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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Beschreibung nach wie ein Soldat aussah und anscheinend militärische
Tarnkleidung trug und raschen Schrittes auf die Fabrik zukam. Er hatte die
Hosenbeine in seine Stiefel gestopft, wie es die Fallschirmspringer immer
machen. Als er auf gleicher Höhe mit der Talgküche war, riß er auf einmal etwas
aus seiner Tasche und schleuderte es seitwärts durch das Fenster, ohne auch nur
hinzuschauen.«
    »Konnte Huntley erkennen, was es war?«
    »Nein«, antwortete Peter, »aber er
glaubt sich zu erinnern, daß es ungefähr so groß war wie eine Zitrone. Er
wollte den Mann gerade zurechtweisen, als er einen Riesenknall hörte und sah,
wie Flammen aus dem Fenster direkt neben seinem schlugen. Er rannte zurück, um
Flum herauszuziehen, doch die Talgküche war bereits ein einziges Flammenmeer.
An alles, was danach geschah, kann sich der arme Kerl nicht erinnern, er ist
erst im Krankenhaus wieder zu sich gekommen.«
    »Hat er sich den Soldaten genau ansehen
können?«
    »Leider nicht. Es war ja schon dunkel,
als es passiert ist. Die Fenster der Fabrik haben zwar ein wenig Licht auf die
Straße geworfen, aber viel genutzt hat es wohl nicht. Er meint sich zu
erinnern, daß der Mann glattrasiert war und kurzes Haar hatte, aber das ist
auch alles. Aber keiner der Jungs aus dem Dorf, die beim Militär sind, hatte
Urlaub, und niemand hat einen fremden Soldaten gesehen, daher glauben alle, daß
Huntley die Geschichte nur erfunden hat, um seinen Bruder zu entlasten.«
    »Aber warum sollte er lügen, wenn er
nicht einmal weiß, daß sein Bruder in Schwierigkeiten steckt?« protestierte
Helen. »Begreifen denn die Leute das nicht?«
    »Sie glauben einfach nicht, daß er es
nicht weiß. Ich hoffe, das Ganze wird sich früher oder später von selbst
klären. Hast du deine Fotos schon gemacht?«
    »O ja, es war ganz leicht. Ob sie
wirklich gut geworden sind, kann ich allerdings erst sagen, wenn der Film
entwickelt ist, und dafür scheint mir Sasquamahoc nicht ganz der geeignete Ort
zu sein. Aber ich habe beide Kameras benutzt, zumindest ein Film müßte also gut
geworden sein. Wir haben eben deinen alten Freund Guthrie Fingal getroffen. Er
ist wirklich schrecklich nett, Peter.« Helen hielt es für besser, sich über die
bisher noch nicht getroffene Mrs. Fingal lieber nicht zu äußern. »Übrigens ist
mir etwas Komisches passiert, Peter. Ich war oben in einem der
Studentenwohnheime, damit ich die Wetterfahne besser fotografieren konnte, weißt
du.«
    Sie hielt es auch für besser zu
verschweigen, daß sie oben auf der Feuerleiter gestanden hatte. Peter hatte
reichlich merkwürdige Vorstellungen, was die Zerbrechlichkeit von Gattinnen
betraf. Cat würde sich darüber bestimmt köstlich amüsieren.
    »Jedenfalls habe ich gehört, wie ein
paar Studenten, ich glaube zumindest, daß es Studenten waren, sich im Zimmer
nebenan unterhielten, und einer von ihnen hat etwas über Woeful Ridge gesagt.
Ich habe Woody gefragt, wo der Ort sei, aber weder er noch Cat haben je davon
gehört. Ist das nicht ein merkwürdiger Zufall? Du erinnerst dich doch sicher,
daß Cronkite Swope den Namen erwähnt hat, als er gestern abend bei uns war?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    Sie unterhielten sich noch ein wenig
länger, doch Helen hatte den Eindruck, daß Peter zum Schluß etwas
geistesabwesend wirkte. Wahrscheinlich war er mit seinen Gedanken woanders. Sie
hätte nur gern gewußt, wo.
     
     

Kapitel
6
     
     
     
     
     
     
     
    D as hätte Peter auch gern gewußt. Er
dachte darüber nach, während er zur Fakultätsmensa ging und während er dort ein
zweifellos hervorragendes Abendessen einnahm, ohne auch nur zu bemerken, was er
aß. Er dachte darüber nach, als er wieder nach Hause ging und als er sich die
Frühnachrichten anschaute, deren Lokalteil in der Hauptsache aus Berichten über
schmutzige Seifenlauge bestand. Er war immer noch in Gedanken versunken, als
Cronkite Swope mit finsterer Miene auf der Türschwelle erschien.
    »Kann ich einen Moment hereinkommen,
Professor?«
    »Grundgütiger, Swope, Sie sehen aus,
als kämen Sie von einer Beerdigung.« Peter führte ihn ins Wohnzimmer. »Doch
wohl hoffentlich nichts Schlimmes mit Ihrer Familie?«
    »Nein, das ist es nicht.« Der junge
Reporter ließ sich in den Sessel fallen, auf dem Helen für gewöhnlich immer
saß, und nahm zum Trost Jane Austen auf den Schoß. »Ich bin es einfach nicht
gewöhnt, daß man mich behandelt wie ein Stinktier bei einer Hochzeit. Drüben in
Lumpkinton kann ich nicht mal

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