Wenn der Wetterhahn kräht
die
Spülmaschine, und das Abendessen brauchst du auch nicht vorzubereiten, es ist
schon fertig und braucht bloß aufgewärmt und serviert zu werden«, sagte Catriona
streng. »Wenn du müde von der Fahrt bist, leg dich doch einfach ein bißchen
aufs Sofa. Oder mach es dir draußen auf der Terrasse bequem und beobachte die
Schwalben.«
»Hervorragende Idee. Dann kann ich
schon ein bißchen für die Wale üben. Ich glaube, genau das mache ich, wenn ihr
nichts dagegen habt.«
Iduna nahm sich eine Zeitung und eilte
nach draußen zu der altmodischen Holzschaukel, die in der Nähe des Hauses an
einem Apfelbaum hing. Helen und Catriona gingen auf die Straße.
»Wir hätten natürlich auch meinen Wagen
nehmen können«, meinte Catriona schuldbewußt. »Ich hatte total vergessen, daß
Iduna nicht besonders gern spazierengeht.«
»Keine Sorge. Wenn sie wirklich
mitkommen wollte, hätte sie es bestimmt gesagt. Ich vermute, sie hat große
Lust, ein kleines Nickerchen zu halten. Während der Fahrt hat sie zwar ein
bißchen gedöst, aber du weißt ja, wie es ist, wenn man versucht, im Auto zu
schlafen. Ich fürchte, sie hat letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen. Wir
haben alle eine unruhige Nacht hinter uns.«
»Ach ja, wegen des Feuers in der
Seifenfabrik? Sie haben es gestern in den Nachrichten kurz erwähnt. Ich hatte
mich schon gefragt, wie weit es wohl von euch entfernt war.«
»Peter und ich waren sozusagen direkt
am Ort des Geschehens. Ich war vorher in Lumpkinton, um die Wetterfahne auf der
Seifenfabrik zu fotografieren, merkwürdigerweise nur wenige Stunden bevor die
ganze Fabrik in Flammen aufging. Wir waren bei Freunden zu Besuch und hatten
gerade zu Abend gegessen, und als alle wegmußten, weil sie sich der
freiwilligen Feuerwehr anschließen wollten, sind Peter und ich oben auf einen
Hügel gefahren, von wo aus man genau in das Feuer sehen konnte. Du kannst dir
gar nicht vorstellen, wie grauenhaft es war.«
»Und ob ich das kann. Was meinst du
wohl, womit ich mein Geld verdiene? Verdammt, ich wünschte, ich wäre
dabeigewesen. Wahrscheinlich ist die Stadt inzwischen ein einziges Meer aus
Seifenlauge.«
»Du fändest es bestimmt weniger lustig,
wenn die Lauge in dein Haus laufen würde«, erwiderte Helen etwas spitz. »Oder
wenn dein Arbeitsplatz über Nacht weggewaschen würde. Ich weiß wirklich nicht,
was die armen Leute anfangen sollen, um wieder Arbeit zu finden.«
»Wird denn die Fabrik nicht
wiederaufgebaut?«
»Keine Ahnung. Selbst dann würde es
sehr lange dauern, bis sie wieder betriebsbereit wäre.«
»Ach, ich weiß nicht«, widersprach
Catriona. »Heutzutage wird doch alles vorgefertigt, Häuser lassen sich
sozusagen im Handumdrehen bauen. Man braucht sich nur die Einzelteile anliefern
zu lassen und alles zusammenzusetzen. Mit Robotern, vermute ich. Du hast doch
deine Kamera dabei, oder?«
Helen mußte lachen. »Ich mag zwar etwas
älter geworden sein, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, liebe Cat, aber
senil bin ich noch lange nicht. Sie ist hier in der kleinen blauen
Umhängetasche.«
»Ach, deshalb hast du die Tasche
mitgebracht? Ich dachte schon, Iduna hätte uns Proviant eingepackt«, erwiderte
Catriona etwas enttäuscht. »Was das Älterwerden betrifft, siehst du heute noch
jünger aus als damals in South Dakota. Iduna übrigens auch. Beschreib mir mal
ihren Mann. Ich wette, er ist höchstens eins sechzig groß und dürr wie eine
Bohnenstange. Kleine Männer stehen ja bekanntlich auf große Frauen.«
»Falsch geraten. Daniel ist größer als
Iduna, und man könnte ihn vorsichtig ausgedrückt als stattliche Erscheinung
bezeichnen. Eigentlich erinnert er mich immer ein bißchen an einen besonders
prächtigen und vornehmen Eber. Bevor er Iduna geheiratet hat, war er Witwer mit
zwei Paar Vierlingen, übrigens alle verheiratet und äußerst fruchtbar. Iduna
hat einen Riesenhaufen Enkelkinder und genießt es in vollen Zügen. Sie wohnen
alle nicht in der Nähe, daher braucht sie nicht oft den Babysitter zu spielen,
aber sie besuchen sich gegenseitig. An Feiertagen kocht Iduna immer gigantische
Portionen, was ihr viel Freude bereitet, aber das brauche ich dir ja kaum zu
erzählen. Außerdem unterrichtet sie Haushaltsführung an unserem College und
nimmt an vielen geselligen Veranstaltungen teil. Früher war Daniel immer ein
bißchen steif, aber sie hat ihn richtig aufgetaut. Beim Ball für ehemalige
Studenten letzten Monat hat er sogar mit ihr zusammen einen Show-Tango
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