Wenn der Wetterhahn kräht
geheiratet und war von ihm drei
Jahre später seinem Kommandeur überlassen worden.
Ella hatte außerdem noch eine kurze
Romanze mit einem Russen, der sie in Paris zu einer der berühmtesten Kurtisanen
machte, und wurde mit neunzehn von einem paraguayischen General annektiert, der
beabsichtigte, Kaiser zu werden, und stieg danach zur ungekrönten Herrscherin
über Francisco sowie Paraguay auf, bis Francisco im Jahre 1870 seinen letzten
Kampf gegen die Brasilianer focht und verlor.
Sie begrub ihren Geliebten mit bloßen
Händen unter den hämischen Blicken der brasilianischen Soldaten. Zu diesem
Zeitpunkt war Ella siebenunddreißig Jahre alt. Es dauerte noch weitere zwanzig
Jahre, bis sie schließlich selbst starb, ausgehungert und mittellos, auf einer
dünnen, schmutzigen Matratze in einem Pariser Armenhaus.
Ella hatte Francisco vier Söhne
geschenkt. Pancho, der Älteste, war an ihrer Seite von einem brasilianischen
Korporal erstochen worden. Auch ihn begrub sie mit bloßen Händen. Helen hatte
zwar keine Ahnung, was mit den anderen beiden Söhnen geschehen war, doch sie
wußte, daß der Biograph William E. Barrett mit einer Frau gesprochen hatte, die
mit dem vierten Sohn verheiratet gewesen war und ihm zwei Töchter geschenkt
hatte. Vielleicht gab es noch mehr Enkelkinder, vielleicht sogar Urenkel. Ella
hatte außerdem eine Tochter großgezogen, die Francisco mit einer anderen Frau
gezeugt hatte. Juristisch gesehen war sie bis an ihr Lebensende gezwungen,
Elisa Alicia Quatrefages zu bleiben, auch wenn ihr Ex-Ehemann es auf irgendeine
krumme Tour geschafft hatte, sich von ihr scheiden zu lassen, ohne daß sie von
ihm geschieden wurde.
Das ihr all das ausgerechnet jetzt
einfallen mußte! Helen, die sich inzwischen wieder gefangen hatte, lächelte den
Leutnant an und nickte.
»Vielen Dank, das ist gut zu wissen. Wie
ich eben bereits ausgeführt habe, haben Mr. Childe und sein Komplize Miss
McBogle an Händen und Füßen gepackt.«
»Sie haben sie nicht zuerst bewußtlos
geschlagen?«
»Nein. Mr. Childe hatte den Knüppel,
mit dem er Eustace niedergeschlagen hat, über Bord geworfen. Ich nehme an, er
war sicher, daß er gemeinsam mit seinen vier abgerichteten Bären leichtes Spiel
haben würde, drei wehrlose Frauen zu überwältigen. Womit er ja auch recht
hatte, wie Sie wissen. Als ich versucht habe, Miss McBogle zu helfen, haben die
beiden Männer, die bis zu diesem Zeitpunkt an dem ganzen Tumult nicht
teilgenommen hatten — die beiden Männer dort drüben — , mich ebenfalls an
Händen und Füßen gepackt. Die vier haben uns hin und her geschaukelt, dann
haben sie bis drei gezählt und uns so weit wie möglich über Bord geworfen.«
Leutnant Blaises Gesicht zuckte. »War
der Mann am Steuerrad ebenfalls an dem Mordversuch beteiligt?«
»Einspruch, Leutnant!« Roland Childe
hatte offenbar sein altes Selbstbewußtsein wiedergefunden. »Der Begriff Mordversuch
scheint mir reichlich unangemessen. Es handelte sich lediglich um einen kleinen
Scherz, der allerdings zugegebenermaßen ein wenig rauh ausgefallen ist. Wir
hätten die Damen sofort wieder aus dem Wasser gefischt, wenn nicht plötzlich
dieser Riesenwal aufgetaucht wäre und uns angegriffen hätte. Die kräftige Dame
dort drüben ist durchgedreht und über Bord gesprungen, dann ist auch noch unser
Steuermann in Panik geraten und hat den Motor voll aufgedreht, bevor ich Zeit
hatte, etwas zu unternehmen.«
Die einzige Methode, diesem
unverschämten Lügner beizukommen, bestand darin, ihn zu ignorieren. Helen
sprach unbeirrt weiter. »Um auf Ihre Frage zurückzukommen, Leutnant Blaise,
nein, der Mann am Steuerrad war an dem Mordversuch nicht beteiligt.«
»Hat er denn versucht, die anderen an
der Ausführung ihres Plans zu hindern?«
»Das würde ich nicht sagen. Er hat
dagestanden und sich halbtot gelacht. Die Männer haben alle gelacht.«
»Was sagen Sie dazu, Miss McBogle?
Stimmen Ihre Beobachtungen mit dem überein, was Mrs. Shandy gerade gesagt hat?«
»Sie hat mehr gesehen als ich«,
antwortete Catriona. »Ich habe nicht gesehen, wie Eustace Tilkey
niedergeschlagen wurde, weil ich mich, wie Mrs. Shandy bereits sagte, zu diesem
Zeitpunkt noch unter Deck befand. Als ich den Bären am Steuerrad sah, habe ich
ihn gefragt, wo Eustace sei, und er sagte, Eustace sei nach vorne gegangen, um
nach Walen Ausschau zu halten. Das hat mir nicht eingeleuchtet. Ich konnte
sehen, daß Eustace nicht auf dem Kajütendach stand, und Sie wissen ja, wie groß
das
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