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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Eingang der Kirche stand noch, wenngleich die dahinterliegenden Wände zu einem Geröllhaufen zusammengefallen waren, aus dem kleinere Büsche und sogar ein Baum herauswuchsen. Die Frau folgte einem Weg, der zwischen den Trümmern hindurch zu einem weiteren Gebäudeabschnitt führte, bei dem das Dach noch teilweise erhalten war und das Innere in tiefe Schatten tauchte. Dann war sie verschwunden.
    Ihre Wachen stießen sie weiter nach vorne, bis unter das Dach; jetzt sah Caitlyn Kerzen, die ihnen den Weg eine steile Treppe hinunter wiesen. Die Stufen waren aus einem anderen Stein als der Rest der Kirche gefertigt und schienen älter zu sein. Wesentlich älter.
    Die in die Wände eingemeißelten Hieroglyphen bestätigten ihre Vermutung: Die Treppe und der Tunnel, in den sie führte, waren vor langer Zeit von den Maya gebaut worden. Sie drangen tief ins Innere des Berges vor, stiegen so weit hinab, dass es angenehm kühl wurde und die stickige Luft des Dschungels von frischem Sauerstoff ersetzt wurde. Der flackernde Kerzenschein fing sich in einer Wasseroberfläche, es gab allerdings keinerlei Geräusch, das auf fließendes Wasser hingedeutet hätte. Der Ort besaß eine vollkommen andere Aura als moderne Kirchen, irgendwie beruhigender, wenn auch genauso beeindruckend und Ehrfurcht einflößend. Vielleicht lag es an den niedrigen Decken und den engen Durchgängen oder daran, wie selbst das Geräusch ihrer eigenen Schritte von dem dicken Gestein geschluckt wurde, das sie auf ihrer Reise immer weiter in den Berg hinein umgab. Caitlyn stolperte und konnte den Sturz nicht abfangen, da ihr die Hände auf dem Rücken zusammengebunden waren, aber ihr Aufpasser zog sie wieder hoch.
    Inmitten dieser Stille und undurchdringlichen Dunkelheit überkam Caitlyn plötzlich Platzangst, obwohl sie nie zuvor darunter gelitten hatte. Allerdings war sie auch noch nie in uralten Mayakatakomben eingeschlossen gewesen. Endlich kamen sie zum letzten Treppenabsatz, nach dem sich der Tunnel in eine große Grotte öffnete.
    In der Mitte der Höhle lag ein Becken, an dessen Rändern sich mehrere Familien um Feuerstellen versammelt hatten. Caitlyn sah Schlafplätze und Kochstellen. »Leben Sie etwa hier unten?«
    »Nur, wenn wir gejagt werden«, gab die Frau zurück. Sie nickte Caitlyns Bewacher zu und machte eine Handbewegung, als würde sie etwas durchschneiden. Caitlyn dachte schon, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen, doch in dem Blick der Frau lag nichts Bedrohliches. Also unterdrückte sie ihre Panik, hob die Handgelenke und beugte sich nach vorne. Der Mann schnitt ihre Fesseln durch.
    »Wer sind Sie?«, fragte Caitlyn und meinte damit sowohl die Frau als auch die ganze Gruppe von Menschen.
    »Erzählen Sie mir noch einmal von diesem Mädchen, nach dem Sie suchen.«
    Caitlyn führte eine Hand zur Tasche. Der Wächter trat mit gezückter Waffe vor. »Nur ein Foto.« Die Frau winkte ab. Caitlyn reichte ihr Marias Foto und auch das von Prescott. »Das ist Maria Alvarado. Sie ist neunzehn und studiert Maya-Archäologie an der University of Central Florida. Sie wurde von diesem Mann hier nach Guatemala gelockt, der sich Prescott Wilson nennt. Haben Sie einen von beiden gesehen?«
    Überrascht stellte sie fest, dass die Hand der Frau zu zittern begann und ihr Marias Foto entglitt. Ehe Caitlyn es wieder an sich nehmen konnte, hatte sie es jedoch schon aufgehoben und drückte es fest an die Brust. »Sie ist so ein wunderschönes Mädchen geworden.«
    Caitlyn trat einen Schritt zurück und wartete ab. Die Frau sprach nicht mit ihr; sie hatte Hector gemeint, der ihren Blick jetzt zögerlich erwiderte und nickte. »Das ist sie.«
    »Verraten Sie mir nur eins, Oberst. Ist sie glücklich? Haben Sie ihr wenigstens das geben können?«
    »Ja. Sie ist glücklich. Bitte helfen Sie uns.«
    Die Augen der Frau verengten sich zu schmalen Schlitzen, und sie ballte die freie Hand zur Faust. »Sie sind hierhergekommen, um mich um Hilfe zu bitten?«
    »Ich bin hier, weil ich alles für meine Tochter tun würde«, sagte er störrisch.
    In der nun folgenden Pause maßen Hector und die Frau sich mit Blicken, alles um sie herum schien vergessen. Dann riss die Frau den Kopf herum und starrte Caitlyn an. »Sie haben gefragt, wer ich bin. Ich bin Itzel Ytzab Tamay. Maria ist meine Tochter. Die mir gestohlen wurde, von diesem Mann!«

26
    Zu Jakes Überraschung schien Romero die auf ihn gerichtete Waffe nicht sonderlich zu beeindrucken – der CIA -Mann legte einfach

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