Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
die
Autofenster einzuschlagen. Peter und Cronkite sahen, daß sie ihre
Aufmerksamkeit ganz und gar auf das Fahrzeug konzentrierten, und beschlossen,
sie nicht zu stören und sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen.
    »Wissen Sie eigentlich, wohin wir
laufen, Swope?« keuchte Peter, nachdem sie im Sturmschritt mehrere Meilen durch
Wald und Sumpf gehetzt waren.
    »Ist mir völlig egal, solange wir nur
wegkommen«, keuchte sein Begleiter zurück. »Menschenskind, Professor, die sind
ja total wahnsinnig!«
    »Ihre Diagnose klingt einleuchtend.
Haben Sie zufällig einen von den Kerlen erkannt?«
    »Ich hatte leider nicht genug Zeit, sie
mir genau anzusehen. Vielleicht würde mir was einfallen, wenn ich den Mut
hätte, mich hinzusetzen und nachzudenken. Ich fürchte nur, daß es dazu noch zu
früh ist. Meinen Sie nicht, daß wir bald irgendwohin ankommen, wo wir in
Sicherheit sind? Ich kann nur hoffen, daß wir nicht die ganze Zeit im Kreis
laufen.«
    »Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich
habe darauf geachtet, daß wir den Sonnenuntergang möglichst im Rücken hatten.
Um diese Tageszeit bedeutet das, daß wir uns mehr oder weniger ostwärts
bewegen, glaube ich. Können Sie damit etwas anfangen?«
    »Das bedeutet wahrscheinlich, daß wir
irgendwann im Hafen von Boston ankommen, wenn wir lange genug laufen.« Cronkite
warf einen Blick auf seine ehemals elegante hellblaue Hose und die rot und
cremefarben karierte Sportjacke. »Eigentlich nicht die richtige
Joggingkleidung. Jammerschade, daß ich kein Sandwich mitgenommen habe. Wissen
Sie was, Professor, ich glaube, wir sind in dem großen Areal, das zum
Binks-Grundstück gehört.«
    »Binks?« rief Peter. »War das nicht der
komische alte Kauz, der so versessen auf Kryogenik war und sich hat einfrieren
lassen?«
    »Genau. Er wollte unbedingt das nächste
Jahrhundert erleben. Am 31. Dezember 1999 wird er wieder aufgetaut, und die
Erbschaftsfragen können erst geregelt werden, wenn sich herausstellt, ob es
funktioniert hat oder nicht. Die Angehörigen haben vor Gericht Einspruch
eingelegt, sind aber abgeschmettert worden. Der Richter stand voll auf Mr.
Binks’ Seite.«
    »Ein weiterer Triumph für die moderne
Technologie! Und wie groß ist dieses Areal?«
    »An die zwanzig Quadratmeilen, soweit
ich mich erinnere. Wie weit sind wir denn Ihrer Meinung nach schon gelaufen?«
    »Schätzungsweise vier oder fünf Meilen.
Wir sind ja nicht überall gleich gut durchgekommen, was ich Ihnen ja kaum zu
sagen brauche. Kommen Sie, Swope, am besten, wir laufen noch ein bißchen
weiter, solange es noch hell genug ist.«
    »Und was machen wir dann?«
    »Irgendwie wird es schon klappen. Hier,
ich habe Ihnen ein bißchen Vogelmiere gepflückt.«
    Cronkite zuckte zurück, als Peter ihm
ein Büschel kleinblättriges Grünzeug reichte. »Was soll ich denn damit
anfangen?«
    »Aufessen. Sie haben doch Hunger,
nicht? Vogelmiere ist außerdem ein hervorragendes Mittel gegen Skorbut.«
    »Wenn Sie es sagen. Ich wünschte nur,
Sie hätten das mit dem Hackfleisch vorhin nicht gesagt.« Cronkite knabberte
versuchsweise an Peters Gemüse. »Wahrscheinlich sollten wir froh sein, daß
momentan keine Jagdsaison ist.«
    »Machen Sie sich da lieber nichts vor,
Swope. Nach allem, was wir gesehen haben, werden diese Halunken uns auf alle
Fälle verfolgen, es bleibt ihnen gar nichts anderes übrig. Noch ein wenig
Vogelmiere?«
    »Nein, danke. Ich komme mir sonst noch
vor wie Bugs Bunny. Aber ein bißchen geholfen hat es schon«, fügte Cronkite
höflich hinzu. »Welche Richtung jetzt, Professor?«
    »Da hoch, würde ich sagen. Falls die
Kerle auf die Idee kommen, Bluthunde einzusetzen, könnte sie das möglicherweise
von unserer Spur ablenken. Hoffe ich jedenfalls.«
    Ein undurchdringlicher kleiner
Dschungel aus Dornengestrüpp und gefährlich aussehenden Kletterpflanzen, deren
mächtige, dornenbewehrte Ranken aussahen wie Stacheldraht, versperrte ihnen den
Weg. Mitten darin standen zwei majestätische Eichen, die größten, die sie je zu
Gesicht bekommen hatten. Sie waren so riesig, daß ihre Äste miteinander
verwachsen schienen. Ein höchst ungewöhnlicher Anblick, da die meisten
Waldgebiete von New England im Laufe der letzten Jahrhunderte früher oder
später niedergebrannt oder abgeholzt worden waren.
    Peter konnte nicht verstehen, wie es
zwei Giganten wie diesen gelungen war, der Zerstörung zu entgehen, doch ihm
blieb keine Zeit für lange Überlegungen. Er sprang in die Höhe, bekam einen

Weitere Kostenlose Bücher