Wenn der Wetterhahn kräht
aber sie hat so getan, als sei es ein toller Witz.«
»Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür,
daß sie übermäßig reich ist? Zieht sie sich beispielsweise besser an, als es
die Frau eines Pädagogen normalerweise tun würde? Ich vermute mal, Guthrie
pflückt das Geld nicht gerade von den Bäumen, die er in seinen Baumschulen
aufzieht.«
»Nein, ich glaube auch nicht, daß er in
seinem Beruf schnell reich wird. Was die Kleidung von Elisa Alicia betrifft,
ist ›besser‹ wohl kaum das mot juste, da sie eine Art perversen Genuß
daraus zu ziehen scheint, sich so unvorteilhaft wie möglich zu kleiden. Aber
sie kauft teure Klamotten, und ihr sogenannter Modeschmuck sieht aus, als sei
er in Wirklichkeit echt. Guthrie würde es sowieso nicht merken, der arme Kerl.
Ich weiß auch nicht, ob er ihr einfach alles glaubt, oder bloß aufgehört hat,
ihr zuzuhören. Einmal hat sie allerdings selbst ihn aus der Fassung gebracht,
da ist sie nämlich in seinem alten braunen Toyota weggefahren und in einer
nagelneuen Limousine zurückgekehrt, einem knallgrünen Cadillac Sedan de Ville.«
»Herr des Himmels!« rief Peter. »Hat
sie ihm das erklären können?«
»Sie hat ihm verklickert, der Toyota
habe ihrer Persönlichkeit nicht entsprochen, außerdem sei der Kofferraum für
ihre Handelsgüter zu klein gewesen. Sie hatte den Caddie bar bezahlt und den
Toyota dann in Zahlung gegeben, daher blieb Guthrie nicht viel mehr übrig, als
still vor sich hin zu kochen. Er hat sich bis jetzt standhaft geweigert, auch
nur einen Fuß in den neuen Wagen zu setzen.«
»Dann fährt sie also immer ganz allein?«
»Soweit ich weiß, ja. Sie hat meist so
viel zerbrechliches Zeug dabei, daß es so wahrscheinlich ohnehin am
praktischsten ist. Sie behauptet immer, daß sie furchtbar gern fährt und
sowieso nichts Besseres zu tun hat und es ihr daher nichts ausmacht, ein paar
Tage mehr oder weniger unterwegs zu sein.«
»Dann packt sie einfach ihr Zeug
zusammen und fährt los, sobald ihr danach ist?«
»Genau. Und sie sagt Guthrie nie, wohin
sie fährt, wann sie zurückkommt oder wo er sie erreichen kann, falls er
zufällig das Bedürfnis danach haben sollte. Vielleicht verbringt sie
tatsächlich die ganze Zeit damit, ihren Kram zu verkaufen, vielleicht tut sie
auch irgendwas völlig anderes. Aber die Sachen, die sie verkauft, macht sie
wirklich selbst, ich habe schon oft gesehen, wie sie daran gearbeitet hat. Es
sind zwar keine Sachen, die ich mir zulegen würde, aber sie sind recht hübsch
gemacht. Sie kann gut malen und dekorieren, und könnte durchaus die Leinwand
mit der Guy-Lombardo-Aufschrift als Tarnung für die ›Ethelbert Nevin‹ gemacht
haben. Mehr weiß ich leider auch nicht, Peter. Ich weiß nicht mal, ob Guthrie
sehr viel mehr über sie zu sagen hätte, aber das läßt sich ja leicht
herausfinden. Möchten Sie Sahne zu den Erdbeeren?«
Peter nahm die Sahne dankend an und aß
seine Erdbeeren in einem Zustand der Verwirrung, was er sehr bedauerte, da sie
hervorragend schmeckten und seine ungeteilte Aufmerksamkeit verdient hätten.
Danach entschuldigte er sich bei den Damen und machte sich auf, um seinem alten
Schulfreund einen Besuch abzustatten.
Guthrie wirkte etwas niedergeschlagen,
er stand einfach nur da und starrte gedankenversunken in das üppige Blattwerk
einer Kastanie, die geradezu der ideale Nistplatz für Miss Binks gewesen wäre.
»Was ist los, Guth?«
»Ach, hallo, Pete. Nichts besonderes.
Ich habe nur ein bißchen nachgedacht. Hast du schon zu Abend gegessen?«
»Ja. Du hättest bleiben sollen.
Catriona ist eine hervorragende Köchin.«
»Ich weiß. Ich wäre schrecklich gern
geblieben, aber — ach, verdammter Mist, Pete. Das Leben kann manchmal richtig
grausam sein. Entschuldige bitte, ich will dich nicht deprimieren. Komm, ich
zeige dir den Campus. Es ist hier bei uns sicher ganz anders als bei euch in
Balaclava.«
»Es ist überall ganz anders als in
Balaclava«, versicherte Peter. »Gelegentlich sogar in Balaclava selbst. Hast du
Präsident Svenson je kennengelernt?«
»Ich habe von ihm gehört.« Guthrie sah
nicht mehr ganz so traurig aus und begann zu grinsen. »Er scheint ein wahrer
Teufelsbraten von einem Vorgesetzten zu sein.«
»Ach, so schlimm ist er auch wieder
nicht. Wenigstens ist er nie langweilig.«
Sie schlenderten über das Schulgelände
und tauschten akademische Klatschgeschichten aus. Guthrie weihte Peter in die
Geheimnisse seiner neuesten Baumzucht ein, die der Gartenbauexperte
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