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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sie nur herum,
trinken Bier und prahlen damit, was sie für tolle Machos sind. Ich kann mir
nicht vorstellen, daß wir hier heute nacht jemanden zu Gesicht bekommen. Soweit
ich weiß, trainieren sie hauptsächlich am Wochenende. Ich glaube, wir müssen
hier abbiegen, wenn ich mich nicht gewaltig irre.«
    Der unbefestigte Weg war im Grunde
allenfalls für Geländefahrzeuge geeignet, doch der treue Plymouth tat sein
Bestes. Verdammt schade, daß sie der alten Klapperkiste so etwas antun mußten,
dachte Peter, als sie Woeful Ridge endlich erreichten. Dieser Ort eignete sich
gut als Schauplatz für einen von Thomas Hardys besonders düsteren Romanen. Und
das war anscheinend das einzige, wofür er sich eignete.
    Als sie den Wagen verlassen hatten und
begannen, sich durch Unkraut und Felsbrocken durchzukämpfen, mußte Peter seinen
ersten Eindruck allerdings revidieren. Der langgezogene Granitkamm, dessen
Nordseite Zeit und Wetter so ausgewaschen hatten, daß eine natürliche Brustwehr
entstanden war, eignete sich hervorragend als Deckung, wenn man sich als
Guerillakrieger erproben wollte und jemanden vor sich hatte, den man zu
erschießen gedachte. Da ihm nichts Besseres einfiel, beschloß er, sich den
Boden hinter dem Felsen einmal genauer anzusehen. Er war wie leergefegt — Peter
konnte nichts entdecken, keinen einzigen Zweig, nicht einmal ein Steinchen oder
auch nur die Spur eines Insekts.
    »Wonach suchen Sie überhaupt,
Professor?« fragte Cronkite.
    »Das weiß ich selbst nicht, Swope, aber
ich kann absolut gar nichts finden, und das erscheint mir mehr als merkwürdig.
Man sollte beinahe meinen, jemand sei mit dem Staubsauger über den Boden
gegangen.«
    »Vielleicht wollen die
Überlebenskämpfer die Umwelt nicht verschmutzen.«
    »Von wegen.«
    Inzwischen war Peter richtig neugierig
geworden. Er fuhr mit der Hand über den Felsen und fand einige scharfkantige
Vertiefungen, in die jemand Erde gerieben hatte, damit sie nicht auffielen. Er
kniete sich auf den Boden und schaute von dort aus auf die Bäume, die den Grat
umschlossen. Dann stieg er die Böschung hinab und ging zu dem Baum, den er sich
als Ziel ausgesucht hatte.
    »Schauen Sie mal da hoch, Swope. Hier
hat vor kurzem noch jemand Schießübungen gemacht.«
    »Klar, was glauben Sie denn? Die sind
wahrscheinlich alle Jäger oder halten sich zumindest dafür. Saufen sich die
Hucke voll und stellen sich hier auf, um mit ihren Gewehren rumzuballern, bloß
weil es ihnen Spaß macht.«
    »Wer immer hier geschossen hat, hat
ganz sicher nicht nur herumgeballert.«
    Peter schaute durch sein Fernglas und
betrachtete eine auffällige Verdickung an einem anderen Baum, die aussah, als
habe ein Waldspecht darin seine Bruthöhle eingerichtet. Doch das Zentrum war
systematisch von Kugeln weggeschossen worden. Keine einzige hatte ihr Ziel
verfehlt.
    »Hier, nehmen Sie mal mein Fernglas,
und schauen Sie sich die Sache genauer an. Das waren echte Profis, erfahrene
Scharfschützen. Sie haben die Patronenhülsen aufgehoben und alle verräterischen
Spuren verwischt. Wären sie noch ein wenig intelligenter gewesen, hätten sie
allerdings daran gedacht, Laub und Erde auf dem Boden zu verteilen, damit es
natürlicher aussieht.«
    »Menschenskind, Sie haben recht.«
Cronkite schaute durch Peters Fernglas in die Runde. »Sieht aus, als wäre ein
ganzes Heer hochspezialisierter Spechte über den Wald hergefallen.«
    »Ich wette, daß in jedem Loch eine
Kugel steckt. Wissen Sie eigentlich, was sich auf der anderen Seite des Grats
befindet, Swope?«
    »Nicht allzu viel, soweit ich mich
erinnere. Früher gab es dort eine Höhle, aber besonders interessant war die
auch nicht.«
    »Meinen Sie, Sie könnten sie
wiederfinden?«
    »Ich glaube schon, aber dazu müßten wir
uns wahrscheinlich durch eine Menge Dornengestrüpp kämpfen.«
    Erstaunlicherweise war dies gar nicht
nötig. Sie entdeckten einen schmalen Pfad, der so gut getarnt war, daß er
jedem, der sich hier nicht genau auskannte, verborgen geblieben wäre, sich
jedoch leicht verfolgen ließ, wenn man ihn erst gefunden hatte. Cronkite konnte
Peter mühelos zur Höhle führen.
    »Besonders toll ist sie wirklich
nicht«, entschuldigte er sich. »Höchstens eineinhalb Meter groß.«
    »Wir schauen sie uns trotzdem an, ja?«
    Peter verfügte über einige Erfahrung,
was unauffällige Höhlen betraf, die es in sich hatten. Er stocherte ein wenig
darin herum, betrachtete eingehend den Teil der Wand, der allem Anschein nach
aus einem

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