Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt
Exanführer einer Todesschwadron mitten im Dschungel festsaß und sich wer weiß welchen Gefahren ausgesetzt war, vollkommen gleichgültig war.
»Aussteigen«, befahl Jake. Er hob seine Waffe, um den Worten Nachdruck zu verleihen.
»Wie bitte, Sie wollen mich doch wohl nicht hier mitten in der Pampa zurücklassen?« Romero zuckte mit den Achseln und hob kopfschüttelnd die Hände, wobei er übertrieben seufzte. »Da machen Sie einen Riesenfehler, Kumpel. Ohne mich kommen Sie in dieser Wildnis keine hundert Meter weit. Und falls Sie nicht zufällig Spanisch und die Sprache der Achi sprechen, werden Sie sich auch aus keiner Notlage herausreden können, in die Sie eventuell geraten. Ich kenne das Land, die Menschen, weiß, wie hier alles läuft. Sie brauchen mich.«
Jake beugte sich vor, um Romero die Neun-Millimeter aus dem Holster zu ziehen. »Her mit dem Telefon. Und raus hier. Sofort.«
Romero verzog den Mund zu einem verächtlichen Grinsen. Er reichte Jake sein Telefon, öffnete die Tür und stieg aus. Jake zielte unbeirrt weiter auf ihn. »Sie sind ein toter Mann, Carver. Ein weiterer Leichnam, den der Dschungel verschlingen wird, ohne dass es jemand erfährt.«
Jake glitt auf den Beifahrersitz und stieg ebenfalls aus. Es war viel zu riskant, Romero weiterhin hinterm Steuer einer zwei Tonnen schweren potenziellen Waffe zu lassen, dennoch hatte der CIA -Agent recht: Jake brauchte ihn.
»Hände über den Kopf«, befahl Jake. Romero fügte sich und ließ sich anstandslos durchsuchen. Keine Waffen. Aber die Antenne des Satellitentelefons hatte er abgebrochen.
»Meine Lebensversicherung«, sagte Romero. »Wenn Sie keine Verstärkung rufen können, brauchen Sie mich lebend.«
Jake nahm Romero den Gürtel ab und fesselte ihm damit die Hände, ehe er ihn wieder zurück in den Land Rover auf den Beifahrersitz verfrachtete. Er setzte sich ans Steuer und fuhr direkt in den Dschungel hinein.
Obwohl das Gelände unwegsam war, gab Jake so viel Gas, wie es ihm möglich war, ohne dabei einen Achsenbruch zu riskieren, gegen einen Felsbrocken zu rammen oder in einer der zahlreichen Schlammpfützen stecken zu bleiben. Wahrscheinlich wären sie zu Fuß schneller vorangekommen, im Wagen fühlte er sich jedoch relativ sicher, obwohl er ihn sich mit der Giftnatter Romero teilen musste.
Der CIA -Agent schwieg und hatte einen leicht belustigten Gesichtsausdruck aufgesetzt.
Jake hoffte, dass Caitlyn irgendwo Schutz gesucht hatte und nicht hier draußen war. Denn nachts erwachte der Dschungel erst richtig zum Leben – was nichts Gutes verhieß. Das anhebende Geschrei und Geheul klang ganz so, als würde den Tieren bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. Obwohl kein Wind ging, schwangen die Bäume hin und her, immer wieder leuchteten im Strahl der Scheinwerfer unheimliche Augenpaare auf, die rasch wieder verschwanden.
Der Bauernjunge aus Kansas würde jedenfalls definitiv im Wagen bleiben.
Ganz plötzlich setzte ein schweres Gewitter ein. Eben war noch alles still gewesen, in der nächsten Sekunde rauschte sintflutartiger Regen herab, es blitzte, donnerte und stürmte, bis sich die Bäume durchbogen. Jake hielt an und saß einfach da, während der Wind den Wagen durchrüttelte. Die Regenmassen trommelten so laut auf das Fahrzeugdach, dass es in den Ohren wehtat.
»Wie lange dauert so ein Unwetter für gewöhnlich?« Er musste schreien, um sich über das Donnergrollen hinweg Gehör zu verschaffen. Romero schüttelte bloß den Kopf und zuckte mit den Achseln. Jake hätte ihm am liebsten das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht geschlagen.
Denn Caitlyn lief währenddessen die Zeit davon. Als sich der Wolkenbruch nur noch wie ein normaler Orkan anfühlte, fuhr er vorsichtig weiter.
Der Weg war jetzt noch gefährlicher als zuvor. Von wegen Weg – eigentlich war es inzwischen ein verfluchter Fluss, der versuchte, ihn vom Berg zu reißen. Es wurmte Jake, sich das einzugestehen, aber Romero hatte recht gehabt. Sie hätten zur Klinik fahren sollen. Wenn er hier mitten in der Wildnis festsaß, würde das Caitlyn auch nicht helfen.
So jäh das Unwetter über sie hereingebrochen war, war es auch wieder vorbei. Der Wagen schlingerte durch den Schlamm und die aufgestauten Wassermassen. Zwei Mal verloren die Räder den Halt, drehten durch, bis der ganze Wagen sich beunruhigend weit zur Seite neigte, als würde er gleich den Berghang hinabstürzen, doch es gelang Jake beide Male wieder, den Land Rover unter Kontrolle zu bringen. Mehr
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