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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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schoss es ihm durch den Kopf, während er von der Strömung gegen die Felswände geschleudert wurde. Die LED -Laterne nützte ihm hier unten nicht besonders viel, blendete ihn vielmehr mit ihrem grellen Schein, der vom Wasser zurückgeworfen wurde.
    Verfluchtes Wasser. Es riss und zerrte an ihm, bis er nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Eine gefühlte Ewigkeit wurde er umhergewirbelt, wurde immer wieder nach unten gezogen, bis er dachte, ersticken zu müssen, rang dann wieder keuchend nach Luft, bevor er ein weiteres Mal untertauchte. Dank Caitlyns irrwitziger Gefrierbeutelkonstruktion trieb er am Ende jedoch immer wieder mit dem Gesicht nach oben.
    Irgendwann – er hatte längst jegliches Zeitgefühl verloren – riss die Plastikummantelung der LED -Laterne. Kurz darauf gingen die Lampen zischend aus. Von einer Sekunde auf die andere verwandelte sich die in grelles Licht getauchte, unwirkliche Szenerie in eine beängstigende tief schwarze Nachtfahrt.
    Da Jake nichts mehr sehen konnte, verließ er sich auf sein Gehör. Das half allerdings auch nicht viel. Dieses laute Rauschen und Pochen konnte ebenso gut sein eigener Herzschlag wie das tosende Wasser um ihn herum sein. Er ruderte wild mit den Armen, versuchte, irgendwo Halt zu finden, obwohl er vollkommen orientierungslos war.
    Die Strömung wurde stärker. Über ihm schrammten seine Hände nur wenige Zentimeter über dem Gesicht an der Felswand entlang. Gleich darauf ergriff ihn Panik – dort, wo er jetzt den Stein ertastete, gab es keine Luft mehr. Nirgendwo.
    Er erreichte nicht mehr den Grund, fand in dieser Finsternis kein einziges Luftloch, und gegen die Strömung kam er auch nicht an, es gab also kein Zurück.
    Ein Gedanke erlöste ihn aus seiner Todesangst: Er musste durchhalten, wenn auch nur, um Caitlyn eine Warnung zurufen zu können. Solange musste er überleben, und das würde er nicht schaffen, wenn er weiterhin wie ein Vollidiot um sich schlug und so seinen Sauerstoffvorrat erschöpfte.
    Mit einem Mal wurde er ganz ruhig. Entspannte den Körper und gab sich der Strömung hin. Die aufgeblasenen Plastikbeutel vor seiner Brust hielten ihn auf dem Rücken, sodass er die Handflächen nach oben drücken und nach Luftlöchern suchen konnte, während er durch den Tunnel schoss.
    Nach einiger Zeit brannte ihm die Lunge, und das pulsierende Dröhnen in seinem Kopf schwoll immer weiter an. Es war so weit. Er konnte den Atem nicht länger anhalten. Er würde tief einatmen müssen … Nein, nein, nein. Mit letzter Willenskraft kämpfte er dagegen an. Hielt die Lippen fest aufeinandergepresst, gab dem unerträglichen Verlangen, einzuatmen, nicht nach.
    Das donnernde Tosen wurde immer lauter. Dann wurde er ins Dunkel hinausgeschleudert.
    Er schluckte überrascht nach Luft, bekam weder mit Händen noch mit den Füßen etwas zu fassen und stürzte erneut in kaltes schwarzes Wasser. Schlug fest auf den Grund auf und wurde nach oben geschleudert. Die Strömung war hier nicht mehr so stark, irgendwo über sich konnte er ein schwaches Licht ausmachen mit einem Mal bestand die Welt aus grauen Schatten und Umrissen. Er strampelte bis zu einem Felsbrocken und zog sich aus dem Wasser. Oben angekommen fiel er wie ein toter Fisch auf den Rücken.
    Na ja, zumindest halbtot. Begierig sog er die vom Wasserfall mit Sauerstoff angereicherte Luft ein, bis ihm ganz schwindelig wurde. Oder vielleicht auch vor Freude darüber, wieder frei atmen zu können.
    Er setzte sich auf, um Caitlyn eine Warnung zuzurufen, aber dafür war es bereits zu spät. Ein heller Lichtstrahl durchschnitt das Dunkel über dem Wasserfall, kurz darauf schnellte sie auch schon genau wie er vorhin durch die Luft. Dabei zuzusehen war eindeutig unterhaltsamer, als es selbst zu erleben, was vielleicht auch daran lag, dass sie kein bisschen panisch wirkte. Stattdessen hielt sie die Beine geschlossen, die Arme dicht an den Körper und brachte es doch tatsächlich fertig, geradezu anmutig in den Teich unter dem Wasserfall einzutauchen.
    Als sie wieder an die Oberfläche kam, stieß sie einen wilden Freudenschrei aus. »Was für ein Wahnsinnsritt!«, rief sie ihm zu. »Bei dir alles in Ordnung?«
    Er lachte fassungslos und schüttelte den Kopf. »Jetzt ja.«
    Sie kletterte neben ihm auf den Felsen. »Warum hast du mich nicht vorgelassen?«
    Sein Stolz verbot ihm, ihr die Wahrheit zu sagen – dass er seine Angst vor ihr hatte verbergen wollen. »Ich wollte dich nicht aufhalten. Außerdem, weshalb solltest du den

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