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Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause

Titel: Wenn der Keks redet, haben die Krümel Pause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malte Pieper
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vor Abgabe für sehr einfach, weil sehr kurz, hielt, bis er den angesprochenen Fehler erkannte.)
    Legen wir den Schwerpunkt hierbei aber mal nicht auf die vor Aufgaben schwitzende Schülerschaft, sondern auf die anwesenden Lehrkräfte. Offiziell sind diese als Aufsicht eingeteilt, inoffiziell halten sie ihr zweites oder drittes Frühstück ab. Gerne mit streng riechenden Brotaufstrichen, laut knurpsenden Äpfeln, krachenden Keksen und heißen Kaffeegetränken. Das alles wird schmatzend, schlürfend beim Lesen der mitgebrachten Zeitung zu sich genommen. Schön, wenn man sich dabei als Schüler in der ersten Reihe auf die Klassenarbeit konzentrieren will: «Die Summe der – schlürf – Innenwinkel – schlürf – im Dreieck – schmatz – beträgt 180  – knister – Grad. Die Summe – knacks – der Kathetenquadrate – schmatz – ist gleich – hust, hust, schmatz – dem Quadrat über der – schlürf, seufz – Hypotenuse.» Es fehlt nur noch, dass die Lehrer anfangen zu singen oder zu pfeifen.
    Schreibt man über mehrere Stunden hinweg, werden die Aufsichtslehrer irgendwann abgelöst. Das geht aber nicht mal eben schnell und leise vonstatten, nein. Da müssen sich die beiden Lehrer noch ausführlich und in ungedämpfter Lautstärke über die schlechte Luft im Raum und über den schon wieder defekten Kopierer unterhalten. Man sieht sich ja sonst so selten.
    Wer denkt, das sei schon der Höhepunkt der lehrerbedingten Störungen gewesen, irrt. Fünfzehn Minuten vor Ende der Klassenarbeit fühlen sich die meisten Lehrer dazu berufen, alle dreißig Sekunden die verbleibende Zeit durchzugeben, oft mit dem Zusatz: «Seht zu, dass ihr zum Ende kommt.» Ja, wie denn???!!! Wie soll man denn als Schüler in einer Phase, in der man eh schon genug Stress hat und über die Maßen erschöpft ist, noch einen klaren Kopf und die nötige Konzentration bewahren, wenn der Lehrer die ganze Zeit dazwischenquatscht, wie wahnsinnig wenig Zeit man nur noch hat?! Liebe Lehrer, lasst das! Eine Ansage bei fünfzehn Minuten und eine bei fünf reichen vollkommen aus.
    Aber wahrscheinlich ist den meisten Lehrern am Ende einer Klausur einfach langweilig, denn sie haben dann ja nichts mehr zu essen und müssen sich folglich irgendwie ablenken. Es gibt Tiere im Zoo, die entwickeln Verhaltensstörungen, weil sie nicht genug Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Diese Tiere wackeln mit dem Kopf hin und her, tapsen von einem Bein auf das andere oder laufen gereizt im Gehege auf und ab. Lehrer rufen halt die verbleibende Zeit in den Raum. Das ist wohl ihre Art, mit dieser Situation fertigzuwerden.
    Aber wer kann sich dabei noch konzentrieren? Lehrer stört es doch zu Hause mit Sicherheit auch, wenn sie bei der Klausurkorrektur sitzen und dauernd jemand hereinkommt. Da hat es sich der Lehrer gerade gemütlich gemacht, Kaffee und Kekse stehen bereit, die Hefte liegen auf dem Tisch. Gerade als er anfangen will, kommt seine kleine Tochter mit einem blutenden Knie hereingestürmt. «Ein triftiger Störungsgrund», notiert sich der Lehrer in Gedanken und kümmert sich um das schluchzende Kind. Kaum ist er wieder an seinen Schreibtisch zurückgekehrt, klingelt das Telefon. Die Frau des Lehrers will wissen, ob er denn schon einkaufen war, was dieser verneinen muss. Kurz darauf steht er im Supermarkt an der Kasse und hat noch immer keine einzige Klassenarbeit korrigiert. Wieder zu Hause, ist der Kaffee natürlich kalt und muss neu aufgebrüht werden. Dann endlich kann die Klausurenkorrektur beginnen. Nach einer halben Seite stupst den Lehrer etwas in die Seite. Der Hund möchte Gassi gehen und zeigt winselnd an, dass es dringend ist. Also los. Erst nach dem Abendbrot kommt der Lehrer wieder dazu, weiterzuarbeiten, schaut dabei allerdings den Tatort, weshalb er sämtliche Klausuren am nächsten Tag nochmal durchgehen muss, weil er zu unaufmerksam war.
    Wahrscheinlich läuft die Korrektur genau so. Sonst wären die Lehrer ja schneller damit fertig. Oft warteten wir Wochen auf unsere Arbeiten. In Englisch haben wir sogar mal auf dem Halbjahreszeugnis keine Note gehabt, weil es unser Englischlehrer nicht geschafft hatte, die Klassenarbeiten vor der Notenkonferenz zu korrigieren. Folgen? Natürlich keine.
    Jeder Angestellte, egal welcher Firma, hätte zumindest eine Abmahnung, wenn nicht die Kündigung bekommen, wenn er derart mit seiner Arbeit in Verzug gewesen wäre. Aber in der Schule ist das alles etwas anders.
    Wäre die Schule

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