Wenn der Wetterhahn kräht
aufs
Parkett gelegt. Es war einfach umwerfend.«
»Kann ich mir lebhaft vorstellen«,
sagte Catriona, was zweifellos der Wahrheit entsprach. »Und welchem guten Zweck
dient dieses Windmühlenprojekt?«
»Wetterfahnen«, korrigierte Helen und
berichtete von Praxiteles Lumpkin und dem Smithsonian Institute. »Er ist mit
ein paar Kupferplatten, einer Werkzeugtasche und einem Krug voll kräftigem
Apfelwein auf dem Rücken seines treuen Maultiers Apuleius durch die Lande
gezogen. Der Krug diente als Köder, um den Schmied vor Ort gnädig zu stimmen,
damit er ihn seine Schmiede benutzen ließ. Der Apfelwein hat ihm immer gute
Dienste geleistet, wenn man von einer Ausnahme absieht, da ist er nämlich
zufällig ausgerechnet hinter einem Temperenzler hergewandert.«
»Derartige Begegnungen dienen
zweifellos einzig und allein dem Zweck, uns zu prüfen. Ich kann mir nicht
vorstellen, wozu sie sonst gut sein sollten.«
»Ich auch nicht. Natürlich sind
inzwischen etliche von Praxiteles Lumpkins Wetterfahnen zerstört worden. Die
meisten wurden wahrscheinlich an Schrotthändler verkauft und eingeschmolzen,
nehme ich an, auch wenn mir der bloße Gedanke das Herz bricht.«
»Quatsch. So leicht bricht dir keiner
das Herz. Wieso hast du eigentlich diesen Peter Shandy geheiratet? Du hast doch
sonst nie einen der vielen Verehrer heiraten wollen, die dir zu Füßen lagen?«
»Die Gattin unseres College-Präsidenten
duldet auf dem Campus keine Amouren. Außerdem ist Peter einfach der Typ Mann,
den man unbedingt heiraten muß.«
»Willst du damit andeuten, ich hätte
auch das Gefühl gehabt, ihn heiraten zu müssen?«
»Höchstwahrscheinlich, aber das hätte
ich nie zugelassen. Außerdem hast du schließlich deinen Andrew.«
»Gott sei Dank nicht im körperlichen
Sinne. Wir haben ein rein feudales Verhältnis: Ich bin die Herrin und er ist
mein ergebener Diener. Das glaube ich jedenfalls, auch wenn ich zugeben muß,
daß Andrew das Dienstprinzip nie so richtig begriffen hat. Du wirst noch
erleben, daß ich am Ende all seine verdammten Kartoffeln in mich hineinstopfen
muß, dabei fett werde wie ein Schwein und ich zum Spott und Gelächter in den
Straßen von Sasquamahoc werde.«
»Aber denk doch nur, wie mollig warm es
dir im Winter sein würde«, erinnerte sie Helen. »Du weißt doch noch, was Mrs.
Beeton immer gesagt hat: Es gibt keine bessere Isolierung als ein paar
Zentimeter Extrafett auf den Rippen. Ist das da vom schon die
Forstwirtschaftsschule? Oh, ich glaube, ich sehe die Wetterfahne schon!«
Sie kramte ihr Fernglas aus der blauen
Tasche und richtete es auf ein spinnenartiges Objekt, das sie auf dem Dach
einer riesigen alten Scheune erspäht hatte. »Wie wunderschön! Könnten wir
vielleicht etwas schneller gehen? Ich kann es kaum erwarten!«
Catriona McBogle zuckte mit den
Achseln. »De gustibus et coloribus non est disputandum. Wer hätte je
gedacht, daß unsere blonde Sexbombe von der American Library Association eines Tages von einer Wetterfahne angetörnt wird!«
Kapitel 5
S ollen wir nicht lieber vorher Bescheid
sagen?« fragte Helen, als sie sich der Scheune näherten.
»Erst knipsen, dann fragen, würde ich
sagen«, meinte Catriona. »Außerdem dachte ich, du hättest schon Bescheid
gesagt.«
»Da hast du auch wieder recht. Es
schien mir nur ein bißchen unverschämt, hier so einfach unangemeldet
aufzukreuzen. Ich wollte sowieso nach Präsident Fingal suchen, ihm einen kurzen
Höflichkeitsbesuch abstatten und erklären, warum Peter nicht mitkommen konnte.«
»Oh, Guthrie besteht normalerweise
nicht auf Formalitäten. Nimm dir ruhig Zeit, vielleicht ist er schon längst
nach Hause gegangen, bis du fertig bist. Du willst doch sicher das schöne Licht
ausnutzen, oder?«
»Ein überzeugendes Argument. Ich bin
zutiefst beeindruckt. Das Licht hier ist wirklich unbeschreiblich.«
»Das kommt bloß daher, daß wir mehr
Platz dafür haben als ihr«, erwiderte Catriona bescheiden. »Maine ist größer
als der ganze Rest von New England zusammen, weißt du. Oder zumindest genauso
groß. Habe ich jedenfalls gehört. Obwohl ich es natürlich nicht persönlich
abgemessen habe, aber ich würde mich ohnehin todsicher vermessen. Soll ich
solange deine Tasche halten?«
»Nein danke, ich brauche sie gleich
noch. Ich glaube, ich steige am besten die Feuerleiter an dem Haus da vorn
hoch, dann bin ich auf gleicher Höhe mit der Wetterfahne. Was ist das
eigentlich für ein Gebäude? Ein
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