Wenn der Wetterhahn kräht
Verlobung ihrer Tochter
beziehungsweise ihres Sohnes in Form einer gemeinsamen Besichtigungstour zur
Kongreßbibliothek und zum Nationalfriedhof von Arlington. Peters bester Freund
Timothy Arnes war in Kalifornien und schaukelte sein jüngstes Enkelkind auf den
Knien. Tims Schwiegertochter begleitete ihn. Aber Tims Sohn Royall war zu
Hause, und Royall war ein feiner Kerl. Peter würde Roy Arnes anrufen. Sie
brauchten nur noch ein Telefon zu finden.
Kapitel
13
V ielleicht war ihre Verkleidung gar
nicht nötig gewesen. Jedenfalls versuchte niemand, die drei Radfahrer mit
Kugeln zu durchsieben, von der Straße abzudrängen oder gar anzuhalten, um ihnen
freundlich einen guten Tag zu wünschen. In einem kleinen Naturschutzgebiet
unmittelbar außerhalb von Whittington trafen sich Peter und Miss Binks mit
Cronkite und fanden eine große umgestürzte Kiefer mit einer Mulde unter den
Wurzeln, die so geräumig war, daß sie Daisy Belle mit etwas Glück so lange
darin verstecken konnten, bis sie wieder gebraucht wurde. Sie entdeckten sogar
einen Fichtenwaldsänger und hatten ausgiebig Gelegenheit, Miss Binks’
Vogelkundebuch und Peters Fernglas zu benutzen.
Es war höchste Zeit, sich zu trennen,
denn die Morgendämmerung neigte sich dem Ende zu. Peter rollte seine Hosenbeine
herunter und gab Miss Binks den Rock ihrer Tante zurück. Die riesige grüne
Bluse behielt er an, da man sie durchaus für ein Männerhemd halten konnte.
Außerdem war sie lang genug, um den verheerenden Zustand seiner Hose zu
verdecken. Er bestand darauf zu erfahren, womit er sich bei Miss Binks für all
ihre Freundlichkeit erkenntlich zeigen könne, und nach einigem Zögern gestand
sie, daß es sie nach einer leichten Sommerlektüre gelüste, beispielsweise Die
»Brüder Karamasow« oder die Werke von Henry James. Dann radelte sie auf ihrem
Fahrrad davon, nachdem Cronkite sie dazu gebracht hatte, sanft zu erröten,
indem er sie zum Abschied mit einem Kuß und einer Umarmung beglückte.
Sie hatte ihnen erzählt, daß es früher
nicht weit von hier auf dieser Straße einen Supermarkt gegeben habe. Cronkite
joggte voraus, Peter folgte in einem Tempo, das etwas mehr gentlemanlike war.
Das Geschäft gab es immer noch, und direkt neben dem Eingang befanden sich mehrere
öffentliche Fernsprecher. Peter teilte Swope mit, warum er sich für Royall Ames
entschieden hatte, und der Reporter stimmte sofort zu.
»Klar, Professor, rufen Sie ihn ruhig
an. Ich wüßte niemanden im Ort, der auch nur bereit wäre, mit mir zu reden. Außer
meiner Mutter und meinem Boß natürlich, aber ich könnte mir vorstellen, daß sie
beide nicht dichthalten würden, was Miss Binks betrifft.«
Also rief Peter an. Roy war bereits
wach und gern bereit, ihm den Gefallen zu tun. Er versprach, in einer halben Stunde
bei ihnen zu sein. Da Roy sehr zuverlässig war, sah Peter keinen Grund, ihm
nicht zu glauben. Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig als zu warten. Der
Laden öffnete erst um acht, aber ein kleines Stück weiter entdeckten sie einen
All-night Diner, eines der letzten Exemplare einer aussterbenden Gattung. Die
Amarantpfannkuchen waren zwar sehr sättigend gewesen, hatten jedoch einen
merkwürdigen Nachgeschmack hinterlassen, daher war ihnen eine Tasse Kaffee mehr
als willkommen.
Sie gingen hinein und gönnten sich
ihren Kaffee. Cronkite beschloß, ein wenig länger zu bleiben und sich ein oder
zwei Doughnuts zu genehmigen, daher ging Peter allein zurück, für den Fall, daß
Roy früher kam, obwohl der junge Ames die Strecke unmöglich in weniger als
zwanzig Minuten zurücklegen konnte. Doch vielleicht konnte er sich die Zeit
damit vertreiben, seine Gattin anzurufen, Catriona McBogles Telefonnummer hatte
er vorsichtshalber mitgenommen. Er kramte eine Handvoll Kleingeld heraus und
wählte.
Niemand hob ab. Peter erhielt sein Geld
zurück und versuchte es noch einmal. Immer noch keine Antwort. Er rief die
Auskunft in Maine an und versuchte herauszufinden, ob er sich die falsche
Nummer notiert hatte. Die Nummer stimmte.
Bestimmt gab es eine ganz einfache,
völlig harmlose Erklärung, versuchte er sich zu beruhigen. Vielleicht waren die
Frauen in aller Frühe losgezogen, um Vögel zu beobachten. Oder sie saßen in der
Forstwirtschaftsschule und nahmen gemeinsam mit Guthrie Fingal ein
Sonnenaufgangsfrühstück ein. Er rief noch einmal bei der Auskunft an und ließ
sich die Telefonnummer der Schule geben. Diesmal meldete sich
Weitere Kostenlose Bücher