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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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feststellen, daß sie für meinen neuen Lebensstil höchst
unpraktisch waren, aber ich habe sie trotzdem behalten. Man kann schließlich
nie wissen, wann man etwas brauchen könnte. Mal schauen, Mr. Swope. Sie tragen
Schuhe, die ich persönlich als Turnschuhe bezeichnen würde, aber sicher gibt es
dafür heutzutage ein viel moderneres Wort. Dieses ausgebeulte alte Sweatshirt
hier könnte Ihnen passen. Warum probieren Sie es nicht einfach an? Und Ihre
Hosenbeine schneiden wir kurzerhand ab, so weit oben, wie es der Anstand
erlaubt, dann könnten Sie als Jogger durchgehen.«
    »Wow! Tolle Idee! Vielleicht kann ich
mich schnell noch rasieren, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Haben Sie denn einen Rasierapparat
dabei, Swope?« erkundigte sich Peter.
    »Klar, ich habe immer einen bei mir in
der Tasche. Im Großen Fernkurs für Journalisten steht, daß nichts einen
Interviewpartner mehr abschreckt als ein unrasierter Reporter. Und schließlich
kann man nicht ständig nach Hause rennen, um sich zu rasieren, wenn man einer
heißen Story hinterherjagt. Sie können ihn gerne ausleihen, wenn ich fertig
bin, Professor.«
    »Das wäre sehr nett. Ich sehe auch ohne
Stoppeln schon aus wie ein Landstreicher.«
    »Das Problem besteht weniger darin, daß
Sie aussehen wie ein Landstreicher, Professor«, korrigierte Miss Binks, »sondern
daß Sie aussehen wie der Mann, den die Verbrecher gestern nachmittag in ihrem
Waffendepot erwischt haben. Uns wird nichts anderes übrigbleiben, als Sie
völlig unkenntlich zu machen. Das müßte eigentlich genau das Richtige sein,
meinen Sie nicht?«
    Sie hielt einen weitgeschnittenen Rock
aus grünem Baumwollstoff mit einem Muster aus roten und rosa Erdbeeren und eine
dazu passende einfache, langärmelige, grüne Bluse hoch. »Die gehörten meiner
Tante. Sie hat sie kurz vor ihrem Tod gekauft, und ich habe es nicht übers Herz
gebracht, sie mit den anderen Sachen fortzugeben. Sie hätte sich bestimmt
gefreut, wenn ich etwas damit angefangen hätte, und dieser Zeitpunkt scheint
mir jetzt für gekommen. Meine Tante war um einiges größer als ich, und der Rock
hat einen Gummizug in der Taille. Die Sachen müßten Ihnen eigentlich passen.«
    »Verflixt und zugenäht«, stotterte
Peter, »ich kann doch unmöglich mit meinem Männergesicht und meinen
Männerbeinen in Frauenkleidern auf die Straße!«
    »Ihr Gesicht wird niemand zu sehen bekommen.
Wir binden Ihnen ein Kopftuch um und ziehen es ganz tief in die Stirn. Sie
haben nicht zufällig eine Sonnenbrille dabei?«
    Er durchstöberte erneut seine Taschen.
»Eh — meine Autobrille. Ja, habe ich.«
    »Und Ihr Fernglas ebenfalls.
Hervorragend. Sie können mein Vogelkundebuch mitnehmen, dann glaubt man, daß
Sie die Vögel beobachten wollen. Ihr Schuhwerk sieht robust aus, und das ist
schließlich das Wichtigste. Die Leute erwarten immer, daß Vogelbeobachter etwas
exzentrisch aussehen. Sie können sich auch die Beine rasieren, wenn Sie schon
einmal dabei sind. Wir bräunen sie dann später mit Walnußsaft.«
    Sie griff nach einer erstklassigen
Schere, die nicht so aussah, als hätte Miss Binks sie aus der Ruine ihres
großväterlichen Hauses gerettet, und machte sich daran, Cronkites Hosenbeine zu
kürzen. Peter fand sich damit ab, vorübergehend Miss Binks’ Tante zu sein, nahm
die Kleidungsstücke und verschwand, um sein Debüt als Transvestit
vorzubereiten. Als er zurück in die Höhle kam, präsentierte sich ihm eine völlig
neue Miss Binks, fein herausgeputzt in einer grauen Flanellhose, einem
türkisblauen Polohemd und relativ sauberen weißen Turnschuhen.
    Sie begrüßte ihn genauso belustigt, wie
er erwartet hatte. »Die Sachen stehen Ihnen ja hervorragend. Professor Shandy.
Wirklich ein Bild für die Götter! Warten Sie, ich binde Ihnen noch schnell das
Kopftuch fest, damit es nicht verrutscht. Um Ihre Beine brauchen wir uns wohl
keine Sorgen zu machen. Ihre Socken sehen ganz passabel aus, und der Rock ist
ziemlich lang. Meine Tante war stets der Überzeugung, daß man sein Geld
bestmöglich anlegen sollte, daher hat sie alles immer eine Nummer zu groß
gekauft, was sich heute für uns als Glücksfall erweist. Mr. Swope, hören Sie
auf, sich im Tunnel zu verstecken. Ziehen Sie sich lieber die Shorts und das
Sweatshirt an. Wir sollten uns wirklich allmählich auf den Weg machen. Gleich
geht die Sonne auf und zerteilt den Frühnebel. Nicht daß ich mir viel davon
verspreche, aber ich denke, wir sollten jeden Vorteil nutzen, der sich uns

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