrer dann ohne kopierte Blätter zurückkehrt.
Rauchende Lehrer, die diese Taktik nicht anwenden, sind allerdings auch nicht gerade angenehm. Exzessiven Kettenrauchern konnten wir immer anmerken, wie nervös sie gegen Ende einer Doppelstunde wurden: Rastlos tigerten sie im Klassenzimmer auf und ab und schauten alle zehn Sekunden betont unauffällig auf die Uhr. Uns hätte es nicht gewundert, wenn die entsprechenden Lehrer gefragt hätten: «Stört’s euch beim Aufgabenrechnen, wenn ich rauche?»
Wir hätten dann vorgeschlagen, dass der Lehrer doch einfach kurz mal eben was kopieren gehen sollte, und alle wären zufrieden gewesen.
Doch so richtig unangenehm wurde es mit rauchenden Lehrern erst, wenn diese Lehrer Hausaufgaben einsammelten oder Tests und Klassenarbeiten schrieben. Bekam man sie zurück, stanken sie immer derart nach Rauch, als hätte man die Blätter und Hefte über dem Schornstein eines Kohlekraftwerkes mehrere Wochen ausgehangen, sie anschließend beim Teeren einer Straße als Fächer benutzt und dann noch die Asche einer Müllverbrennungsanlage darübergekippt. Schön war das nicht.
Außerdem kamen einige Schüler in Erklärungsnot, da ihre Eltern sie verdächtigten, heimlich zu rauchen. Zugegebenermaßen hört sich die Entschuldigung: «Das kommt nicht von mir, sondern von meinem Lehrer», nicht gerade sehr glaubwürdig an. Das fanden auch Thomas’ Eltern und haben ihn deshalb wochenlang abends nicht mehr auf die Straße gelassen, nachdem er mit einer verqualmten Klassenarbeit nach Hause gekommen war.
Auch wenn einige stark rauchende Lehrer wirklich unglaublich nach Zigaretten riechen, ist dies nicht der einzige Grund, warum es bei manchen Lehrern alles andere als empfehlenswert ist, in der ersten Reihe zu sitzen. Sie erfüllen noch andere Kriterien, die ihre Zuordnung zur Spezies der Untoten nur allzu deutlich zeigen: Etwa eine Alkoholfahne schon in der ersten Unterrichtsstunde, Mundgeruch, muffige Kleidung und eine Antipathie des Lehrers gegen Deodorant.
Zugegeben, wahrscheinlich gibt es in der Schülerschaft wesentlich mehr ungepflegte Jugendliche als ungepflegte Lehrer. Aber diese Jugendlichen sind in der Pubertät und haben keine Ahnung.
Fest steht: Rauchen schadet nicht nur der Gesundheit, sondern auch dem Unterricht. Ich fordere deshalb, dass in den Etatberechnungen für die nächste Bildungsreform eine Dunstabzugshaube für alle qualmenden Lehrkräfte zwecks Enträucherung derselben enthalten sein sollte.
Ein Irrenhaus
Früher nannte man die Schule auch Lehranstalt. Die Nähe zu «Irrenanstalt» ist dabei meiner Meinung nach kein Zufall. Lehrer und Schüler werden auf engstem Raum eingepfercht und dürfen erst gehen, wenn eine Glocke läutet. Es fehlen nur Gummizelle, Zwangsjacke und Beruhigungsspritzen. Aber ich bin mir sicher, auch das wird es irgendwann mal geben. Schon jetzt wird jedes Kind, das ein Mal zu oft im Unterricht gestört hat, als hyperaktiv gebrandmarkt und mit Ritalin ruhiggestellt.
Aber nicht nur die Schüler, sondern vor allem die Lehrer laufen Gefahr, in der Schule bekloppt zu werden. Bei uns war es zumindest so.
Beispielsweise hatten wir einen Lehrer, der sich bei seiner Unterrichtsgestaltung am Ausgang der Fußballspiele von Alemannia Aachen orientierte. Wenn Aachen gewann, gab es keine Hausaufgaben. Wenn Aachen verlor, umso mehr. Dieses scheinbar ausgeglichene System sorgte leider dafür, dass wir meist sehr viel aufbekamen. Denn Aachen verlor oft. Als es einmal eine 0 : 5 -Schlappe setzte, war dieser fußballverrückte Lehrer sogar so sauer, dass er uns eine Stunde lang einen Text über die Geschichte europäischer Massensportarten abschreiben ließ, den wir danach natürlich nie wieder gebraucht haben. Nach einem gewonnenen Pokalspiel gegen Bayern München hingegen gingen wir dreimal hintereinander mit ihm im Unterricht Eis essen. Und er bezahlte.
Leider hatte ich diesen Lehrer nicht in der einen Aufstiegssaison, die ich zu meiner Schulzeit miterlebte, wohl aber in der darauf folgenden Abstiegssaison. Als der Abstieg feststand, kam er nicht zum Unterricht. So etwas kann sich auch nur ein Lehrer erlauben. Stellen Sie sich mal vor, Sie wären Maurer und
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