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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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nie daran gedacht, sich ein
Haustier zuzulegen?«
    »Nicht ernsthaft. Vielleicht könnte ich
einen streunenden Hund oder eine ausgesetzte Katze adoptieren, wenn sich die
Gelegenheit dazu böte, was allerdings bisher nie geschehen ist. Ich habe zwar
schon verschiedene verlassene Waldtiere versorgt und durchgefüttert, aber
jedesmal so schnell wie möglich wieder in ihre gewohnte Umgebung
zurückgebracht. Da ich für mich selbst jegliche Domestizierung ablehne,
verspüre ich auch keinerlei Bedürfnis, sie meinen wilden Mitgeschöpfen
zuzumuten.«
    Noch während sie ihre
Emanzipationserklärung abgab, machte sich Miss Binks wieder in ihrer Küche zu
schaffen, ein Bild der Häuslichkeit, ganz wie Mutter Kaninchen in den
Geschichten von Beatrix Potter. Wenn sie das Fell auf ihrer Hirschlederkluft
belassen hätte, dachte Peter, hätte man sie durchaus selbst für ein
höhlenbewohnendes Waldwesen halten können. Da ihm nichts einfiel, womit er sich
nützlich machen konnte, blieb er auf seinem Holzklotz sitzen und schaute ihr
dabei zu, wie sie diverse merkwürdige Zutaten abmaß, miteinander verrührte und
schließlich den dünnen Teig löffelweise auf einen flachen Stein gab, den sie im
Feuer erhitzt hatte.
    »Ein Blech besitze ich nicht, doch das
ist auch nicht nötig. Die Pfannkuchen sind in wenigen Minuten fertig. Sollen
wir Mr. Swope wecken? Ich möchte nicht unhöflich sein, Professor, aber ich
denke, Sie beide sollten sich recht bald auf den Weg machen.«
    »Hmja«, sagte Peter. »Es ist ganz schön
weit bis Balaclava Junction.«
    »Etwa fünfundzwanzig Meilen, würde ich
sagen«, erwiderte Miss Binks energisch. »Viel zu weit. Ich hatte mir gedacht,
Sie begeben sich am besten auf direktem Weg nach Whittington und rufen von dort
entweder einen Freund an und bitten ihn, Sie abzuholen, oder Sie nehmen sich
ein Taxi. Was zweifellos ein Vermögen kosten würde. Ich möchte nicht indiskret
sein, aber haben Sie überhaupt Geld bei sich?«
    Peter steckte eine Hand in seine
Tasche, stellte erleichtert fest, daß seine Brieftasche noch da war, und zog
sie hervor. »Ungefähr hundert Dollar. Ich vermute, Swope hat auch ein bißchen
Bargeld dabei.«
    »Mehr als genug, würde ich sagen.
Dieses Problem wäre also gelöst. Zuerst müssen wir Sie allerdings wohlbehalten
nach Whittington bekommen — was einige Vorbereitungen erfordern könnte. Mr.
Swope, das Frühstück ist gleich fertig.«
    »Huh? Oh, alles klar.«
    Mit der Unverwüstlichkeit der Jugend
sprang Cronkite aus den Decken, eilte ins Badezimmer und war bereits wieder
zurück, als Miss Binks den ersten Pfannkuchen wendete. Die Pfannkuchen
schmeckten ein wenig eigenartig, aber Peter und Cronkite machten sich dennoch
bereitwillig darüber her, wobei sie sich allerdings mehr als großzügig mit Miss
Binks" Birken- und Ahornsirup bedienten.
    »So«, meinte Miss Binks, nachdem ihre
Gäste aufgegessen hatten und sie es abgelehnt hatte, sich von ihnen beim Spülen
helfen zu lassen. »Wie schaffen wir Sie am besten von hier fort?«
    »Ich schätze, wir stehen einfach auf
und gehen«, war alles, was Cronkite zu dieser Frage zu sagen wußte, und Peter
fiel leider auch nichts Besseres ein.
    Miss Binks bewies sofort, daß die Frage
rein rhetorischer Natur gewesen war. »Zuerst müssen wir uns unbedingt etwas für
Ihre Kleidung überlegen.«
    Peter sah nicht allzu schlimm aus in
seiner dunkelgrauen Cordhose und dem karierten Flanellhemd, beides
Kleidungsstücke, die er in seiner Freizeit gern und oft trug. Obwohl sie
schmutzig, verknautscht und an einigen Stellen zerrissen waren, konnte man sie
durchaus als angemessene Kleidung für einen Landstreicher durchgehen lassen,
der nicht sonderlich viel auf sich hielt. Cronkites ehemals hellblaue
Sommerhose und die rot-beige karierte Jacke boten dagegen ein trauriges Bild.
Ihre Gastgeberin schüttelte den Kopf.
    »Es ist völlig undenkbar, daß Sie sich
in diesem Aufzug auf einer Hauptverkehrsstraße zeigen, Mr. Swope.«
    »Es wird mir nichts anderes
übrigbleiben, Miss Binks. Entweder ich trage diese Sachen hier oder ich muß im
Adamskostüm gehen.«
    »Oh, ich bin sicher, da gibt es eine
bessere Alternative. Mal sehen, was meine Garderobe hergibt.«
    Miss Binks begab sich in einen Tunnel,
den zu erforschen die Männer bisher noch keine Gelegenheit gehabt hatten, und
kehrte mit diversen Plastiktüten aus der Reinigung zurück. »Ich habe einige
Kleidungsstücke mitgenommen, als ich meine Höhle bezogen habe. Leider mußte ich
sehr schnell

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