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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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…«
    »Ich habe gelesen, dass dort gar keine Rebellen gelebt haben. Nur einfache Bauern.«
    »Hängt davon ab, wer die Geschichte schreibt, nicht wahr? Die damalige Regierung hat jeden, der sich gegen ihre Landbesitznahme gewehrt hat, sowie alle Einheimischen, die sich weigerten, in die Stadt zu ziehen und sich dort anzupassen, als linke Rebellen abgestempelt. Na, jedenfalls war das alles ziemlich schlechtes Timing für Hector. Ihm klebte noch frisches Blut von hunderten Menschen an den Händen – darunter ein katholischer Priester, was auf allen Seiten einen öffentlichen Aufschrei auslöste. Also hat ihn die Regierung befördert.«
    »Selbstverständlich.« Das war doch mal wieder typisch.
    »Sie haben ihn zum Leiter ihres streng geheimen Sicherheitsgefängnisses am Invierno-See gemacht.«
    » U 4.«
    »Sie haben sich gut informiert.« Romero klang beeindruckt und herablassend zugleich. »Hector und sein Stellvertreter, Dr. Carrera, haben dort gemeinsam das Zepter geschwungen. Folter, Verhöre, Vergewaltigung, Mord, sie haben nichts ausgelassen. In dem Gefängnis waren sowohl männliche als auch weibliche Insassen untergebracht, und so entdeckte Hector einen netten kleinen Nebenerwerb – er verkaufte alle Kinder der Frauen dort an rechtschaffene, regierungstreue Familien. Oder an verzweifelte reiche Amerikaner, die adoptieren wollten.«
    Das ließ Jake aufhorchen. Er hatte von Kleinkindern aus Spanien und Argentinien gehört, die den Eltern im eigenen Land – meistens von der katholischen Kirche – weggenommen wurden. Den politisch links stehenden Müttern erzählte man, die Babys seien bei der Geburt gestorben. Aber so etwas? Gefangene zu vergewaltigen, um ihre Kinder zu verscheuern?
    Und der Mann, der hinter alldem steckte, war jetzt gerade mit Caitlyn unterwegs. Sie hatte ja keine Ahnung, wen sie da am Hals hatte. »Fahren Sie schneller.«
    »Hab Ihnen doch gleich gesagt, dass Hector kein Chorknabe war. Keine Sorge, ich bezweifle, dass er Tierney anrührt. Zu riskant, es sei denn, er könnte jede Spur beseitigen. Hab ich schon erwähnt, was geschah, als die Friedensverhandlungen einsetzten und die Regierung U4 schließen musste, ehe die UN -Inspektoren kamen? Hunderte Gefangene sind spurlos verschwunden.«
    »Wissen Sie, was mit ihnen geschehen ist?«
    Romero zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung. Aber um ihren Ruf wiederherzustellen, haben sie das Gefängnis in eine Spezialklinik umgewandelt, die unverheiratete Mütter mit psychischen Problemen aufnimmt. Die meisten von ihnen sind fast noch Kinder – Straßenmädchen, Prostituierte, Drogenabhängige, alles, was die Gesellschaft für emotional instabil oder geisteskrank hält. Bis unser Kongress etwas verabschiedete, das alles veränderte.«
    »Moment. Unser Kongress? Der amerikanische?«
    »Das war Mitte der Neunziger. Damals hieß es noch, Stammzellenforschung würde die Verkrüppelten heilen, krebskranke Kinder wieder gesund machen und uns alle ewig leben lassen. Doch dann hat der Kongress Mittel für die Arbeit an Embryonen gestrichen, aus denen die Wissenschaftler ihre Stammzellen bezogen. Die Forscher gerieten in Panik. Hector und Dr. Carrera hingegen witterten eine Geschäftsidee. Denn eine weitere Quelle für Stammzellen, abgesehen von Embryonen, ist Nabelschnurblut.«
    »Und das konnten sie ihren schwangeren Gefangenen abnehmen.« Jake musste das erst mal verdauen. Er hatte gedacht, schon alles gesehen zu haben, aber … »Also hat Alvarado BioRegen in Amerika gegründet, während der Doktor hier Nabelschnurblut gesammelt hat.«
    »Dann kam der Boom der Schönheitschirurgie, und die behandelnden Ärzte suchten nach Rohstofflieferanten für das menschliche Gewebe oder Fett, das sie den Hollywoodstars in Wangen, Lippen und den Allerwertesten spritzen konnten. Mit einem Mal erwies sich der Zugang zu einer großen Gruppe von Gefangenen, um die sich niemand scherte, als wahre Goldgrube. Carrera ließ die Neuigkeit verbreiten, er wolle für seine Vergangenheit büßen, indem er die Pforten seiner Klinik allen unverheirateten Schwangeren öffnete, die einen sicheren Hafen bräuchten, ohne dafür Geld zu nehmen. Schon bald hatte er mehr Patientinnen als je zuvor. Frauen ohne Zuhause, die von ihrer Familie verstoßen worden waren. Keiner wollte sie, und, was noch wichtiger war, niemand fragte nach ihnen, wenn sie verschwanden. Unsichtbare.«
    »Hat niemand je nachgeforscht, was mit den Frauen geschah?«
    »Sie waren schließlich bloß Frauen.« Wieder

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