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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Lauf ab und flog durch die Luft.
    Das Letzte, woran sie sich erinnerte, bevor sie ins Wasser eintauchte, war der Wunsch, ihr Vater hätte auch heute zugesehen. Und dass er endlich einmal stolz auf sein kleines, mutiges Mädchen wäre.

11
    Die schlechten Nachrichten hatten wenigstens ein Gutes: Broadmans Gesichtsausdruck, als Caitlyn ihm berichtete, wie leicht es Marias Freundinnen gefallen war, sein hochmodernes Sicherheitssystem auszutricksen.
    Hector und Sandra waren außer sich, als sie erfuhren, dass ihre Tochter in Guatemala zurückgeblieben war, und sie wollten sich sofort auf den Weg dorthin machen. Der Pilot machte ihren Plan jedoch gleich wieder zunichte, indem er ihnen erklärte, dass er vor morgen früh keine Startfreigabe erhalten würde. Sie richteten sich also alle für eine Nacht in einem Hotel ein, die Alvarados bezogen eine Executive Suite, Caitlyn ein normales Zimmer. Hoffentlich flogen die beiden nicht einfach ohne sie los.
    »Denn wäre es nicht einfach schrecklich, hier auf Cozumel festzusitzen?«, fragte sie Carver später am Abend im Scherz, um die bedrückende Stimmung, in der sie Marias Eltern zurückgelassen hatten, abzuschütteln.
    »Trink erst mal einen Margarita auf mich.« Sein leises Lachen klang irgendwie ein wenig wehmütig. Sie vermisste ihn natürlich ebenfalls, auch wenn sie es nie und nimmer zugegeben hätte. »Hat Yates erlaubt, dass du mit ihnen nach Guatemala fliegst?«
    »Er will, dass ich das Mädchen finde, die Eltern aus Schwierigkeiten heraushalte und damit seine Karriere rette. Nicht zwingend in dieser Reihenfolge.« Sie streckte sich auf dem Bett aus und starrte die geschmackvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen an, die an den Wänden hingen.
    Die Alvarados hatten ein schickes Hotel in der oberen Preisklasse ausgesucht, komplett in Schwarz und Weiß eingerichtet, mit einigen wenigen silberfarbenen Akzenten. Ganz anders als die beeindruckende Palette von Grüntönen, Blauschattierungen und Goldnuancen draußen vor dem Fenster. Zusammen mit den Jugendstilmöbeln sollte das wohl mehr Klasse als das bunte Treiben am Strand vermitteln.
    »Die ganze Aufregung bloß wegen einer jungen Studentin, die weggerannt ist, um mal ein Abenteuer zu erleben?«
    »Das hoffe ich eigentlich, aber es spricht Einiges dagegen. Es gibt zu viele Ungereimtheiten. Dieser Prescott zum Beispiel – wenn ich seinen Namen im Internet suche, finde ich eine flüchtige Spur, allerdings ist keiner der Einträge älter als ein paar Monate. Wegen der Zeitverschiebung konnte ich in Cambridge noch niemanden erreichen, aber ich werde morgen früh gleich als Erstes dort anrufen und fragen, ob ich mit Professor Zigler sprechen kann. Der existiert nämlich definitiv, es gibt tonnenweise Veröffentlichungen und Auftritte von ihm.«
    »E-Mail?«
    »Anscheinend ist der gute Professor abgetaucht. Kontaktinformationen gibt es gar keine, bis auf seine Postadresse an der Universität.«
    »Die Sache wird langsam interessant.« Er zögerte. »Und das ist noch nicht alles, habe ich recht?«
    Sie versuchte, eine entspannte Liegeposition zu finden. Offenbar waren teure Jugendstilmöbel gleichbedeutend mit wahnsinnig unbequem; das Härteste, worauf sie je gelegen hatte. »Die Eltern. Ich habe schon massenhaft trauernde Eltern erlebt, Eltern, deren Kinder verschwunden waren, aber diese beiden … Sie sind so unnahbar, kalt und merkwürdig distanziert, als hätten sie etwas zu verbergen.«
    »Sie sind vierzig Jahre älter als Maria. Die verstehen einfach nicht, wie ihr Kind wegrennen konnte und dass sie ein wenig Freiraum braucht, um sich selbst zu finden …«
    »Möglich.« Caitlyns Zweifel waren deutlich herauszuhören. »Aber nachdem ich ihnen sagte, dass Maria in Guatemala von Bord gegangen ist, waren sie wie verwandelt. Besonders Hector, ihr Vater. Er hat vollkommen zugemacht, wollte keine einzige Frage zu seiner Vergangenheit beantworten, sagte lediglich, das ginge mich nichts an.«
    »Und jetzt hast du so ein Gefühl?« Carver hatte mehr Vertrauen in Caitlyns Instinkt als sie selbst. Vielleicht, weil dieser ihnen beiden erst vor ein paar Monaten das Leben gerettet hatte. »Soll ich die beiden mal überprüfen?«
    »Klingt, als wär dir langweilig.«
    »Wenn du wüsstest. Hab sämtliche Waffen gereinigt – deine auch – und zwar so oft, dass ich schon ganz benebelt bin vom Brüniermittel. Hey«, seine Stimme hellte sich auf, »soll ich vielleicht zu dir kommen? Ein wenig karibische Sonne könnte mir guttun.«
    Sie blinzelte.

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