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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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unermesslichen Kurzsichtigkeit, die Regierung zu stürzen, um einen ihnen gewogenen Machthaber einzusetzen. Doch wie so oft, haben sie sich verspekuliert.«
    »Die CIA hat einen Putsch angezettelt?« Sie hatte inzwischen aufgegessen und wagte sich an eine weitere Vorspeise, eine Tortilla, gefüllt mit in Kräuter eingelegtem Hühnerfleisch. Köstlich.
    Er nickte. »Das war 1954. Lange vor meiner Zeit, selbstverständlich. Aber so fing alles an, mit Oberst Carlos Castillo Armas. Der Erste in einer langen Reihe. Bis vor einigen Jahrzehnten, nach einigen weiteren Putschversuchen und manipulierten Wahlen, und nachdem nahezu die gesamte Mayabevölkerung ausgelöscht worden war, die Armee mehr Macht gewonnen hatte als die eigentliche Regierung. Damals, Mitte der Achtziger, hat die Reagan-Regierung uns hierhergeschickt, damit wir eine rechtmäßige Durchführung der Wahlen garantieren. So kam ich nach Guatemala. Ich war noch blutjung, erst seit kurzer Zeit bei den Marines und zum ersten Mal überhaupt im Ausland.
    Caitlyn knabberte an dem Rest ihres Schokoladenbrockens, während er weitererzählte.
    »Reagan nannte die Wahl einen Sieg der Demokratie. Und wir verließen das Land wieder, um die Demokratie an noch beschissenere Orte auf der Welt zu tragen, ob sie da nun gewollt war oder nicht. Selbstverständlich konnte eine einzige Wahl keine drei Jahrzehnte Chaos wiedergutmachen. Schon bald war das Land wieder fest in der Hand des Militärs, es kam zu politischen Attentaten, extralegalen Hinrichtungen; Tausende Menschen verschwanden spurlos.« Er zuckte mit den Achseln, wie um anzudeuten, dass es fast unmöglich war, angesichts solcher Zahlen noch einzelner Schicksale zu gedenken.
    »Bis zum Friedensabkommen von 96«, schloss Caitlyn für ihn.
    Er schenkte ihr ein schiefes Lächeln und nickte, wie sie fand, ein wenig gönnerhaft. »Genau. Bis zum Friedensabkommen.«
    Der Kellner brachte die Rechnung. Caitlyn nutzte die Gelegenheit, ein wenig einheimisches Wechselgeld zu bekommen und bezahlte mit Dollars.
    »Lassen Sie einfach die Centavo als Trinkgeld da«, sagte Romero und zeigte auf die Münzen, die der Kellner hingelegt hatte. »Die sind ohnehin fast nichts wert.«
    Caitlyn hinterließ stattdessen einen Fünfdollarschein. Romero verdrehte erneut die Augen, während sie den Haufen Münzen zusammenschaufelte und in der Seitentasche ihrer Hose verstaute. Ihr war gleichgültig, was er davon hielt. Das hier war ihre erste Auslandsreise, und sie würde nicht ohne Andenken nach Hause fahren.
    Romero klopfte auf den Tisch und nickte in Richtung Fenster. »Da ist er. Hector kommt aus dem Hotel.«
    Hector hatte den feinen Zwirn gegen einen schwarzen Tarnanzug getauscht. Insignien konnte sie keine erkennen, dafür rundete eine ans Bein geschnallte Pistole die neue Aufmachung ab. Er bewegte sich mit militärischer Präzision, die angespannte Miene verriet den kaum gebändigten Zorn in seinem Innern. Ein dunkler Geländewagen hielt neben ihm am Straßenrand.
    Caitlyn und Romero rannten zu ihrem Land Cruiser. Romero verfolgte den Geländewagen mit einigem Abstand. »Verdammt, er ist auf dem Weg zum Hubschrauber.«
    Als Hectors Wagen hinter dem Mercado verschwand, parkte Romero vor dem Eingang. »Nichts zu machen. Jetzt entwischt er uns.«
    Caitlyn sprang aus dem Wagen und schnappte sich ihren Rucksack. »Ihnen vielleicht.«
    »He, Moment mal! Sie können doch nicht … er wird Sie niemals mitnehmen.«
    »Was soll er schon tun? Mich aus dem Hubschrauber werfen?« Sie ließ ihm keine Gelegenheit zu einer Antwort und war schon auf den Stufen der Treppe zum Mercado .
    Der direkte Weg zum Hinterausgang führte über die unter freiem Himmel liegende Marktfläche. Sobald Caitlyn das Gewimmel aus Händlern und Touristentrauben erblickte, bezweifelte sie, dass der direkte Weg auch der schnellste war. Umdrehen kam nicht mehr in Frage, also pflügte sie sich durch die Menge, vorbei an Männern, die ihr den Weg versperrten und an deren ausgestreckten Armen Perlenketten hingen, an Frauen, die ihr Schmuck verkaufen wollten und an Kindern wie dem Mädchen aus dem Café, die mit Körben voller Schokolade und kleinen Anhängerchen umherliefen.
    Dabei erwies sich ihr Rucksack als durchaus nützlich. Als sie ihn hin und her schwang, lichteten sich die Verkaufsreihen, weil die Händler rasch ihre Ware in Sicherheit brachten und die Touristen in Deckung gingen. So kämpfte sie sich durch und rannte beim Hinterausgang die Treppe hinunter, an einer

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