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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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einen Schraubenzieher hervor und begann, die Räder zusammenzusetzen. Nach
exakt zwei Minuten, Peter hatte eigens auf die Uhr geschaut, waren beide Räder
fahrtüchtig. Miss Binks legte Audubons Vogelkundebuch auffällig in den Drahtkorb,
den sie am Lenker des Tandems befestigt hatte, und nickte Peter zu.
    »Professor, wir beide schieben Daisy
Belle zuerst bis zu einer Stelle, wo der Boden eben genug ist, daß wir darauf
fahren können. Und Sie, Mr. Swope, nehmen das andere Rad.«
    Mittlerweile wären ihr beide Männer
blind bis ans Ende der Welt gefolgt. Sie kamen an dem riesigen Kellerloch des
abgebrannten Hauses vorbei, das immer noch zur Hälfte mit verkohltem Holz und
Schutt gefüllt war, und gelangten schließlich an einen grasbewachsenen Weg, der
halbwegs befahrbar war, stiegen auf ihre Räder, schlingerten ein wenig und
radelten los.
    Peter hatte noch nie in seinem Leben
auf einem Tandem gesessen, doch es war leichter, als er gedacht hatte. Miss
Binks hatte ihm den hinteren Sattel überlassen, so daß er nur darauf achten
mußte, daß er nicht herunterfiel und die Füße auf den Pedalen behielt. Zuerst
blieb Cronkite weit hinter ihnen zurück. Doch als sie die Straße erreicht
hatten und er sich wieder orientieren konnte, überholte er sie und fuhr vor
ihnen her, allerdings nicht so schnell, wie er es auf einem neueren, besseren
Rad gekonnt hätte. Doch das gehörte alles zu ihrem Plan, denn sie durften sich
auf keinen Fall aus den Augen verlieren.
    Da der Tag gerade erst angebrochen war,
befanden sich nur wenige Fahrzeuge auf der Straße. Der erste Wagen, dem sie
begegneten, fuhr hupend an ihnen vorbei. Peter blieb vor Schreck beinahe das
Herz stehen, aber Miss Binks winkte dem Fahrer nur freundlich zu, und der Wagen
fuhr weiter.
    »Schon komisch, daß die Leute immer
hupen, wenn sie Tandems sehen, finden Sie nicht?« rief sie ihm über die
Schulter hinweg zu.
    Anscheinend war ihr dieses Phänomen von
den Ausflügen mit ihrer Tante vertraut. Peter begann sich zu entspannen,
irgendwie genoß er den kleinen Ausflug sogar. Vielleicht sollten er und Helen
Miss Binks die gute Daisy Belle abkaufen, für einen ordentlichen Batzen Geld
selbstverständlich. Momentan schien diese liebenswürdige Höhlenbewohnerin zwar
keinen Bedarf an materiellen Gütern zu haben, doch vielleicht kam einmal der
Tag, an dem sie heilfroh über ein bißchen Bargeld sein würde.
    Auf jeden Fall mußte er sich irgendwie
für ihre unglaubliche Gastfreundschaft erkenntlich zeigen. Aber was konnte man
einer Frau geben, die so unabhängig und erfindungsreich war? Importwein?
Exotische Teesorten? Sie würde sein Angebot wahrscheinlich ohnehin ablehnen,
genau wie Calvin Coolidge in seiner Zeit als Mieter in kleinen Pensionen
frische Erdbeeren abgelehnt hatte, um sich nicht den Geschmack an Backpflaumen
zu verderben.
    Helen würde sicher etwas Passendes
einfallen. Er nahm sich vor, außer ihr keinem Menschen von Miss Binks zu
erzählen, da ihre Angst vor Anthropologen höchstwahrscheinlich mehr als
berechtigt war. Doch Helen mußte er einfach alles sagen. Verdammt schade, daß Helen
jetzt nicht zu Hause war, dann hätte sie mit dem Wagen kommen können, um ihn
und Swope abzuholen, und niemand hätte etwas von ihrem Abenteuer erfahren.
    Einen Wagen zu mieten oder ein Taxi zu
nehmen war viel zu riskant. Peter wollte nämlich genausowenig, daß er und Swope
zum Gesprächsthema wurden — jedenfalls nicht, bevor sie das Wolfsrudel vom
Woeful Ridge sicher im Zoo abgeliefert hatten. Sie konnten daher nur jemanden
anrufen, den sie gut kannten.
    Cronkite Swopes Verwandte hatten genug
mit ihren eigenen Problemen zu tun, und die Nachbarn hatten sich anscheinend
alle von der Familie abgewandt. Auf seine Kontakte beim Sprengel-Anzeyger konnten
sie sich auch nicht verlassen, da zu befürchten war, daß sie in der Zeitung
über Miss Binks berichten würden. Peter ging im Geiste seinen eigenen
Bekanntenkreis durch.
    Dummerweise waren fast alle seine
besten Freunde sofort nach Semesterende in Urlaub gefahren. Dan Stott war bei
seinen Schweinezüchtern, Präsident Svenson hatte seine Frau und die beiden
jüngsten Töchter nach Schweden entführt. Jim Feldster würde zwar auf der Stelle
kommen, doch seine Gattin würde die Geschichte innerhalb kürzester Zeit in ganz
Balaclava ausposaunt haben. Die Jackmans und ihre vier Sprößlinge waren auf
Campingurlaub, genau richtig für die Hauptsaison der Kriebelmücken. Die
Familien Porble und Goulson feierten die

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