Wenn der Wetterhahn kräht

einzigen dicken Felsbrocken bestand, lehnte sich mit der Schulter gegen
die äußerste Ecke und drückte kräftig dagegen. Plötzlich war die Höhle sehr
viel größer als eineinhalb Meter.
    »Gut getarnt«, bemerkte er.
»Wahrscheinlich ein Drehmechanismus. Sieht aus, als hätte jemand den Fels
gesprengt. Sie haben nicht zufällig eine Taschenlampe bei sich, Swope?«
    »Klar doch. Im Großen Fernkurs für
Journalisten, Lektion siebenunddreißig, steht ausdrücklich, daß ein
recherchierender Journalist niemals ohne Taschenlampe unterwegs sein sollte.
Man kann schließlich nie wissen. Leider ist es bloß eine ganz kleine. Aber ich
habe einen Handscheinwerfer im Wagen, wenn Sie wollen, lauf ich schnell und
hole ihn.«
    »Nein, die hier reicht.« Peter knipste
die kleine Taschenlampe an. »Bomben und Granaten!«
    »Das kann man wohl sagen«, flüsterte
Cronkite. »Was zum Teufel ist das hier, etwa eine Art Munitionslager?«
    »Ich würde sagen, ein richtiges
Waffendepot.«
    Peter starrte mehr oder weniger
fassungslos auf die Gewehre, Maschinengewehre, Flammenwerfer und Bazookas aus
dem Zweiten Weltkrieg, die an Gestellen hingen, die fest in den Felswänden
verankert waren. Schwere Kisten mit Munition und Sprengkörpern waren auf
Holzpaletten gestapelt, damit sie nicht mit dem feuchten Boden in Berührung
kamen. Peter und der Reporter waren gerade dabei, sie mit Hilfe von Cronkites
Taschenlampe etwas genauer zu untersuchen, als sie plötzlich feststellten, daß
sie nicht allein in der Höhle waren.
    »Keine Bewegung!«
    Cronkite Swope sprang vor Schreck einen
halben Meter hoch.
    »Was?«
    »Keine Bewegung, hab’ ich gesagt,
Blödmann. Wenn du nicht gehorchst, blas’ ich dir dein beschissenes Gehirn
raus.«
    »Und Ihr eigenes gleich mit.« Peter war
es gelungen, sich umzudrehen, so daß er dem stämmigen Rüpel in Kampfkleidung
direkt ins Gesicht sehen konnte. »Wissen Sie denn nicht, was ein Querschläger
mit dieser scharfen Munition hier anstellen würde?«
    »Ist doch scheißegal. Ich würde
jedenfalls als Held sterben.«
    »Sie wären nichts weiter als ein
Klumpen Hackfleisch, und Ihre Herren Kampfgenossen würden auf Ihre traurigen
Reste nur noch spucken. Oder glauben Sie etwa, die würden einen Trottel als
Held verehren, der so dämlich ist, alles, was sie sich mit viel Mühe
zusammengeklaut haben, in die Luft zu jagen?«
    Peter stieß noch ein verächtliches
Schnauben aus, um seine Aussage zu unterstreichen. »Ein hübsches kleines Nest
habt ihr hier. Warum bringen Sie uns nicht zu Ihrem Anführer? Ich denke mal,
das ist das, was man in solchen Situationen zu sagen pflegt.«
    »Ich glaube, man stellt sich mit Namen,
Rang und Markennummer vor, Professor«, murmelte Cronkite. »Meinen Sie, es
reicht, wenn wir ihm unsere Bibliotheksausweise zeigen?«
    »Okay, Klugscheißer«, bellte ihr
Bewacher. »Raus mit euch.«
    »Darf ich Sie höflich darauf hinweisen,
Sir«, erinnerte ihn Peter, »daß Sie uns den Ausgang versperren?«
    »Höh? Oh.« Der Mann mit der Waffe
machte einen Schritt nach hinten. »Rauskommen, Hände hoch, und bloß keine
Dummheiten!«
    »Dies ist wohl kaum der geeignete
Moment für Dummheiten, Sir.«
    Peter tat, wie ihm befohlen, und hob
die Hände. Die Decke war nicht sehr hoch, wie er feststellte, und die Sprengung
hatte sowohl über als auch unter ihnen eine Menge loses Gestein hinterlassen.
Er drückte mit den Fingern gegen die Decke, fühlte, wie sich etwas löste, und
hielt den Steinbrocken fest, bevor er herunterfallen konnte. Der Wächter hatte
nichts bemerkt. Er war über einen der gefallenen Felsbrocken gestolpert, hatte
sich dabei den Knöchel verletzt und schaute unvorsichtigerweise nach unten.
Peter vergewisserte sich, daß er den Finger nicht am Abzug hatte, und
schleuderte seinen Stein.
    Der Stein war zu klein, um den Kerl zu
fällen, doch er war groß genug, um ihm ordentlich wehzutun. Der Mann ließ die
Waffe fallen und griff sich an die Nase. Cronkite stürzte sich auf ihn, Peter
stürzte sich auf die Waffe. Sie fesselten den Schurken mit seinem eigenen und
Peters Gürtel, beschlagnahmten seinen Patronengurt, knebelten ihn mit Cronkites
Krawatte, einem hochmodischen schock-rosa Schlips mit einem Muster aus kleinen
grünen Alligatoren. Dann eilten sie im Laufschritt zu Cronkites Dienstwagen.
    Fünf weitere gefährlich aussehende
Kerle hatten sich um das Auto geschart und waren damit beschäftigt, mit großen
Jagdmessern genüßlich die Reifen aufzuschlitzen und mit Gewehrkolben