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Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt

Titel: Wenn der Tod mit süßen Armen dich umfängt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. J. Lyons
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Leitungsschacht führte einmal durchs ganze Gebäude. Wenn es ihr gelang, die Schrauben zu lösen, könnte sie sich dort hineinzwängen und nach unten klettern.
    Alles, was sie brauchte, war eine Art Schraubenzieher. Sie zog ihren alten Freund und treuen Begleiter, den chirurgischen Meißel, aus der Tasche. Kratzte mehrere Schichten Farbe, Rost und Dreck ab, bis die erste Schraube freigelegt war. Dann setzte sie den Meißel an.
    Oh bitte, lass ihn passen, er muss passen. Bitte lass ihn nicht zu breit oder zu dick sein. Lass ihn passen.
    Er passte. Perfekt. Aber die Schraube bewegte sich nicht – offensichtlich saß sie seit ewig langer Zeit fest an ihrem Platz. Maria gab nicht auf, obwohl sie sich so oft mit dem Meißel verletzte, dass sie alle paar Minuten das Blut abwischen musste, damit er ihr nicht aus den Fingern glitt.
    Es dauerte, aber irgendwann rührte sich die Schraube. Und dann fiel sie ihr endlich in die Handfläche. Eine geschafft, fehlten noch sieben weitere.
    Maria wischte sich den Schweiß aus den Augen und nahm sich die nächste Schraube vor. Sie war es leid, sich zu verstecken, wegzurennen, sich ständig zu fürchten. Was auch kommen mochte, sie würde es nicht einfach so hinnehmen.

34
    Das kleine Kanu leistete überraschend gute Dienste, trotz der vielen Flussbiegungen und Stromschnellen. Hätte nicht so viel auf dem Spiel gestanden, wäre die rasante Fahrt sogar ein Genuss gewesen. Als sich Caitlyn den Wasserfällen näherte, von denen Itzel gesprochen hatte, steuerte sie auf das nördliche Ufer zu, kletterte über ein paar Felsbrocken und fand dahinter einen Pfad, der aus der Schlucht herausführte.
    Unter ihr lag der See, und an seinem nördlichsten Punkt der Gebäudekomplex des Doktors. Auf der anderen Seite des Sees führte eine Straße bis zur Klinik, die von einer hohen Backsteinmauer umschlossen war.
    Caitlyn griff nach ihrem Fernsichtgerät. Es gab zwei Hauptgebäude: ein großes Herrenhaus mit bester Aussicht auf den See und die Berge – und die Klinik. Hinter ihr erspähte sie noch einige weitere, kleinere Bauten, Baracken, Lagerhäuser und Garagen. Wachen waren keine zu sehen, und auch sonst bewegte sich nichts auf dem Gelände.
    Waren Hector und seine Männer etwa schon wieder fort und verschwendete sie hier bloß ihre Zeit? Oder war der Doktor einfach nachlässig, was Sicherheitsmaßnahmen anging?
    Da Carrera Maria und Hector mühevoll hierhergelockt hatte, bezweifelte sie stark, dass er sein Gelände unbewacht ließ. Also handelte es sich um eine Falle.
    Die gute Nachricht war die, dass diese Falle für Hector und seine Truppe bestimmt war, somit hatte sie als Einzelkämpferin bessere Chancen.
    Die schlechte Nachricht war, dass sie ganz alleine ein Riesenareal sichern musste.
    Als sie die Außenmauer genauer inspizierte, fiel ihr auf, dass sie vorne, in der Nähe der Straße, baufällig war. Dort lösten sich stellenweise einzelne brüchig gewordene Steine, und in der südöstlichsten Ecke hatte der Dschungel bereits einen Teil abgetragen, sodass sich ein Durchlass gebildet hatte.
    Ihre Eintrittskarte. Sie steckte das Fernrohr wieder ein, nahm beide Glock-Pistolen und tauchte in den Dschungel ein. Sie hatte sich immer noch nicht entschieden, ob sie sich zuerst das Haupthaus oder das Krankenhausgebäude vornehmen sollte, als sie Schüsse vom Haupttor her hörte. Hector war da.
    Somit war es entschieden. Wenn er von vorne angriff, würde er zuerst beim Haupthaus ankommen, damit blieb ihr die Klinik.
    Sie erreichte die Mauer. Die herabgestürzten Steine waren mit Farngewächsen und kleinen Palmen überwachsen, die die leicht erhöhte Lage für mehr Sonnenlicht ausnutzten. Sie kletterte nach oben, sprang und fand sich inmitten eines verwilderten Getreidefelds wieder. Es bot ihr nicht besonders viel Deckung, aber um sich bäuchlings anzupirschen, fehlte ihr die Zeit, also sprintete sie einfach durch das überwucherte Feld, an einem sehr viel gepflegteren Garten vorbei, bis zur Rückseite des Klinikgebäudes und um die erste Ecke. Auf halber Strecke gab es einen Eingang. Sie rannte auf die kräftige Metalltür zu, ohne zu wissen, wer oder was sie auf der anderen Seite erwartete.
    Die Pistole im Anschlag drückte sie die Klinke hinunter. Unverschlossen. Vorsichtig zog sie die Tür auf. Keinerlei Widerstand, allerdings klemmte die Tür ein wenig, sodass sie ziemlich viel Kraft aufwenden musste. Caitlyn spähte durch den Spalt ins Innere.
    Ein Treppenhaus. Leer, soweit sie das beurteilen

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